Glinde. 153 Wohnungen auf dem Areal des Alten Gleisdreiecks in Glinde sind nicht vor September 2017 fertig. Und selbst das ist fraglich.

Ende 2016 sollten sie einzugsbereit sein, die 153 Wohnungen mit 60-prozentigem öffentlich geförderten Anteil auf dem 2,1 Hektar großen Areal des Alten Gleisdreiecks zwischen Möllner Landstraße, Am Sportplatz und Schrödersweg im Zentrum Glindes. Das war der ursprüngliche Plan des Investors. Doch davon ist beim Wohnungsunternehmen Semmelhaack keine Rede mehr. Die Fertigstellung wird sich verzögern. „Ich gehe von September 2017 aus“, sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung.

Doch selbst das ist nicht sicher. Bevor die Politik den Bebauungsplan verabschieden kann, was für das erste Quartal kommenden Jahres angedacht ist, muss die Stadt bei der Kommunalaufsicht des Kreises nachweisen, dass sie das Baugrundstück nicht zu billig verkauft hat. An der Stellungnahme sitzen Juristen bereits seit zweieinhalb Monaten. Obendrein könnte die Bürgerinitiative Glinder Gleisdreieck die Realisierung mithilfe eines Normenkontrollverfahrens weiter in die Länge ziehen, das 20-Millionen-Euro-Projekt womöglich sogar zunichte machen.

Die Protestler waren es auch, die wegen des im Februar dieses Jahres geschlossenen Grundstückskaufvertrags zwischen Glinde und Semmelhaack eine Beschwerde bei der Kommunalaufsicht eingereicht haben. Sie werfen der Stadt vor, dass sie eine 12.405 Quadratmeter große Fläche unter Marktwert veräußert hat. In dem Kontrakt ist der Quadratmeterpreis auf 74 Euro festgelegt. Diesen Wert hatte der Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Kreis Stormarn ermittelt, eine Behörde, die ihren Sitz in der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe hat, aber unabhängig von dieser arbeitet.

Bodenrichtwert für Mehrfamilienhäuser liegt bei 215 Euro pro Quadratmeter

Initiativensprecher Michael Riedinger hat den Vertrag eingesehen. Konkret will er den dort verwendeten Begriff Bauerwartungsland nicht akzeptieren. Dieses ist risikobehaftet, weil noch kein Bebauungsplan vorliegt und daher günstiger als Bauland. Für Riedinger ist das Gleisdreieck jedoch Bauland. „Semmelhaack hat so viele Bedingungen aufgestellt und kann jederzeit zurücktreten, wenn eine nicht erfüllt wird. Die Firma geht also kein Risiko ein.“ Der Bodenrichtwert für Mehrfamilienhäuser in Glinde liegt bei 215 Euro, in der Realität wird sogar mehr bezahlt. Riedinger: „Es ist zu klären, ob die Stadt Vermögen verschenkt hat. Wir wollen keine Bebauung.“

Dass die Stellungnahme der Stadt so lange dauert, verwundere ihn. Der Initiativensprecher: „Wenn das alles unproblematisch ist, müsste es schneller gehen.“ Laut Hermann Harder, Fachdienstleiter der Kommunalaufsicht, ist die Sache sehr komplex. Er steht im regen Kontakt mit der Glinder Verwaltung und sagt: „Für die Stadt geht es um Rechtssicherheit, und wir beraten sie dabei, sind nicht Anwalt einer Initiative.“

Bürgermeister Rainhard Zug geht davon aus, „dass die Details bis Ende des Jahres geklärt sind“. Warum das Anfertigen der Stellungnahme so zeitintensiv ist, darüber möchte er nicht sprechen. Eines ist jedoch klar: Solange die Kommunalaufsicht den Vertrag nicht abgenickt hat, wird es keinen städtebaulichen Vertrag zwischen Glinde und Semmelhaack und damit auch keinen Bebauungsplan geben.

Der Investor hat bisher rund 350.000 Euro in das Projekt investiert. Die vom Land zugesagten Fördermittel sind laut Thede trotz der Verzögerung sicher. „Dass wir den angestrebten Zeitplan nicht einhalten, ist wegen der Komplexität des Vorhabens nicht ungewöhnlich“, sagt er. Zudem seien durch Sabotage bei Vorarbeiten auf dem Gelände vier Monate verloren gegangen. Das habe das Unternehmen 30.000 Euro gekostet. Unbekannte hatten gleich dreimal Bohrmarkierungen aus dem Boden gerissen.

Für den Fall einer Klage hat die Verwaltung einen Plan

Selbst wenn die Stadt mit ihrer Stellungnahme Erfolg haben sollte, ist die nun angestrebte Grundsteinlegung im September kommenden Jahres nicht gesichert. Die Bürgerinitiative könnte klagen und ein Normenkontrollverfahren anstreben. Riedinger: „Darüber haben wir schon nachgedacht.“ Laut Zug könnte das für bis zu sechs weitere Monate Verzögerung sorgen. Er sagt: „Es gibt interne Planungen für den Fall einer Klage.“