Bargteheide. Der gebürtige Syrer Hazzal von Ciminski und drei Kollegen helfen Flüchtlingen in Bargteheide und Umgebung, sich besser zurechtzufinden.
Für viele Flüchtlinge in Bargteheide und Umgebung ist Hazzal von Ciminski der Mann für alle Fälle. Er ist Syrer, lebt seit 15 Jahren in Deutschland und ist einer von vier Sprach- und Kulturmittlern im Kreis Stormarn. Seit Oktober arbeitet er für die Stadt und das Amt Land Bargteheide. Seine Aufgaben sind vielfältig. Der 38-Jährige begleitet Flüchtlinge bei Arztterminen oder Behördengängen, arbeitet als Dolmetscher und hat ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ängste der Asylbewerber. Bei all der Unterstützung, die er leistet, ist von Ciminski eine Sache besonders wichtig. Der zweifache Familienvater, der einst von einer deutschen Pflegefamilie adoptiert worden ist, sagt: „Die Flüchtlinge sollen alle selbstständig bleiben oder es werden.“ Dafür verfolgt er eine klare Strategie: Streng sein, Respekt verschaffen.
Zweimal pro Woche hat derSprachmittler feste Sprechzeiten
An der Bürotür von Sprachmittler von Ciminski hängt ein Notizzettel in arabischer Sprache. „Den habe ich aufgehängt, damit die Flüchtlinge sofort wissen, dass sie hier richtig sind“, sagt er. Zweimal in der Woche hat der Sprachmittler feste Sprechzeiten in Bargteheide. An den anderen Tagen arbeitet er beim Kreis in Bad Oldesloe. Er schließt seine Bürotür hinter sich, macht sich auf den Weg zum Auto. Heute fährt er wieder zu verschiedenen Flüchtlingsfamilien. Sein erstes Ziel ist die Wohncontainerunterkunft an der Straße Am Krögen in Bargteheide. Seit Oktober wohnen dort Asylbewerber.
Die vier Wohncontainer haben Ähnlichkeit mit Holzhäusern aus Schweden. Sie sind dunkelrot angestrichen und haben weiße Fensterrahmen. Von Ciminski klopf an eine Tür, eine Klingel gibt es nicht. Wenige Minuten später steht er schon in der 50 Quadratmeter großen Wohnung. Alijarkho Ahmid aus Syrien hat ihn reingelassen. Seine Frau und seine drei Kindern sind gerade unterwegs. Paten haben sie abgeholt und sind mit ihnen zur Kleiderkammer gefahren. Vater Alijarkho räumt derweil die Wohnung auf, die sie erst am Tag zuvor bezogen haben. Von Ciminski fragt ihn, ob alles in Ordnung sei. Der Flüchtlingsvater antwortet rasch und lächelt. Er und seine Familie seien froh darüber, eine so tolle Unterkunft zu haben.
Dann reden die beiden Syrer weiter, sie lachen viel. Ahmid sagt zu seinem Sprachmittler, dass er sich schon darauf freue, Deutsch zu lernen. Nächste Woche solle es vielleicht losgehen. Denn er habe ein klares Ziel für die Zukunft und sagt: „Ich möchte in Deutschland bleiben.“ Er müsse aber nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch die deutsche Kultur viel besser kennenlernen. Der Sprachmittler sagt: „Wir Deutschen sind zum Beispiel immer pünktlich, und wenn wir sagen, wir treffen uns um 10 Uhr, dann sind wir auch da.“ Viele Flüchtlinge seien es anders gewohnt, alles laufe bei ihnen ein wenig langsamer und stressfreier ab. „Die kommen dann eben nicht um 10 Uhr, sondern zwischen 10 und 12 Uhr“, sagt von Ciminski.
Seit Dezember 2014 fördert der Kreis Stormarn ein Projekt zur Entlastung der Kommunen bei der Aufnahme von Asylsuchenden. Für die Umsetzung des Konzeptes sind der Landesverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) sowie das Diakonische Werk des Kirchenkreises Plön/Segeberg (Diakonie) zuständig. Das Projekt kostet dem Kreis jährlich 120.000 Euro.
In einem anderen Wohncontainer wohnen zurzeit vier Männer. Einer davon ist Moohamd. Er ist auch erst tags zuvor angekommen und fühlt sich sichtlich wohl. Seine Mitbewohner schlafen noch, nur er schält schon Kartoffeln. Moohamd freut sich, als er den Sprachmittler wiedersieht. Sie setzen sich zusammen an den Tisch, auf dem eine Stereoanlage steht. Der 32-jährige Iraker hat heute ein ernstes Anliegen. Er fragt, ob sein Neffe auch nach Bargteheide kommen könne. Der ist momentan woanders untergebracht. Von Ciminski muss ihn enttäuschen: „Das wird schwierig.“ Dafür müsse er einen entsprechenden Umverteilungsantrag stellen. Die Erfolgschancen seien eher schlecht, aber er könne ihm helfe, den Antrag zu stellen.
Hazzal von Ciminski ist einer von vier Sprach- und Kulturmittlern in Stormarn. Er weiß aus Erfahrung: „Die Gründe für die Betreuung sind sehr unterschiedlich.“ Am meisten helfe er aber bei Behördengängen, kümmere sich um die örtliche Unterbringung und helfe, für die Kinder der Flüchtlinge Plätze in Kitas und Schulen zu organisieren.
Bevor Hazzal von Ciminski eine kurze Mittagspause einlegen wird, macht er sich noch auf den Weg nach Hammoor. Dort leben in einem Wohnhaus drei Flüchtlingsfamilien. Auch hier möchte sich der Familienvater ein Bild davon machen, ob es den Flüchtlingen gut geht und sie versuchen, sich an die deutsche Kultur anzupassen.