Grosshansdorf. Die Gemeinde Großhansdorf mietet Gebäude der Deutschen Rentenversicherung an. Bis zu 300 Menschen könnten darin eine Unterkunft finden.

Die Waldgemeinde Großhansdorf hat jetzt einen Weg gefunden, die Unterkunftsproblematik für Flüchtlinge im Ort zu lösen. Ab Anfang kommenden Jahres sollen Asylbewerber in das leerstehende Gebäude einer ehemaligen Reha-Einrichtung ziehen, sagt Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß dem Abendblatt auf Anfrage. Die Gemeinde hat das mehrstöckige Haus sowie eine angrenzende Jugendstilvilla für zunächst drei Jahre vom Eigentümer, der Deutschen Rentenversicherung, gemietet – mit Option auf Verlängerung.

Bis zu 300 Asylsuchende könnten dort im Notfall untergebracht werden. „Das wollen wir aber gar nicht“, betont Janhinnerk Voß im Gespräch mit dem Abendblatt. Ziel der Gemeinde sei es nach wie vor, Flüchtlinge in kleineren Einheiten über den Ort verteilt unterzubringen. Voß: „Wir werden daher zunächst nur ein Geschoss umbauen, mit Platz für bis zu 50 Personen.“ Im Bedarfsfall könne anschließend noch ein weiteres Geschoss für 50 Bewohner umgebaut werden.

Ende 2017 könnten 470 Flüchtlinge in Großhansdorf leben

70 Flüchtlinge leben aktuell in Großhansdorf. Bis Ende des Jahres werde sich die Zahl der Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten in Großhansdorf verdoppeln, so die Einschätzung des Bürgermeisters. Bis Ende des Jahres 2017 rechne er mit weiteren 300 Flüchtlingen. „Ob das tatsächlich so kommt, weiß natürlich niemand.“

Die Nachbarn der früheren Reha-Stätte habe die Gemeinde bereits informiert. Das Gespräch mit den Anwohnern sei sehr sachlich verlaufen, sagt Voß. Zwar seien auch Sicherheitsbedenken und Sorgen geäußert worden. „Aber ich glaube, die Menschen haben die Situation erkannt – und dass wir jetzt Lösungen brauchen.“ Es gehe nicht um die Frage, ob Ja oder Nein, sondern um die Aufgabe, Vorgaben der Landesregierung umzusetzen.

Das sieht auch die Großhansdorferin Veronika Peters so. Die Rentnerin lebt in unmittelbarer Nähe der künftigen Flüchtlingsunterkunft. Sie sagt: „Ich finde den Ort ideal dafür. Bevor das Gebäude abgerissen wird, können dort doch Flüchtlinge unterkommen und etwas zur Ruhe kommen.“ Sicherheitsbedenken habe sie wegen der Flüchtlinge nicht, wolle niemanden vorverurteilen. Das sollten auch andere Großhansdorfer nicht tun. Denn schließlich „sind bei uns Deutschen auch nicht alle Engel“.

Gabriele von Appen radelt oft am früheren Reha-Gelände vorbei. Sie hält das Gebäude als Asylunterkunft für ideal
Gabriele von Appen radelt oft am früheren Reha-Gelände vorbei. Sie hält das Gebäude als Asylunterkunft für ideal © Julia Sextl | Julia Sextl

Auch Gabriele von Appen hält viel von den Plänen der Gemeinde. „Ich kenne das Gebäude von innen, weil ich dort früher häufiger jemanden besucht habe. Es ist wirklich gut als Flüchtlingsunterkunft geeignet.“ Die Hoisdorferin fährt regelmäßig mit dem Fahrrad durch die parkähnliche Anlage des ehemaligen Reha-Geländes – einem idyllischen Stück Land mit ungezählten Bäumen, das von Großhansdorfern auch als Naherholungsgebiet gesehen wird.

Knapp 25 Hektar hat die Fläche, die als Filetgrundstück mitten in Großhansdorf gilt und eigentlich mit Mehrfamilienhäusern bebaut werden soll. Seit mehr als zwei Jahren gibt es dazu Gespräche zwischen Politik, Eigentümer und Investor. „An diesen Plänen wollen wir auch weiterhin festhalten. Sobald die Bauleitplanung abgeschlossen ist, wollen wir das Grundstück entwickeln“, sagt Bürgermeister Voß. Aufgrund der Vorgaben im Denkmalschutz sowie im Natur- und Landschaftsschutz sei die Bauleitplanung allerdings nicht ganz einfach.

Großhansdorfer zeigen Toleranz

In diesen Tagen beginnen die Umbauarbeiten an der neuen Flüchtlingsunterkunft. Zum einen muss der Brandschutz optimiert werden, zum anderen müssen für die einzelnen Wohneinheiten Küchen ein- und Bäder umgebaut werden. Kosten: rund 100.000 Euro. Darüber hinaus wird die Gemeinde auf Bitten der Anwohner für eine gute Beleuchtung in der Umgebung sorgen sowie Äste und Büsche an den Wegen zurückschneiden.

Schon im Januar sollen die ersten Menschen dort einziehen – dann beginnt die Arbeit von Christiana Ring. Sie ist Sachbearbeiterin im Sozialamt der Gemeindeverwaltung und Ansprechpartnerin in allen Flüchtlingsfragen. Für den Umgang der Großhansdorfer mit der Flüchtlingsthematik findet sie lobende Worte: „Die Toleranz ist glücklicherweise groß, die Menschen sehen die Notwendigkeit der Unterbringung.“

Mut machen könnten auch die Erfahrungen aus den 1990er-Jahren. Janhinnerk Voß sagt: „Die Flüchtlingsproblematik haben wir auch damals ganz gut bewältigt. Und von den Menschen, die in den 90-ern nach Großhansdorf gekommen waren, lebt heute noch eine Familie im Ort. Alle anderen sind wieder weg.“