Debatte über die Mosaiken von Rolf Laute in der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung offenbart fragwürdiges Kunstverständnis

Stellen Sie sich vor, dass im Untergrund der Stadt Ahrensburg ein echter Schatz verborgen ist, der für jeden sichtbar ist. Doch sonderbarerweise wird er von den meisten, die daran vorbeigehen, nicht wahrgenommen.

Was für eilige Passanten im Tunnel unter der Manhagener Allee gilt, sollte nicht unbedingt für diejenigen gelten, die es besser wissen sollten. Doch die jüngste Stadtverordnetenversammlung bot ein aufschlussreiches Schauspiel für die fragwürdige Kompetenz mancher Politiker, in Fragen der Kunst zu entscheiden.

Auf der Tagesordnung stand als eher marginales Thema die finale Finanzierung eines unvollendeten Werkes, das 1990 im Auftrag der Stadt als Kunst am Bau im Manhagener Tunnel begonnen worden war. Es ging jetzt in der Stadtverordnetenversammlung um 21.000 Euro für acht Mosaiken, die nach detaillierten Plänen des inzwischen verstorbenen Künstlers Rolf Laute von dessen früherer Frau in den kommenden Jahren ergänzt werden sollen. Wohlgemerkt: Das Geld für die acht Werke soll durch Sponsoring und Spenden zusammengetragen werden. Die Stadt Ahrensburg würde für maximal zehn Prozent der Summe einstehen und zudem in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Heidi Laute-Sies einen Flyer erstellen, der für Spenden werben soll.

Laute hat ein klares Konzept hinterlassen

Ein überschaubares Projekt, das zwar im Ausschuss und auch im Stadtparlament eine politische Mehrheit bekam, aber auch Widerstände mobilisierte. Die SPD-Fraktion schlug vor, dass es doch besser wäre, das Werk so unvollendet wie bisher zu belassen. Und die fehlenden Bilderrahmen zeitgenössischen – möglichst Ahrensburger – Künstlern oder Schülern zur Ergänzung zu überlassen. Das wäre auch deswegen sinnvoll, weil der Künstler Rolf Laute tot sei und eine posthume Vervollständigung kein Original sein könne.

Wohlgemerkt: Laute hat ein klares Konzept hinterlassen – und die Bitte an seine Ex-Frau, die damals seine Assistentin war, das Ganze nach seinen detaillierten Anweisungen zu vollenden. Das würde garantieren, dass die „Galerie der Hände“, die allen Ahrensburgerinnen gewidmet ist und deren Herzstück Details berühmter Bilder der Kunstgeschichte als großformatike Kachelmosaiken zeigt, endlich als Kunstwerk aus einem Guss vollendet werden könnte. Der Vorschlag der SPD-Fraktion offenbart dagegen ein erschreckendes Unverständnis – zumal die Politiker es besser wissen könnten. Denn als Mitte der 90er-Jahre absehbar war, dass Rolf Lautes Arbeit nicht vorankam, entschied die Stadt, die noch leeren Bilderrahmen für Gemälde von Schülern zur Verfügung zu stellen – der Qualitätsabfall war offensichtlich und trug dazu bei, dass Rolf Lautes Werk mit seinem überzeugenden Konzept nie angemessen gewürdigt wurde. Bezeichnend übrigens, dass Sprayer offenbar ein Gespür für Qualität haben: Sie setzten ihre Graffiti zielsicher auf die wenig überzeugenden Ergänzungsbilder aus zweiter Hand, verschonten aber alle Laute-Mosaiken.

Dass künstlerische Urteile glücklicherweise keine Frage der Fraktionsdisziplin sind, bewies am Ende der SPD-Stadtvertreter Rafael Haase, der für den Laute-Antrag stimmte. Offenbar ein Mann ohne Tunnel-Blick.