Bargteheide . Mit einer Kampagne wollen Stormarns Kaufleute sich gegen Internet-Konkurrenz behaupten. Sie bieten Beratung und bequemes Shoppen.

„Das Lächeln der Signorina“ hat die Kundin von Birgit Ristau im Online-Shop der Arkaden-Buchhandlung bestellt. Am folgenden Tag will sie sich den Kriminalroman des italienischen Autors Andrea Camilleri bei Ristau persönlich im Laden an der Bahnhofstraße abholen. Bestellt wird von zu Hause aus; Ristau beschafft das Buch in weniger als 24 Stunden. Einen Lieferservice – kostenfrei für Bargteheider Kunden – hat sie ebenfalls eingerichtet. Schneller und einfacher, da ist sich die Ladeninhaberin sicher, läuft es auch nicht beim Onlineversand-Riesen Amazon. In Zeiten des World-Wide-Web muss sich die Bargteheiderin dennoch gegen zahlreiche Konkurrenten behaupten. „Besonders kleine Einzelhändler führen einen Kampf gegen das Internet“, sagt Ristau.

Vor wenigen Tagen hat sich Ristau bei „Lass den Klick in Schleswig-Holstein“ angemeldet, einer Informationskampagne des Radiosenders R.SH. Die Initiatoren wollen die heimische Wirtschaft stärken und Anwohner dazu anregen, bei lokalen Anbietern einzukaufen, egal ob online oder im Geschäft. Der Einzelhandelsverband Nord und der Landesverband Schleswig-Holstein der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland unterstützen die Aktion.

31 Anbieter aus Stormarn haben sich bisher eingetragen

Vor acht Wochen startete das Projekt. Inzwischen haben sich mehr als 600 Anbieter aus Schleswig-Holstein auf der Internetseite eingetragen, darunter 31 aus dem Kreis Stormarn (siehe Textgalerie). „Die Händler finden das spitze, viele wollen sich beteiligen“, sagt der Projektverantwortliche Martin Hülsmann. Er ruft Verbraucher dazu auf, sich bei gleich guten Produkten für die heimischen Anbieter zu entscheiden. Das sichere im eigenen Wohnort Arbeitsplätze und ermögliche vielfältige Einkaufsmöglichkeiten. Ebenso macht Hülsmann deutlich, dass sich die regionalen Anbieter langfristig an das Konsumverhalten ihrer Kunden anpassen müssen. „Die Verbraucher schätzen die persönliche Beratung, aber auch das bequeme Bestellen von zu Hause aus“, sagt Hülsmann. „Deswegen müssen sich die Händler stärker im Internet positionieren.“

Diese Läden in 14 Stormarner Orten machen mit

Ahrensburg: Buchhandlung Heymann (Hamburger Straße), Famila (Kornkamp)

Ammersbek: Edeka (Hamburger Straße und Georg-Sasse-Straße)

Bad Oldesloe: Famila (Lily-Braun-Straße), Markant-Markt (Mühlenstraße), MKD Liweba Werbetechnik (Industriestraße)

Bargteheide: Arkaden-Buchhandlung (Bahnhofstraße), Die Fahrrad-Station (Hamburger Straße), Famila (Am Redder), Jentsch Blumen (Hamburger Straße), Nordfreun.de (Hamburger Straße)

Braak: Braaker Mühle (Braaker Bogen, Braaker Mühle)

Elmenhorst: Markant Markt (B 75)

Glinde: Braaker Mühle (Möllner Landstraße)

Großensee: Braaker Mühle (Fritz-Berodt-Straße)

Reinbek: Braaker Mühle (Grenzweg), Famila (Liebigstraße)

Reinfeld: Famila (Barnitzer Straße), Kalkberg-Café (Paul-von-Schoen-aich-Straße), Markant-Markt (Bahnhofstraße)

S iek: Braaker Mühle (Hauptstr.), Landgärtnerei Beier (Sieker Berg)

Tangstedt: Jenkel – Wilstedter Gartenbau (Henstedter Weg)

Trittau: Braaker Mühle (Bahnhofstraße), Famila (Nikolaus-Otto-Str.), MC Mode-Centrum (Poststr.), Mesch Elek-trohandel (Bahnhofstr.)

Witzhave: Braaker Mühle (Poststraße)

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Auf der Internetseite der Sieker Landgärtnerei Beier erhalten Kunden Informationen über das Pflanzensortiment, die Betriebsgeschichte sowie Tipps für ihren Garten. Auch einen Facebook-Auftritt haben die Betreiber des Familienbetriebs eingerichtet. Seit kurzem denkt Familie Beier über einen eigenen Online-Shop nach, um vor allem jüngere Kunden für sich zu gewinnen. „Wie wichtig ein Online-Shop ist, merke ich an meinem eigenen Konsumverhalten. Ich kaufe oft im Internet ein“, sagt Yannick Beier, Sohn der Inhaber Olaf und Birgit Beier. Der 23-Jährige stieg im Juli dieses Jahres in das Geschäft seiner Eltern ein. Auch die Beiers beteiligen sich an „Lass den Klick in Schleswig-Holstein“. „Es ist eine schöne Idee, dass sich Händler verschiedener Branchen unter der Initiative zusammenschließen“, sagt Yannick Beier. Nach Möglichkeit bieten die Beiers Pflanzen aus der Region an.

Ritsau: „Wir wollen zeigen, dass wir mindestens genauso gut sind wie das Netz“

Die Internetseite www.klick.sh schafft einen Überblick über die teilnehmenden Online- und Einzelhändler, Dienstleister und Gewerbetreibenden. Kunden können ihren Landkreis und die jeweilige Branche auswählen oder einen Händler direkt suchen. Händler haben die Möglichkeit, besondere Aktionen anzukündigen. Die Teilnahme an dem Projekt ist kostenlos.

Harald Laube und Hauke Heitmann (v.l.) bieten in der Reinbeker Famila-Filiale zahlreiche regionale Produkte an
Harald Laube und Hauke Heitmann (v.l.) bieten in der Reinbeker Famila-Filiale zahlreiche regionale Produkte an © HA | bschueck@wmg.loc

Auch die Supermarktkette Famila ist mit dabei. In der Reinbeker Filiale sorgt Warenhausleiter Harald Laube dafür, dass zahlreiche regionale Produkte verkauft werden. Erdbeeren, Heidelbeeren, Kartoffeln, Spargel und Salatköpfe stammen unter anderem von Stormarner Lieferanten. „Wir arbeiten langfristig und fair mit den Bauern zusammen und wollen Preiskriege vermeiden“, sagt Laube. Er beobachtet, dass viele seiner Kunden schon jetzt regionale Produkte vorziehen. „Dafür sind die Leute auch mal bereit, den einen oder anderen Cent mehr zu bezahlen“, sagt Laube.

Birgit Ristau will den Kampf gegen das Internet aufnehmen: „Wir wollen zeigen, dass wir mindestens genauso gut sind wie das Netz und dazu noch Service anbieten“, sagt Ristau. Jede Woche liest sie bis zu fünf Bücher und stellt diese auf ihrer Homepage vor. Ein Roman, der ihr den Schlaf raubte? „Das Rosenholzzimmer“ von Anna Romer.

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