Bad Oldesloe. In der Fußgängerzone stehen beinahe 20 Ladenflächen leer. Verbliebene Kaufleute schlagen Alarm. Ladenflächenmanagerin ist optimistisch.
Wer derzeit durch Oldesloes Zentrum schlendert, sieht auffallend viele leer stehende Geschäfte. Knapp 20 Läden sind es, deren Fenster teils mit Papier abgeklebt sind, teils den Blick auf trostlose Leere freigeben. Oldesloer Kaufleute schlagen bereits Alarm. Durch die Entwicklung in der Innenstadt kämen weniger Kunden. Auch die Parkplatzsituation und die vielen Baustellen hätten dazu beigetragen. Das bekommen auch die Mitarbeiter der Douglas-Filiale an der Mühlenstraße zu spüren: „Unsere Kunden kaufen jetzt offenbar in Lübeck ein. Im Moment ist eine unserer Kolleginnen dort in einer Filiale eingesetzt. Und sie hat uns erzählt, dass sie da schon mehrere unserer Kunden wiedergetroffen hat“, sagt Douglas-Mitarbeiterin Anne Schostag.
Die Niederlassung der Parfümerie liegt schräg gegenüber der ehemaligen Ihr-Platz-Filiale. Schostags Kollegin Swenja Wildhagen sagt: „Das Haus steht schon seit mindestens zwei Jahren leer. Das war hier mal eine A-Lage. Davon kann jetzt keine Rede mehr sein.“ Und das hat Folgen: „Aufgrund der vielen Leerstände hat die Marke Chanel Bad Oldesloe verlassen“, sagt Wildhagen. Vor eineinhalb Jahren sei das schon gewesen. Nicht nur Douglas darf das Angebot nicht mehr in der Filiale präsentieren, auch die Konkurrenz sei davon betroffen, so Wildhagen. „Wir haben dadurch Umsatzeinbußen. Chanel wird viel nachgefragt.“
Auch Niklas Zebold, der bei seinem Onkel im Fischfeinkostladen an der Hindenburgstraße arbeitet, beschäftigen die vielen Leerstände. „Vor zwei, drei Jahren hat die Innenstadt noch ganz anders ausgesehen.“ Jetzt steht das Geschäft neben dem Fischladen leer. Der Modeladen gegenüber sucht einen Nachmieter, seit Dezember läuft der Ausverkauf. „Das Problem sind die teuren Mieten hier“, sagt Zebold. So soll das gegenüberliegende Modegeschäft bereits mehrere potenzielle Nachmieter gehabt haben, die offenbar aufgrund des Mietpreises wieder abgesprungen sein sollen.
Kaltmiete liegt bei mehr als 20 Euro pro Quadratmeter
Die Thematik der teils hohen Mieten ist auch der Stadtverwaltung bekannt. Um das Problem in den Griff zu bekommen, hat sie die Leiterin der Bauverwaltung, Inke Koch, zusätzlich noch als Ladenflächenmanagerin eingesetzt. „Die Kaltmiete liegt bei zehn bis teils mehr als 20 Euro pro Quadratmeter“, sagt Koch. „Bei einer Fläche von 100 Quadratmetern soll man dann vielleicht mehr als 2000 Euro bezahlen. Dazu noch Nebenkosten und Personal – das ist für einen Existenzgründer kaum zu schaffen.“ Ihr Vorschlag: Die Hauseigentümer sollten sich anfangs mit geringeren Mieten zufriedengeben und nach zwei, drei Jahren nachverhandeln. „Das haben jetzt schon einige so umgesetzt. Auch für den Vermieter ist das besser als Leerstand.“
Einigen Hauseigentümern scheint das allerdings egal zu sein. Viele Vermieter säßen gar nicht vor Ort, sondern befänden sich im Ausland oder in anderen Städten wie Berlin, sagt der Einzelhandelsexperte der Lübecker Industrie- und Handelskammer (IHK), Bernd Horst. „Die Häuser werden teilweise vererbt oder durch Fonds-Gesellschaften verkauft. Und da herrschen dann manchmal auch andere Mietpreisvorstellungen.“ Auch sähen Vermieter, die nicht vor Ort seinen, oft keine Notwendigkeit, einen Mieter zu finden. „Weil sie den Leerstand nicht ständig vor Augen haben“, sagt Horst. „Sie fühlen sich nicht verantwortlich für die Entwicklung der Stadt.“
Boutiquen sind out, die Nachfrage nach großen Ladenflächen steigt stetig
Als weiteres Problem nennt der IHK-Experte die Größe der Ladenflächen. „Früher gab es in den Innenstädten eher Boutiquen und Geschäfte, die Nischenbereiche abgedeckt haben. Aber heute ist es als Einzelkaufmann ungeheuer schwierig.“ Werde wie in diesem Jahr aufgrund des Wetters kaum Sommerware gekauft, könne das ein einzelner Händler mit einem einzigen Geschäft finanziell kaum ausgleichen. Vor allem 400 bis 500 Quadratmeter große Flächen sind derzeit gefragt. „Um diese anbieten zu können, könnte man die Ladenflächen zweier benachbarter Häuser zusammenlegen“, sagt Oldesloes Bürgermeister Tassilo von Bary. Auch gebe es bereits Verhandlungen mit Eigentümern, über bauliche Veränderungen. „Eingerückte Schaufensterscheiben zum Beispiel sind heute nicht mehr akzeptabel“, so von Bary.
Der Bürgermeister sieht jedoch nicht nur Hauseigentümer und Kaufleute in der Verantwortung. Auch die Oldesloer Bürger müssten ihren Teil dazu beitragen: „Alle schimpfen: Ich kriege dies und jenes nicht in Bad Oldesloe. Aber wenn sie dort nicht regelmäßig einkaufen, dann gehen die letzten Geschäfte auch noch.“ Im zunehmenden Internethandel und in den großen Ladenflächen im Oldesloer Außenbereich sieht von Bary eine Gefahr für die Innenstadt. Dennoch sieht er positiv in die Zukunft. „Einige der leer stehenden Geschäfte sind bereits vermittelt. Die neuen Mieter sind nur noch nicht eingezogen.“
Neues Café am Markplatz
So wird demnächst nach mehreren Jahren Leerstand ein neues Café am Marktplatz eröffnen. „Auch in der Hindenburgstraße wird es bald wieder zwei neue Geschäfte geben“, sagt Ladenflächenmanagerin Inke Koch. Mit zwei weiteren Kaufleuten liefen derzeit Verhandlungen mit den Vermietern. „Die Konjunktur ist wieder angesprungen. Und es passieren viele Dinge auf unterschiedlichen Ebenen. Auch die Arbeit des Marketingvereins und des Veranstaltungsmanagements fruchtet langsam“, sagt Koch. Sie sei mit allen Ladeninhabern stetig im Gespräch, habe ein Ohr für deren Bedürfnisse.
Die von den Kaufleuten geforderte Veränderung der Parkraumbewirtschaftung scheint im Verwaltungsapparat allerdings noch nicht ganz angekommen zu sein. „Wir brauchen dringend ein anderes Abrechnungssystem“, sagt Niklas Zebold aus dem Fischladen. „Im Moment muss man einen Parkschein lösen. Ist man über der bezahlten Zeit, kostet das gleich 25 Euro Strafe.“ Inke Koch kontert: „Es gibt auch die Möglichkeit, das Parkticket per Mobiltelefon abzurechnen. Das müssten wir in der Stadt wohl mal stärker bewerben.“