Ahrensburg. AOK-Zahlen zeigen: Der Kreis liegt über Landes- und Bundesschnitt. Busfahrer fehlen durchschnittlich mehr als zwei Monate.

Wer im Kreis Stormarn als Busfahrer, Metzger oder Reinigungskraft arbeitet, gehört zu den Menschen, die am häufigsten krankgeschrieben werden. Das zeigt der am Montag vorgestellte aktuelle Gesundheitsreport der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) NordWest.

Der Statistik zufolge liegt der jährliche Krankenstand – die Zahl der Tage pro Kalenderjahr, die jeder AOK-Versicherte durchschnittlich krankgeschrieben ist – in Stormarn bei 5,6 Prozent. Landesweit sind es 5,4 Prozent, bundesweit 5,2 Prozent. Der erwerbstätige Stormarner ist also häufiger krank als der durchschnittliche deutsche Arbeitnehmer.

Geschäftsführer, Vorstände und Autoverkäufer sind nur selten krank

Das könnte auch an der Lage des Kreises liegen: „Dort, wo es eine höhere Dichte an Ärzten gibt, werden die Menschen auch häufiger krankgeschrieben“, sagt AOK-Regionaldirektor Gunar Schlage. „Und am Rande von Hamburg ist das natürlich der Fall.“

Wie jedes Jahr hat die AOK bei der Erstellung ihres Gesundheitsreportes die Krankschreibungen ihrer erwerbstätigen Mitglieder im Kreis Stormarn ausgewertet. Eines allerdings habe die Krankenkasse dabei geändert: „Wir haben uns diesmal nicht nur die Fehltage in einzelnen Branchen angeguckt, sondern auch gezielt die einzelnen Berufsgruppen“, sagt Schlage. Bei denen auf Platz eins: Busfahrer. „Sie weisen durchschnittlich 50,6 Fehltage im Jahr auf. Bei 22 Arbeitstagen pro Monat sind das immerhin mehr als zwei Monate.“ Auch Beschäftigte in der Fleischverarbeitung und Reinigungskräfte fehlten mit jeweils rund 45 Tagen pro Jahr überdurchschnittlich oft.

Nur selten waren hingegen Geschäftsführer, Vorstände und Autoverkäufer krankgeschrieben. Sie fehlten zwei bis vier Tage im Jahr. „Das liegt daran, dass höhere Gehälter oft eine größere Arbeitsmotivation auslösen“, meint Gunar Schlage.

Im Branchenvergleich weisen mit 6,8 Prozent Erzieher und Lehrer den höchsten Krankenstand auf, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen (6,7 Prozent) und dem verarbeitenden Gewerbe (6,3). Niedrige Krankenstände lassen sich hingegen im Energie- und Entsorgungssektor (3,8) und bei Dienstleistern (4,9) erkennen. Wie genau diese Zahlen zustande kommen, kann Schlage nicht sagen. Eines stehe aber fest: Körperliche Arbeit allein ist kein Grund mehr für ein höheres Krankheitsrisiko. Im Gegenteil: Wo die Psyche eine Rolle spiele, beispielsweise durch das Übernehmen von Verantwortung, sei oft sogar ein höherer Krankenstand zu verzeichnen als dort, wo Knochenarbeit verrichtet wird, so Schlage. „Das hat sich im Laufe der Zeit deutlich verändert.“

Die Gründe, aus denen Stormarner krankheitsbedingt zu Hause bleiben, seien allerdings nach wie vor dieselben: „Muskel- und Skeletterkrankungen verursachen unverändert die meisten Fehltage in Stormarn“, sagt AOK-Niederlassungsleiter Jens Bojens. „Sie sind für ein Viertel aller Fehltage verantwortlich. Es folgen psychische Erkrankungen mit 11,3 Prozent, Verletzungen mit zehn und Atemwegserkrankungen mit 9,9 Prozent.“ Letztere seien allerdings immerhin für 19,9 Prozent aller Krankschreibungen verantwortlich.

Psychische Erkrankungen lassen sich nur schwer verhindern

Sowohl Gunar Schlage als auch Jens Bojens ist eines aufgefallen: Die Zahl der psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Burn-Out sind in der vergangenen Zeit immer weiter angestiegen. Vor fünf Jahren waren sie noch die dritthäufigste Ursache für die krankheitsbedingten Fehlzeiten der Stormarner, heute belegen sie bereits Platz zwei.

Schlage vermutet, dass das an mangelnder Prävention liegt: „Es gibt in allen Bereichen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung“, sagt er. „Viele Betriebe bieten Schulungen an, in denen Mitarbeiter lernen, rückenschonend an Schreibtischen zu sitzen oder rückendschonend hohe Gewicht zu heben.“ Die Vorbeugung psychischer Probleme komme hingegen viel zu kurz. Problematisch sei auch, dass psychisch Erkrankte besonders lange ausfielen, so Schlage. „Durch die verschiedenen Arten der Erkrankungen ist es aber auch sehr schwierig, vorbeugende Maßnahmen zu entwickeln. Deswegen wird dieser Trend in den nächsten Jahren wohl so weitergehen.“

Daten von 17.348 Mitgliedern ausgewertet

Die Krankschreibungen von insgesamt 17.348 ihrer erwerbstätigen Mitglieder hat die AOK NordWest für den Stormarner Gesundheitsreport 2014 ausgewertet. Davon waren 10.894 Mitglieder männlich und 6454 weiblich.

Stormarner Betriebe, die ihren Krankenstand senken wollen, können sich im Internet an die AOK wenden (www.aok-bgf.de). Diese bietet, nach einer Analyse der Situation, spezielle Maßnahmen zur Gesundheitsförderung an.

Im Vergleich zu anderen Kreisen schneidet Stormarn schlecht ab. So weisen die AOK-Versicherten Nordfrieslands einen Krankenstand von nur 4,8 Prozent und die des Kreises Herzogtum-Lauenburgs einen von 5,3 Prozent auf.

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