Ahrensburg. Krankenkasse AOK registriert im Kreis Stormarn 47 Fälle von Vollrausch im vergangenen Jahr. Vor allem Mädchen sind gefährdet.

Vollrausch unter Stormarner Jugendlichen: Die Zahlen zeigen, dass Prävention weiterhin ein wichtiges Thema bleibt. Eine aktuelle Auswertung der Krankenkasse AOK NordWest hat ergeben, dass die Zahl der jungen Leute im Alter von zwölf bis 20, die im Jahr 2014 mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wurden, noch immer alarmierend hoch ist. 47 Jugendliche waren es, zwei weniger als im Jahr zuvor. Zudem gebe es eine hohe Dunkelziffer, sagt AOK-Niederlassungsleiter Jens Bojens aus Ahrensburg. Alkohol bleibe Suchtmittel Nummer eins unter Jugendlichen.

„Diese Zahlen zeigen, dass wir nicht nachlassen dürfen, junge Menschen über die Gefahren des Rauschtrinkens aufzuklären. Früher Alkoholkonsum kann zu langfristigen Gesundheitsschäden führen und erhöht die Gefahr, später abhängig zu werden“, sagt Bojens. So sieht das auch Regina Kostrzewa, Geschäftsführerin der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein (LSSH): „Auch unsere aktuellen Erkenntnisse zeigen, dass Prävention mit dem Ziel, einen kompetenten Umgang mit Alkohol zu bewirken, unbedingt fortgesetzt werden muss.“

Mit durchschnittlich 13,7 Jahren trinkt ein Jugendlicher erstmals Alkohol

Die Studie „Schulspiegel“ der LSSH aus diesem Jahr bietet einen Einblick in das Konsumverhalten der Jugendlichen. Demnach liegt das Durchschnittsalter beim ersten Alkoholkonsum bei 13,7 Jahren. Der erste „subjektive“ Alkoholrausch trete durchschnittlich im Alter von 15 auf.

Kostrzewa, die an der Studie mitgewirkt hat, macht auf ein weiteres Ergebnis aufmerksam: Mädchen tränken bedeutend häufiger bis zum Rausch. „Sie emanzipieren sich über Suchtmittel. Das war früher mal die Zigarette. Doch die ist nicht mehr im Trend. Heute beweisen sie sich, indem sie Alkohol trinken. So zeigen sie: Ich kann mithalten.“ Mädchen versuchten dadurch, sich gleichzustellen, so die Suchtexpertin, aber das gelinge oft nicht, denn sie seien in der Regel schneller betrunken. Insofern sollten Suchtpräventionskräfte auf Mädchen ein besonderes Augenmerk haben, rät sie

Präventionsprojekte in Schleswig Holstein gibt es. Ein positives Beispiel ist laut AOK-Niederlassungsleiter Jens Bojens das Programm ‚AlcoMedia – Voll das Leben!‘ seines Arbeitgebers und der LSSH. Es wird landesweit an Schulen umgesetzt und informiert Jugendliche über Ursachen und Folgen eines riskanten Alkoholkonsums. Die Schüler reflektieren mit Lehrern und den Suchtexperten vor Ort ihren derzeitigen Umgang mit Alkohol und erhalten wertvolle Tipps.

Christoph Schmidt vom Sucht- und Drogenberatungszentrum Südstormarn in Reinbek setzt auch auf Präventionsarbeit an Schulen. Die beginnt schon in den Grundschulen. „Je früher die Prävention, desto effektiver“, sagt Schmidt. In den älteren Jahrgängen wie in den achten oder neunten Klassen gehe es nicht mehr darum, zu verhindern, dass die Jugendlichen Alkohol trinken. „Man kann ihnen nicht sagen, tut es nicht. Wir klären sie über die Risiken auf: Was kann passieren, ab wann wird der Alkoholkonsum problematisch?“ In diesem Rahmen sind Schmidt und seine Kollegen mindestens zweimal pro Woche an den Stormarner Schulen und erreichen rund 1500 Schüler pro Jahr.