Bad Oldesloe. Bürger äußern bei Einwohnerversammlung in der Festhalle Verständnis und Zuspruch. Viele wollen sich ehrenamtlich engagieren.

Hilfe statt Angst: Bad Oldesloe hat bei der Einwohnerversammlung zum Thema Flüchtlinge ein klares Zeichen gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit gesetzt. Die „besorgten Bürger“ blieben offenbar zu Hause. Die Plätze in der Festhalle hingegen waren alle belegt.

„Unsere Stadt ist nicht braun, sie ist bunt“, sagte Bürgermeister Tassilo von Bary. „Ausschreitungen wie in Freital oder Heidenau wird es hier nicht geben. Wir informieren unsere Bürger.“ Bei der Einwohnerversammlung referierten Stadtverwaltung und Diakonie, die im Kreis Stormarn die ankommenden Flüchtlinge betreut, über die derzeitige Situation in der Kreisstadt.

Die Stadtverwaltung wird derzeit vor eine große Aufgabe gestellt. Wöchentlich treffen am Bahnhof neue Flüchtlinge ein. Sie kommen mittlerweile direkt aus Auffanglagern wie dem in Neumünster. Bislang sind in diesem Jahr 81 Flüchtlinge der Kreisstadt zugewiesen worden. Bis zum Jahresende werden 156 weitere hinzukommen.

„In Bad Oldesloe hat es schon immer Flüchtlinge gegeben, das ist nichts Neues“, sagt Bürgeramtsleiter Thomas Sobczak, dessen Fachbereich auch für das Ordnungsamt und Sozialamt zuständig ist. „Aber die Frequenz ist eine andere und stellt uns vor neue Aufgaben.“ Bislang verfolge man wir das Konzept der dezentralen Unterbringung. „Aber aufgrund der Entwicklungen müssen wir Flüchtlinge zukünftig auch zentral unterbringen.“ Das heißt konkret: in Flüchtlingsheimen.

Bald werden Flüchtlinge im ehemaligen Schwesternwohnheim untergebracht

In den vergangenen Monaten hat sich das Bauamt eingehend mit dem Thema beschäftigt, kurz-, mittel- und langfristige Lösungsmöglichkeiten entwickelt. „Wir mieten weiterhin auch Wohnungen an“, sagt Bauamtsleiter Thilo Scheuber. Die Vermieter von Wohnraum seien meist sehr kooperativ. „Doch das Anmieten reicht nicht mehr.“ Von den neuen Flüchtlingszahlen wurde auch die Kreisstadt überrascht. So sind derzeit 29 Flüchtlinge in der Turnhalle in der Schule am Kurpark untergebracht.

Bürgermeister von Bary: „Das ist eine Notlösung, aber besser als die Unterbringung in Zeltstädten wie in Hamburg. Das ist einfach unmenschlich.“ Mittelfristig soll das ehemalige Schwesternwohnheim hergerichtet werden. „Ende November oder Anfang Dezember werden hier die ersten Flüchtlinge einziehen können“, sagt der Verwaltungschef. Insgesamt könnten dort 80 bis 100 Asylbewerber untergebracht werden. Langfristig prüft das Bauamt die städtischen Grundstücke nach Möglichkeiten, dort Mehrfamilienhäuser zu errichten.

Doch Unterbringung allein ist nicht Integration. Die Menschen, die aus fremden Ländern hierher kommen und vielleicht den Rest ihres Lebens hier verbringen, müssen in die Gesellschaft integriert werden. „Die Menschen die zu uns kommen, sind oft traumatisiert“, schildert Nauwa Saleh von der Diakonie, die die Neuankömmlinge betreut. „Sie haben eine lange Flucht hinter sich, mussten mit Schleusern reisen, weil es für die Absicht, einen Asylantrag zu stellen, kein Visum gibt. Viele müssen Familienmitglieder zurücklassen oder verlieren sich während der Flucht aus den Augen.“

Nauwa Saleh (l.) und Shirin Moghadam (beide Diakonie) referierten über die Flüchtlingsarbeit in Bad Oldesloe
Nauwa Saleh (l.) und Shirin Moghadam (beide Diakonie) referierten über die Flüchtlingsarbeit in Bad Oldesloe © HA | Finn Fischer

Die meisten Asylbewerber kommen aus Ländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan. Erfreulich: Von vielen Oldesloern kommen schon jetzt Hilfsangebote. Shirin Moghadam, Erstbetreuerin bei der Diakonie: „Nur so ist Integration möglich, wenn Interesse und Hilfe aus der Bevölkerung kommt und nicht nur von öffentlichen Stellen.“

Auch bei der Einwohnerversammlung erklärten sich anschließend viele Menschen bereit, die Diakonie ehrenamtlich zu unterstützen. In Listen konnten sich Freiwillige eintragen und boten ihre Hilfe an.

Schon bei der Diskussion, bei der sich Einwohner äußern konnten, war die Tendenz klar. „Ich möchte mich nicht schämen, Oldesloerin zu sein. Ich finde es gut, dass das Schwesternwohnheim zu einer Flüchtlingsunterkunft wird“, sagte eine Anwohnerin. „Ich werde auf diese Menschen zugehen.“