Bargteheide. Maria Hartmann und Volker Lechtenbrink lasen aus dem Briefwechsel des Komponisten mit Nadeschda von Meck. Dazu erklang Akkordeon.

Peter Tschaikowsky war schwul. Der Komponist, der im Mittelpunkt des Schleswig-Holstein Musik Festivals steht, hielt seine Neigung geheim. Es hätte sonst das Ende seiner Karriere bedeutet – im Russland des 19. Jahrhunderts. Wie es wohl heute wäre? Mehr als 240 Briefe zwischen ihm und seinem ebenfalls homosexuellen Bruder wurden lange unter Verschluss gehalten.

Sie schwärmerisch, er vor allem dankbar

Beim Festival-Abend im Kleinen Theater Bargteheide war davon nichts zu hören. Hier ging es um den historischen Briefwechsel zwischen Tschaikowsky und seiner Förderin Nadeschda von Meck, um Einblicke in seinen Schaffensprozess und in eine Freundschaft, die ihn finanziell absicherte und zugleich als Künstler inspirierte. Maria Hartmann und Volker Lechtenbrink trafen den Ton perfekt: Sie in aussichtsloser Liebe zugetan und schwärmerisch, er vor allem dankbar. Zu wissen, wie qualvoll sich Tschaikowsky sein Leben lang verstellen musste, half die bittere Note herauszuhören. Es wurde gelacht, als er von seiner Schein-Ehe und vom Sumpf der Lügen sprach. Die Wahrheit war nicht zum Lachen.

Anrührende Klänge eines zerrissenen Künstlers

Auf der Bühne des ausverkauften Saals ein Zuhörer, der auf seinen Einsatz wartete: Denis Patkovic. Meisterhaft führt er die Vielfalt des Akkordeons vor: Orgel, Drehleier und mal das Instrument französischer Cafés. Er spielte aus Tschaikowskys Kinderalbum: Morgengebet, Beerdigung der Puppe, Süße Träumerei. Anrührende Klänge eines zerrissenen Künstlers. Ein gelungener Abend.