Bad Oldesloe. Verein „Wir für Bad Oldesloe“ ermöglicht, dass Besucher der Innenstadt kostenlos surfen können. Das geht allerdings nur übers Ausland.

Kurz von unterwegs E-Mails abrufen oder ein paar Fotos an Freunde verschicken – das wollen viele. Wer schlechten Empfang hat oder sein Datenvolumen aufgebraucht hat, sucht oft vergeblich nach kostenlosem W-LAN. In Bad Oldesloe soll sich das nun ändern.

Die Mitglieder des Vereins „Wir für Bad Oldesloe“, die sich zum Ziel gesetzt haben, den Lebens- und Wirtschaftsraum in der Kreisstadt zu stärken, haben jetzt eine Initiative gestartet. Die Organisation, die sich aus Unternehmern, Privatpersonen und Vereinen zusammensetzt, will in der Oldesloer Innenstadt flächendeckend einen kostenlosen Internetzugang anbieten.

Funktionieren kann dies aber nur, wenn genügend Geschäftsinhaber oder Café-Betreiber ihr eigenes W-LAN kostenlos zur Verfügung stellen. So wie Angela und Martin Dittmar, die an der Brunnenstraße den Sonderposten-Markt „Preisparadies“ führen. Seit Montag können Internetnutzer in einem Radius von 50 bis 100 Metern ums Geschäft herum kostenlos surfen.

Die Einkaufsstraße in der Oldesloer Innenstadt soll attraktiver werden

„Wir haben den Router ins Schaufenster gestellt, um die Reichweite zu erhöhen“, sagt Angela Dittmar. Sie und ihr Mann möchten ihren Kunden damit einen zusätzlichen Service bieten. „Zudem hoffe ich, dass es eine Initialzündung für andere Geschäftsinhaber in der Innenstadt ist“, sagt Angela Dittmar. Ihr Mann fügt hinzu: „Wir hoffen natürlich, so mehr Kunden zu gewinnen und die Einkaufsstraße so attraktiver zu machen.“

Beide sind Mitglieder im Verein „Wir für Bad Oldesloe“, der sich mit der Frage befasst hat, wie sich die Verweildauer der Menschen in der Innenstadt erhöhen lasse. „Mit kostenlosem W-LAN“, sagt das Vorstandsmitglied Günter Knubbe.

W-LAN – der kabellose Zugang zum Internet

W-LAN steht für Wireless Local Area Network. Übersetzt heißt das kabelloses lokales Netzwerk. Mit diesem kann ein Endgerät, zum Beispiel ein Laptop oder ein Smartphone, eine Verbindung zum Internet herstellen.

Kabellos ist ein wichtiges Merkmal von W-LAN. Das ist praktisch. So ist es beispielsweise innerhalb eines Hauses möglich, Internet in jedem Raum, auf dem Balkon oder im Garten zu nutzen und sich dabei frei zu bewegen. Ganz anders als früher, da Computer per LAN-Kabel mit dem Internet verbunden waren. Moderne Tablet-PCs und Smartphones haben keinen Kabelanschluss und können nur über W-LAN (und übers Mobilfunknetz) ins Internet.

Die Datenübertragung läuft über einen sogenannten W-LAN Router. Die Geschwindigkeit ist meist geringer als die bei Kabelverbindnungen.

In der Öffentlichkeit wird W-LAN immer häufiger angeboten. Dort kann sich jeder – oft zeitlich begrenzt – anmelden. Das ist zum Beispiel in Flughäfen, Cafés, Hotels oder Bücherhallen oft der Fall. hpmjd

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Vereinsmitglied René Grosche, der Geschäftsführer einer Oldesloer Werbeagentur ist, wusste dann auch schnell, wie dies umzusetzen ist. Über „Freifunk“, eine nicht-kommerzielle Initiative, können entsprechende Router bezogen werden. „Die Geräte kosten zwischen 20 und 60 Euro“, sagt Grosche. Danach fallen keine weiteren Kosten für den Anbieter an. Das besondere an den Routern von Freifunk: Sie haben eine spezielle Software, die den Internetnutzer über einen Server ins Ausland und wieder zurück lenkt. „Somit surft man mit einer ausländischen IP-Adresse“, erklärt Grosche. Mithilfe der IP-Adresse lässt sich normalerweise der Internetnutzer zurückverfolgen. In Bad Oldesloe muss sich auch niemand anmelden oder gar Allgemeinen Geschäftsbedingungen zustimmen, wie es üblicherweise Usus ist.

Die Vereinigung Freifunk, die sich aus Spenden finanziert, hat dieses Schlupfloch gefunden, weil die Rechtsprechung in Deutschland bei der Haftung nicht eindeutig ist. Die sogenannte „Störerhaftung“ besagt, dass Betreiber, die ihr Internet zur Verfügung stellen, haften, wenn Dritte beispielsweise illegal Filme aus dem Netz runterladen und damit gegen Urheberrechte verstoßen. In der Oldesloer Innenstadt sind die Nutzer des freien W-LANs wegen des Umwegs über das Ausland jedoch anonym im Internet unterwegs. In anderen Städten, beispielsweise in Lübeck, gibt es das Angebot ebenfalls.

Laut einer Anwältin ist der Umweg übers Ausland völlig legal

„Das ist völlig legal“, sagt Carola Sieling, Fachanwältin für Informationstechnologierecht in Hamburg, und fügt hinzu: „Die Anonymisierung einer IP-Adresse ist nicht als Gesetzeslücke zu betrachten, vielmehr verbirgt sich dahinter eine technische Umgehung, welche das Ermitteln eines Haftenden unmöglich macht.“

Sieling bestätigt damit, dass mit dieser Methode Missbrauch betrieben werden könne. „Jedoch verfolgt die Freifunk-Vereinigung auch ethische Grundsätze, die einen freien Internetzugang für alle über die Gefahr einer möglichen Straftat stellen.“

So sehen es auch die Geschäftsleute in Bad Oldesloe und Bürgermeister Tassilo von Bary, der hofft, dass kostenfreies W-LAN bald flächendeckend in der Innenstadt angeboten werde: „Die Menschen können von unterwegs das Angebot der Stadt erforschen.“ Laut von Bary werden bald auch im Kultur- und Bildungszentrum und im Stadthaus Router für freies Internet installiert.