Ahrensburg. Stadt hat 23 Hektar an die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn verkauft. Die will das neue Gewerbegebiet nun entwickeln und vermarkten.

Millionengeschäft für Ahrensburg: Die Stadt hat 23 Hektar Gewerbefläche an die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn, kurz WAS, verkauft. Seit etwa einem Jahr hatten Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach und WAS-Chef Norbert Leinius hinter verschlossenen Türen über die Fläche südlich des Beimoorwegs, die sogenannte Erweiterungsfläche Beimoor-Süd, verhandelt und die Ahrensburger Politiker schließlich ihr Einverständnis für den Verkauf gegeben – ebenfalls hinter verschlossenen Türen (wir berichteten). Und auch wenn Sarach und Leinius nun ganz öffentlich ihre Unterschriften unter den Vertrag setzten – ein bedeutendes Detail ist immer noch Geheimsache.

Um schätzungsweise 15 Millionen Euro erhöht sich die Liquidität der Stadt

Bei der Frage nach dem Kaufpreis, da werden die gut gelaunten Vertragspartner ernst und sagen, dass sie dazu vorerst noch nichts sagen wollen. Nach Schätzungen allerdings dürfte sich die Liquidität der Stadt mit dem Geschäftsabschluss um etwa 15 Millionen Euro erhöht haben – durch den Verkauf und dadurch, dass die WAS die Erschließungskosten für das künftige Gewerbegebiet übernimmt und die Stadt nun den Wirtschaftsförderern bisherige Planungskosten in Rechnung stellen kann. Allein für die Erschließung dürften das etwa acht Millionen Euro sein.

Richtig ist aber auch: Die Stadt hätte sicher mehr Geld für die Fläche eingenommen, hätte das Rathaus die Vermarktung selbst in die Hand genommen. In den letzten Jahren hatte Ahrensburg nach und nach die Flächen am Ostrand der Stadt erworben, sich bei der Vermarktung aber schwergetan. Sarach: „Für die WAS mit ihrer Erfahrung und ihren Netzwerken ist es einfacher, die Flächen zu verkaufen.“ Das bedeutet auch, dass sich wohl früher Unternehmen ansiedeln werden, die wiederum schneller ihre Gewerbesteuer an die Stadt zahlen.

V. l.: Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach,Landrat Klaus Plöger, WAS-Chef Norbert Leinius und Notar Karl Reinhold Wurch nach der Vertragsunterzeichnung
V. l.: Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach,Landrat Klaus Plöger, WAS-Chef Norbert Leinius und Notar Karl Reinhold Wurch nach der Vertragsunterzeichnung © HA | Mira Frenzel

Für die WAS auf der anderen Seite sei der Kauf ebenfalls ein Glücksfall, sagt Leinius: „Mit den neuen Flächen in Ahrensburg steigern wir die Attraktivität unseres Angebots enorm.“ Ahrensburg sei ein sehr guter Standort für Gewerbeansiedlung, auch weil die Stadt ein beliebter Wohnort mit hoher Kaufkraft, niedriger Arbeitslosigkeit und einem guten Kulturangebot sei, so der WAS-Chef. Und das seien zunehmend Faktoren, die Unternehmern neben einer guten Infrastruktur immer wichtiger seien. Ein weiteres Plus für Ahrensburg sei die Nähe zur Millionenstadt Hamburg. Gewerbegrundstücke in Stormarn bringen laut Leinius derzeit zwischen 70 und 130 Euro pro Quadratmeter. „Je größer die Nähe zu Hamburg ist, desto höher der Preis.“

In den nächsten Wochen soll das Marketing für die Erweiterungsfläche Beimoor-Süd starten. Leinius: „Wir wollen sofort Gas geben.“ Auf der Immobilienmesse vom 5. bis 7. Oktober in München soll das Stück Ahrensburg einem breiten Fachpublikum vorgestellt werden.

Nächstes Jahr soll die Erschließung des neusten Gewerbegebiets beginnen

Leinius ist sich sicher: In „fünf bis sechs Jahren“ ist der Verkauf abgeschlossen. Ende des Jahres will der WAS-Chef die Ausschreibungen für die Erschließungsarbeiten schalten, damit es 2016 losgehen kann. Der eigentliche Verkauf soll im Herbst des kommenden Jahres beginnen. Leinius: „Wir haben aber schon den ersten Interessenten, der sich ein fünf Hektar großes Grundstück reserviert hat.“

Doch zwei Hürden gebe es noch auf dem Weg zu der geplanten Erweiterung des Gewerbegebiets Beimoor-Süd. Acht Hektar der insgesamt 31 Hektar gehören einem privaten Eigentümer. Leinius: „Wir feilen gerade an letzen Vertragsdetails, gehen aber davon aus, dass wir in etwa drei Wochen unterschreiben können.“

In Arbeit ist auch noch der Bebauungsplan für das Gebiet, der Plan mit der Nummer 88. Er soll in etwa zwei Monaten rechtskräftig werden. Das bedeutet nicht weniger, als dass dann auf der Fläche gebaut werden darf.

Wer dort bauen wird, davon hat der WAS-Chef bereits eine Vorstellung. Leinius: „Wir wollen vor allem Technologie-Unternehmen und Firma ansiedeln, die gehobene Dienstleistungen anbieten.“ Ein bisschen träumt Leinius auch von einem Technologie- und einem Gründer-Zentrum sowie einer Fachhochschule. „Das wäre ein echtes Highlight für Stormarn“, sagt er.

Mit dem Ahrensburger Geschäft gehören der WAS im Kreis Stormarn nun 93 Hektar. Eine beachtliche Größe. Der Bedarf, der bei den Unternehmern besteht, der wird laut Leinius aber auch stets wachsen. Leinius: „Nach Prognosen gibt es allein in Stormarn einen Bedarf von bis zu 160 Hektar in den kommenden 15 Jahren.“

1957 wurde die WAS als eine der ersten Wirtschaftsförderungsgesellschaften in Deutschland gegründet. Sie ist zwar privatwirtschaftlich organisiert, ein Gesellschafter ist allerdings neben der Sparkasse Holstein und der Investmentbank Schleswig-Holstein auch der Kreis Stormarn. Und Ziel des aktuellen Geschäfts sei, so Leinius, nicht der große Profit, sondern die schwarze Null. Ein Wunsch, dem die Stadt Ahrensburg mit der Vertragunterzeichnung ein Stück näher gekommen ist.

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