Tremsbüttel. In unserer Sommer-Serie stellen wir Ihnen Landgasthöfe rund um Hamburg vor. Heute die Rohlfshagener Kupfermühle in Tremsbüttel.
Eines vorweg: Ein Besuch in der Kupfermühle Rohlfshagen macht in jedem Fall satt und sehr zufrieden. Darüber hinaus erleben Gäste eine Reise in die Vergangenheit. Wer ganz leise ist, hört vielleicht sogar, wie die Mauern des heutigen Gasthauses folgende Geschichte erzählen: Vor gut 500 Jahren tat sich eine Handvoll geschäftstüchtiger Kaufleute zusammen. Bei Rohlfshagen stauten sie das Flüsschen Beste, das bei Mollhagen entspringt und in Bad Oldesloe in die Trave mündet. Unterhalb des Staudammes entstand eine Schmiede mit drei mächtigen Hammerwerken. In großen Mengen kauften die Handelsleute Altkupfer, um es einzuschmelzen und unter den wuchtigen, durch Wasserräder angetriebenen Hämmern zu Haushaltsgeräten zu verarbeiten. Per Pferdewagen wurden diese dann nach Bad Oldesloe gebracht, um von dort auf der Trave ins knapp 30 Kilometer entfernte Lübeck verschifft zu werden.
Im Jahr 1863 erhielten die Betreiber der Mühle die Gaststätten-Konzession
Bereits ab dem Jahr 1580 taucht immer wieder ein Name in den alten Dokumenten der Kupferschmiede auf: Franck. „Ja, das ist tatsächlich ein Vorfahre meines Mannes Michael“, sagt Birgit Franck, Chefin des Gasthofes im Tremsbütteler Ortsteil Sattenfelde. Belegt sei auch, dass die Kupferschmiede anno 1807 vollständig in das Eigentum der Familie Franck überging. Und seitdem in deren Hand geblieben ist. 1863 erhielt der Betreiber der Mühle die Konzession für eine Gaststätte, bis 1899 wurde parallel geschmiedet und ausgeschenkt. Birgit Franck: „Hier war schon immer viel los. Damals bestand der Großteil der Gäste aus Reisenden, die auf ihrem Weg zwischen Hamburg und Lübeck auf halber Strecke Rast gemacht und sich gestärkt haben.“
So kommen Sie hin
Heute ist es dank eines Vielfachen an Pferdestärken nicht mehr zwingend nötig, eine Verschnaufpause einzulegen. Umso erholsamer, wenn man es trotzdem tut. Platz dafür bieten die unterschiedlich großen und gemütlich eingerichteten Räume der Rohlfshagener Kupfermühle genug. Festlichkeiten für zwei bis 200 Personen finden im Gasthof am verwunschen wirkenden Mühlenteich den richtigen Rahmen. „Besonders unser Biedermeier-Zimmer kommt bei vielen jüngeren Leuten sehr gut an. Sie mögen das Ambiente mit den alten Möbeln und die stilvolle Atmosphäre.“ Bis zu 30 Menschen können dort Hochzeiten, Taufen und Geburtstage feiern.
Francks haben vieles neu gemacht, ohne den Charakter des Hauses zu verändern
Birgit Franck ist für alle Veranstaltungen die Ansprechpartnerin. Sie berät, plant und organisiert. Bei Fragen zum Menü kann die 49-Jährige reinen Gewissens alles empfehlen. Schließlich steht Ehemann Michael als Küchenchef an Herd und Ofen. Nach seiner Kochlehre im Hotel Vier Jahreszeiten absolvierte der heute 51-Jährige an der Hotelfachschule eine Ausbildung zum Betriebswirt. Dass er die Kupfermühle übernimmt, stand für Franck immer fest: „Das ist wie ein Geschenk, das man nicht ausschlagen darf.“
Das sollten sich Besucher nicht entgehen lassen
Sein Vater Jochen übergab ihm vor elf Jahren das Zepter. „Natürlich wurden wir anfangs mit der Vorgängergeneration verglichen“, sagt Birgit Franck. Veränderungen waren vor allem von Stammgästen nicht gern gesehen. Trotzdem hätten sie es geschafft, Neuerungen vorzunehmen, ohne den Charakter des Hauses zu verändern.
Da ist beispielsweise der Pavillon auf der Terrasse, der es möglich macht, bei jedem Wetter draußen zu sitzen. Bis zu 100 Gäste finden Platz. Zwei Jahre lang hat Michael Franck an der Überdachung herumgetüftelt. „Eine große technische Herausforderung. Es sollte ja auch einladend aussehen.“ An Sonnen- wie an Regentagen sitzen nun Familien, Geschäftspartner, Paare und Freunde unter der weißen Zeltplane und lassen sich die Gerichte des Hauses servieren. Dazu zählen fangfrischer Fisch aus dem Mühlenteich, Wild aus eigenem Jagdrevier sowie selbst gebackene Torten und Kuchen. Auf die Verwendung regionaler Produkte und eine gesunde Zubereitung legen Francks dabei ebenso großen Wert wie auf das Angebot von Spezialitäten der Saison.
Besonders gut kommt der Holzkohlegrill an, auf dem Lachs, Scampi, Steaks und Gemüsespieße ihr rauchiges Aroma erhalten. „Das hier ist wie gemacht für unsere Betriebsfeier“, sagt Petra Zorg. Die Chefsekretärin einer Ahrensburger Textilvermarktungs-Firma ist mit rund 65 Kollegen nach Tremsbüttel gekommen. Nach einem Vortrag, für den der große Saal der Kupfermühle perfekt ist, schlüpft ein Teil der Männer in Turnschuhe und kurze Hosen, um auf dem Bolzplatz zu kicken.
Andere gehen im Sattenfelder Forst spazieren oder erkunden das alte Gemäuer der ehemaligen Schmiede. Bis sie sich schließlich alle wieder auf der Sonnenterrasse treffen, um sich am Grill von den Servicekräften bedienen zu lassen. Petra Zorg: „Nach all unseren bisherigen Firmen-Events ist dieses mit Abstand das erholsamste. Hier muss man nicht klettern, nicht tanzen, nicht Kanu fahren. Hier können wir uns in schönster Natur einfach mal unterhalten und es uns richtig gut gehen lassen.“
„Ich bin hier im Paradies gelandet“, schwärmt Servicekraft Marina Stelter
Für eine aufmerksame Rundumversorgung sind die vielen langjährigen Angestellten zuständig. Birgit Franck schätzt die familiäre Atmosphäre: „Das macht aus der Arbeit, die ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft fordert, ein wirkliches Vergnügen.“ Das sieht Marina Stelter genauso. Die 53-Jährige ist zwar erst in der dritten Saison als Kellnerin dabei. Trotzdem fühlt sie sich in der Kupfermühle wie zu Hause. „Ich bin hier im Paradies gelandet“, sagt die temperamentvolle Oldesloerin, auf dem Tablett mehrere Portionen Erdbeeren mit Sahne balancierend. „Hier darf jeder so sein, wie er ist. Das allein ist schon einen Besuch bei uns wert.“
Auf Grund von Urlaubszeiten und wegen der vielen geschlossenen Gesellschaften bietet die Rohlfshagener Kupfermühle bis Ende August kein Á-la-carte-Essen an. „Aber“, verspricht Gastronomin Birgit Franck gegenüber dem Abendblatt, „ab September sind wir wieder mit voller Energie für unsere Gäste da.“
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