Bad Oldesloe. 293 Feuerwehrfrauen gibt es im Kreis. Natascha Harms ist eine von ihnen. Sie ist bereits seit zwölf Jahren aktives Mitglied bei der Feuerwehr.

Sie helfen bei Bränden, Unfällen und Überschwemmungen. Sie retten Menschen und Tiere. Die Kameraden der Feuerwehr sind zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Dabei tragen sie zum eigenen Schutz oft schwere Kleidung und Stiefel mit Stahlkappen. Sie müssen schweres technisches Gerät bewegen. Alles in allem eine typische Männertätigkeit, oder ? Nicht so in Stormarn.

Im Kreis gibt es 293 Feuerwehrfrauen in den 88 Freiwilligen Wehren. Eine von ihnen ist Natascha Harms. Die 22-Jährige ist nun schon seit zwölf Jahren bei der Feuerwehr. „Ich bin mit zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr in Siek eingetreten“, berichtet Natascha Harms im Gespräch mit dem Abendblatt. „Mir liegt das Blaulicht im Blut.“ Ihre ganze Familie sei bei der Feuerwehr. „Mutter, Onkel, Bruder – da war es klar, dass ich mitmache. Ich kenne das nicht anders.“

Seit zwölf Jahren ist die 22-Jährige bei der Feuerwehr

Vor dreieinhalb Jahren hat sie sich dann der Oldesloer Feuerwehr angeschlossen, weil sie berufsbedingt umgezogen ist. Natascha Harms arbeitet als Rettungsassistentin, fährt im Rettungswagen zu Unfällen. „Es gibt viele schwere Einsätze in meinem Beruf“, sagt sie. Der Berufswunsch habe sich während ihrer Zeit bei der Jugendfeuerwehr entwickelt. „Ich will helfen, möchte mich für andere einsetzen. Das ist ein gutes Gefühl.“ Bei Einsätzen der Freiwilligen Feuerwehr Bad Oldesloe kümmert sie sich meist um die Verletzten. „Das liegt mir mehr als den anderen. Ich habe Erfahrung.“ Die Bilder, die sich den Einsatzkräften bieten, sind manchmal sehr belastend. Aber Natascha Harms lässt das nicht an sich heran. „In den Momenten steht die Arbeit absolut im Vordergrund.“

So können die Mitglied bei der Feuerwehr werden

Die Freiwilligen Feuerwehren Die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Stormarn haben mehr als 3200 aktive Mitglieder. Rund neun Prozent von ihnen sind Frauen.

Die JugendfeuerwehrenDie Jugendwehren im Kreis weisen rund 720 Mitglieder auf. Fast 180 von ihnen sind Mädchen.

Mitglied werdenMitmachen kann jeder. „Wer Lust hat, sich zu engagieren, sollte sich bei der Wache melden, die für den eigenen Wohnort zuständig ist“, sagt Kreiswehrführer Gerd Riemann. Fast alle Stormarner Wehren haben eigene Internetauftritte.

DoppelmitgliedschaftenDoppelmitgliedschaftten sind in der Freiwilligen Feuerwehr Stormarn ebenfalls möglich. Bei einer solchen tritt man nach Absprache mit dem Arbeitgeber zusätzlich einer Wehr bei, die dicht am eigenen Arbeitsplatz liegt.

Informationen über die Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Stormarn gibt es auf der Internetseite des Verbandes (www.kfv-stormarn.de.). Zudem können die Ortswehrführer Fragen beantworten und Auskünfte geben. hppk

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Das Besondere bei den Freiwilligen Feuerwehren sei der kameradschaftliche Umgang. „Wir können uns aufeinander verlassen“, sagt Natascha Harms, und das sei ihr sehr wichtig. Alle ihre Freunde engagierten sich bei der Feuerwehr. „Wir sind eine Clique von zehn Leuten, unternehmen auch viel zusammen“, sagt Harms. Nach einem nächtlichen Einsatz würden sie immer gemeinsam Cola trinken und „mindestens eine halbe Stunde sabbeln“.

Auch ihr Verlobter Kevin, den sie in diesem Monat heiratet wird, ist ein Feuerwehr-Kollege der Rettungsassistentin. „Das ist total gut. Nicht jeder Partner hätte Verständnis, wenn nachts um drei Uhr der Melder losgeht“, sagt Harms. Und fügt schmunzelnd hinzu: „Außerdem können wir mit einem Auto zum Feuerwehrgelände fahren, die Einsätze gemeinsam meistern.“ Sie sei noch nie auf ihre ungewöhnliches Hobby angesprochen worden. Dies liege wohl daran, dass ihre Freunde selbst bei der Feuerwehr seien und ihre Kollegen „im selben Metier“ arbeiten. „Da ist das nichts Besonderes.“

Sieben Prozent der Freiwilligen Feuerwehrkeute sind Frauen

Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Bundesweit sind etwa sieben Prozent der Freiwilligen Feuerwehrleute weiblich. In den Berufswehren sind es sogar nur etwa 1,3 Prozent. Stormarn mit seinen rund neun Prozent Frauenpower könnte für einen Trend stehen. Denn: In den 37 Jugendwehren des Kreises gibt es 178 Mädchen. Das entspricht fast einem Viertel der jugendlichen Mitglieder. Natascha Harms: „Vor 20 Jahren was das anders. Da war meine Mutter die einzige Frau in der Ortsfeuerwehr.“

Dass Frauen nicht das schwache Geschlecht sind, kann jeder bei der Feuerwehr lernen. „Frauen haben keinen Sonderstatus“, sagt Harms. „Wir machen alles, was anfällt. Genau wie die Männer.“ Der freiwillige Dienst sei ständig präsent. „Andere Frauen haben immer einen Lippenstift in der Tasche. Bei mir ist es der Melder.“

Dieser kann jederzeit Alarm geben. Dann müssen sie und ihre Kameraden zum Einsatz. Allerdings gibt es bei Natascha Harms eine Ausnahme: „Wenn ich im Rettungswagen unterwegs bin, kann ich nicht zu einem Einsatz der Feuerwehr kommen.“ Dann springen andere für sie ein, und zu helfen und Leben zu retten. Natascha Harms’ ganzes Leben ist geprägt von der Feuerwehr. Sie rät Frauen, einfach mal bei einer Ortswehr vorbeizuschauen und in die Arbeit „reinzuschnuppern“. Zwar gibt sie auch zu bedenken: „Man muss dafür gemacht sein. Man macht sich die Finger schmutzig und zerstört sich auch gern einmal die Frisur.“ Aber die gemeinsamen Einsätze, die Erlebnisse und die Kameradschaft unter den Feuerwehrleuten – das sei einfach einzigartig.