Ahrensburg. Umland-Kommunen fordern geschlossen Rückkehr zu Anflügen auch in Hamburg-Nähe. Das sorge für mehr Gerechtigkeit.

Der Fluglärm bleibt. „Keine auch noch so gute Regelung wird das ändern können“, sagt Bargteheides Bürgermeister Henning Görtz. „Schließlich bringt jede Entlastung für die eine Gemeinde zwangsläufig eine Belastung für eine andere. Das Ziel kann daher nur eine möglichst gerechte Verteilung des Fluglärms über ganz Stormarn sein.“ Dieser Grundsatz stehe an erster Stelle, nicht das Interesse einzelner Orte. Görtz: „Darin sind wir uns als betroffene Kommunen komplett einig. Und das ist gerade in dieser Frage bemerkenswert und besonders wichtig.“

Flugzeuge sollen wieder dichter an Hamburg herankommen dürfen

Die daraus abgeleitete Forderung: Die Ende 2014 beschlossene Verlängerung des Endanflugs auf den Hamburger Flughafen von mindestens vier auf mindestens sieben nautische Meilen (1,85 Kilometer) muss wieder zurückgenommen werden. Das heißt: Die Flugzeuge sollen beim Einschwenken auf den Landeanflug wieder dichter an die Hansestadt herankommen dürfen. Das Argument: Je größer das überflogene Gebiet, desto mehr Flexibilität bei der Festlegung der Routen – und desto mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung des Fluglärms.

„Das Ziel kann nur eine möglichst gerechte Verteilung des Fluglärms über ganz Stormarn sein“, Henning Görtz, Bargteheider Bürgermeister
„Das Ziel kann nur eine möglichst gerechte Verteilung des Fluglärms über ganz Stormarn sein“, Henning Görtz, Bargteheider Bürgermeister © Martina Tabel

Wie wichtig die Einigkeit der Stormarner ist, zeigte ein Treffen mit der Fluglärmschutzbeauftragten der Hansestadt Hamburg, Gudrun Pieroh-Joußen. Sie hatte die Bürgermeister von Ahrensburg, Ammersbek, Bad Oldesloe, Bargteheide und Großhansdorf sowie den Leiter des Amtes Bargteheide-Land und den Kreispräsidenten eingeladen. Und die zeigten klare Linie. Görtz: „Ich denke, es hat beeindruckt, dass wir uns nicht gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben wollten.“

Stormarn ist in der Hamburger Lärmschutzkommission vertreten

Wie stark die Stormarner Phalanx wirkt, ist jedoch fraglich. Könnte der erst Ende 2014 gefasste Beschluss, den Endanflug weiter von Hamburg weg zu verlegen, wirklich wieder zurückgenommen werden? „Das weiß ich nicht“, sagt Görtz. Aber in dem 16-Punkte-Plan zur Minderung des Fluglärms stehe auch, dass die Vorstellungen des Umlands berücksichtigt werden sollen.

Tatsache ist zudem, dass Stormarn seit dem Frühjahr mit Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach und mit Görtz als Stellvertreter in der Hamburger Lärmschutzkommission vertreten ist. Görtz: „Wir gehen daher davon aus, dass man sich mit unseren Vorschlägen auseinandersetzt.“ Auch Vertreter Schleswig-Holsteins, der Deutschen Flugsicherung und des Flughafens Hamburg waren bei dem Gespräch dabei und haben die Stormarner Forderungen vernommen – auch deren Nein zu einer generellen Verlängerung des Endanfluges auf mindestens zehn nautische Meilen, die auch Bad Oldesloe betreffen würde.

Bürgerinitiative aus den Walddörfern ist verärgert

Nicht dabei war hingegen die Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig Holstein (BAW). Martin Mosel, der Sprecher der Hamburger Initiative, ist verärgert. „Das ist eine Missachtung unserer Interessen.“ Dabei sehe der 16-Punkte-Plan auch die Beteiligung der Bürger vor. Mosel: „Man wollte uns offenbar bei dem Geheimzirkel nicht dabeihaben. Wir hätten wohl nur gestört.“ Anders verlaufen wäre die Diskussion sicher, denn die BAW hat für die Verlängerung des Endanflugs auf mindestens sieben nautische Meilen gekämpft. Mosel: „Das wieder zu ändern wäre ein Rückschritt in die Steinzeit.“ Nach Gesprächen mit den Hamburger Grünen und der SPD geht Mosel jedoch davon aus, dass die neue Regel Bestand hat.

„Das ist eine Missachtung unserer Interessen. Man wollte uns offenbar nicht dabeihaben“, Martin Mosel,Sprecher der Initiative BAW
„Das ist eine Missachtung unserer Interessen. Man wollte uns offenbar nicht dabeihaben“, Martin Mosel,Sprecher der Initiative BAW © privat

Die Bürgerinitiative Fluglärmgeplagte Gemeinde Elmenhorst (FGE) konstatiert nach der Änderung auf die Sieben-Meilen-Regelung derweil mehr Flugverkehr. „Man wirft uns vor, dass wir schuld daran seien“, sagt Mosel. Das sei zu kurz gedacht. „Leider ist nicht jeder Fluglärm vermeidbar. Deswegen ist es immer eine Abwägung“, sagt Mosel. „Es ist ein Unterschied, ob 2500 Elmenhorster mehr Fluglärm haben oder 100.000 Bürger aus den Hamburger Walddörfern, Bargteheide und Ahrensburg.“ Genau auf diese Diskussion wollen sich die Bürgermeister nicht einlassen. Görtz: „Wir wollen mehr Gerechtigkeit. Mit der alten Regelung konnten wir besser leben.“

Der Großhansdorfer Bauamtsleiter Stefan Kroll hat sich bislang mehr mit Autobahnlärm beschäftigt. Jetzt melden sich auch Bürger, die sich über Fluglärm beschweren. Kroll: „Es wäre gut, wenn alle in dieser Sache zusammenarbeiten, auch die Bürgerinitiativen.“ Es gehe im Übrigen nicht nur um den Meilen-Abstand beim Endanflug. Kroll: „Die Flugsicherung sollte Routen auswählen, die über nicht so dicht besiedelte Gebiete verlaufen.“