Grosshansdorf. Nach einem Schwelbrand im Dachgeschoss rückte die Feuerwehr aus. Der Brand war bereits gelöscht. Dafür stießen die Retter auf Hanfpflanzen.

Durch Zufall hat die Feuerwehr bei einem Einsatz in Großhansdorf eine Hanfplantage in einem Einfamilienhaus, das von einer Frau und ihrem Sohn bewohnt wird, entdeckt. Aus dem Umfeld erfuhr die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn, dass der junge Mann eine Rauchvergiftung erlitten hat und in ein Krankenhaus gebracht worden ist. Ob er die Drogen selbst konsumieren oder verkaufen wollte, womöglich sogar beides, ist unklar. Genauso wie die Rolle der Mutter. Am Freitag hat die Polizei keine Details bekannt gegeben.

Nur so viel: „Aus nicht geklärter Ursache kam es zu einem leichten Schwelbrand im Bereich des Dachgeschosses. Es ist ein leichter Sachschaden entstanden, zudem wurde eine Cannabisplantage festgestellt.“

Freiwillige Feuerwehr rückt mit drei Fahrzeugen und 18 Kameraden an

An der Straße Groten Diek in der rund 9400 Einwohner zählenden Gemeinde Großhansdorf reihen sich schicke Einfamilienhäuser auf großzügigen Grundstücken aneinander. Einige Gebäude sind älteren Baujahres, andere nur ein paar Jahre alt. Eines haben sie jedoch gemeinsam: den gepflegten Eindruck. Zudem schmücken jede Menge Bäume, die prächtiges Grün tragen, die Straßenränder, und der große Teich, der der Straße ihren Namen gibt, ist nur einen Steinwurf entfernt. Idylle pur. Und normalerweise sehr ruhig, sagen die Bewohner. Doch damit war es am Freitagmorgen vorbei. Sowohl Feuerwehr, Polizei als auch Rettungsdienst rückten an.

Ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft, das am Nachmittag im Vorgarten seines Elternhauses spielt, kann sich noch genau erinnern. Es zeigt auf die Einfahrt des Pfeifenstielgrundstücks, die zum weißen Haus mit der halbrunden Eingangstreppe aus rotem Stein führt, in dem der junge Mann mit seiner Mutter lebt: „Dort ist ein Polizeiwagen reingefahren“. Es sei ganz schön was losgewesen. „So viele Menschen in Uniform habe ich hier noch nie gesehen.“ Dann blickt die Kleine auf die Straße und schildert, wo die Fahrzeuge geparkt waren.

„Als wir eintrafen, kamen uns zwei Bewohner entgegen. Sie sagten, das Feuer sei aus. Wir sind aber trotzdem in das Gebäude rein“

Der Notruf aus der Leitstelle in Bad Oldesloe ereilte die Großhansdorfer Wehr um 6.56 Uhr. „Das Einsatzstichwort lautete Familienhaus brennt“, sagt der stellvertretende Großhansdorfer Gemeindewehrführer Thomas Drenckhahn. Wenige Minuten später waren die drei Feuerwehrfahrzeuge mit 18 Kameraden vor Ort: ein Einsatzleitwagen, ein Hilfeleistungslösch- sowie ein Tanklöschfahrzeug.

„Da hatte ein Heizlüfter gebrannt. Als wir eintrafen, kamen uns zwei Bewohner entgegen. Sie sagten, das Feuer sei aus. Wir sind aber trotzdem in das Gebäude rein, haben uns das nicht nehmen lassen. Wir müssen ja schließlich kontrollieren, ob es nicht doch noch irgendwo Glutnester gibt, die zu einem weiteren Feuer führen könnten“, sagt Drenckhahn.

Er habe dann einen Atemschutztrupp mit Wärmebildkameras reingeschickt. „Dabei haben die Kollegen zwei Zelte entdeckt, in denen ordentlich Hanfpflanzen standen. Ich habe dann die Polizei davon in Kenntnis gesetzt.“ Die Feuerwehr hätte den Heizlüfter, der schwarz und verkohlt war, und andere angeschmorte Elektrogeräte ins Freie gebracht. Drenckhahn: „Unser Einsatz dauerte rund eine dreiviertel Stunde.“

Bewohner haben das weiße Haus erst vor wenigen Monaten bezogen

Inzwischen war auch die Polizei mit drei Streifenwagen eingetroffen. Die Beamten stellten die Hanfpflanzen im Vordergarten nebeneinander, fotografierten sie und brachten sie dann in blauen Plastiksäcken vom Grundstück.

Die Mutter und ihr Sohn leben erst seit wenigen Monaten in dem Haus, berichtet eine Frau aus der unmittelbaren Nachbarschaft, die namentlich nicht genannt werden möchte. Das Gebäude gehöre einem Berliner und habe mehr als ein Jahr leer gestanden, bevor es vermietet wurde. Die neuen Bewohner seien sehr unauffällig gewesen, sagt die Frau, Kontakt mit ihnen habe sie nicht gehabt. „Die haben zwei große Hunde, sind mit denen oft im Auto weggefahren.“ Als die Nachbarin von dem Cannabisfund hört, ist ihr der Schrecken ins Gesicht geschrieben. „Und nun?“, fragt sie. Mindestens einen der beiden Bewohner steht jetzt eine Anklage wegen Drogenbesitzes ins Haus.