Ahrensburg. Bürger zeigen bei Informationsveranstaltung der Bahn großes Interesse. Einige sorgen sich, dass der Bau Grundstücke berühren könnte.
Wer Großprojekte realisieren möchte, braucht außer viel Zeit und Geld vor allem Akzeptanz. Das weiß auch Stephan Albrecht. Und deshalb beantwortet der Projektleiter der Deutschen Bahn am S-4-Infostand in Ahrensburg ausführlich und geduldig Fragen. Denn eine S-Bahn-Verbindung, die ab 2026, nach jetzigem Planungsstand jedenfalls, täglich bis zu 50.000 Passagiere von Hamburg-Altona über Ahrensburg bis nach Bad Oldesloe bringen soll, kann ohne Weiteres als Großprojekt bezeichnet werden.
Gerhard Tieetz hat im Abendblatt von dem S-4-Infotreff gelesen und ist extra in die Klaus-Groth-Straße gekommen. Auf dem mehrere Meter großen, detaillierten Trassenplan sucht der Rentner seinen Garten. Der Ahrensburger stutzt. „Die geplante Brücke am Braunen Hirsch zieht bestimmt viel Verkehr an“, sagt Tieetz, der davon einmal abgesehen das S-Bahn-Projekt für eine gute Sache hält. Nur was die Lärmbelastung angeht, hat er Bedenken.
Dennis Poggemöller ist eher zufällig vorbeigekommen. „Als Pendler interessiert mich das Thema sehr“. Bisher fährt der 29-Jährige mit Regionalexpress oder Regionalbahn nach Hamburg. „Das sind etwas mehr als 20 Minuten. Wie lange wird es denn mit der S-Bahn dauern?“, möchte der Ahrensburger wissen. Stephan Hecht, einer der fünf Bahn-Mitarbeiter, die in Ahrensburg Fragen der Bürger beantworten, reicht ein Informationsblatt weiter. Darauf ist die Streckenplanung dargestellt, die Fahrzeit von Ahrensburg zum Hamburger Hauptbahnhof soll künftig 25 Minuten betragen.
Hundesportverein muss möglicherweise umziehen
Eine Delingsdorferin möchte wissen, ob die Baupläne der Bahn ihr Grundstück betreffen. Carsten-Alexander Müller, Teilprojektleiter Baukoordination, schaut ganz genau nach. „Es könnte da Überlappungen von ein bis zwei Metern geben“, sagt Müller. „Aber das steht noch nicht fest. Wenn es so weit ist, bekommen Sie selbstverständlich ein Schreiben von der Deutschen Bahn“. Die blonde Dame ist mit dieser Auskunft zufrieden. Baubeginn wäre nach jetzigem Planungsstand und Aussage von Bahn-Sprecher Egbert Meyer-Lovis ohnehin erst 2021, vorausgesetzt, dass das Planfeststellungsverfahren im kommenden Jahr eröffnet wird.
Henning Heyden guckt genau auf die Planungszeichnung der Trasse. Er wohnt im Ahrensburger Westen nicht weit von den Gleisanlagen entfernt. „Bei uns waren vor Kurzem Arbeiter auf dem Grundstück, die Probebohrungen vorgenommen haben. Und wie es hier auf dem Plan aussieht, werden wir ein Stück an die Bahn abtreten müssen“, sagt Heyden. Der Vater von drei Kindern begrüßt die S 4-Pläne. „Toll wäre, wenn man endlich innerhalb von Ahrensburg von U- auf S-Bahn umsteigen könnte“, sagt der 46-Jährige.
Nicola Ladermann bereiten ein paar Striche auf der Planzeichnung Sorgen. „Auf dem Papier sah es so aus, als würde die Brücke, die den derzeit bestehenden Bahnübergang am Kuhlenmoorweg ersetzen soll, auf unseren Vereinsgelände geplant“, sagt die Vorsitzende des Gebrauchshundsportverein Ahrensburg (GHSV).
Bahn will im Dialog bleiben und lädt zur Bürgersprechstunde ein
Im schlimmsten Fall müssten sich die 120 Vereinmitglieder, die ihr Gelände gepachtet haben, Gedanken über einen Umzug machen. „Das wäre bitter, denn ich weiß von anderen Vereinen, wie schwer es ist, geeignete neue Flächen zu finden.“ Nicola Ladermann will auf jeden Fall mit Bahn und Stadt in Kontakt bleiben.
Harald Dietmer will sich die Planungen „einfach mal ansehen“. Dietmer gehört zur Mehrheit derjenigen Infotreff-Besucher, die die Idee einer S-Bahn-Linie gut findet. „Aber die Planung fängt jetzt erst an“, sagt der 74-Jährige. Ein bisschen skeptisch sei er jedoch schon. „Wie das Ergebnis aussieht, kann man heute noch nicht wissen“, sagt der Ahrensburger.
„Das Projekt ist doch nicht neu“, sagt Hans-Jürgen Rand. Schon vor vielen Jahren habe es entsprechende Planungen gegeben, sagt Rand, der lange beruflich nach Hamburg pendelte und dort im Bezirksamt Hamburg-Wandsbek unter anderem mit Vermessung beschäftigt war. „Das lag doch alles in den Schubladen. Schade, dass es erst so spät kommt. Aber jetzt wird es wirklich Zeit.“ Kritisch sieht Klaus Voss das Vorhaben. „Der Takt der derzeit bestehenden Verbindungen mit Regionalzügen ist komfortabel. Zweimal in der Stunde kann man nach Hamburg fahren“, sagt der 79-Jährige. Die Verbesserung, die eine S-Bahn-Linie bringe, rechne sich im Verhältnis zu ihren Kosten nicht. Auch der Nachbar von Voss, Gerd Smith, ist skeptisch. „Eigentlich ist es egal, ob man nun mit dem Regionalzug oder mit der S-Bahn nach Hamburg fährt. Am Ende kostet der Bau sowieso mehr als angekündigt.“
Zu Bürgersprechstunden lädt die Bahn für Sonnabend, 15. August, nach Ahrensburg und Mittwoch, 9. September, nach Bad Oldesloe ein. Zeit: 16 bis 19 Uhr. Anmeldung unter Telefon 040/39 18-21 61. Dann erfahren Teilnehmer den Veranstaltungsort.