Grönwohld. Die Poststraße in Grönwohldt wird wegen Sanierung für mehr als ein Jahr gesperrt. Die Politik sorgt sich um Laufkundschaft.

Die Zapfsäulen der HEM-Tankstelle in Grönwohld sind alle belegt. In der Bäckerei Schokowski sind am späten Vormittag die meisten Brötchen verkauft, und bei Edeka Evers schlendern viele Bürger an den gefüllten Regale entlang. Ein positives Bild in den Geschäften an der Poststraße und im Papierholz. Ab heute könnte sich das ändern: Die Kreisstraße 32 nach Trittau wird saniert und für mehr als ein Jahr voll gesperrt.

„Ist es wieder so weit?“, fragt die fröhliche Bedienung an der Brottheke des Supermarktes Evers eine Stammkundin. „Ja, wie immer. Ich brauche ein halbes Brot“, antwortet die alte Dame. Hier kennt fast jeder den anderen. Geschäftsführer Bernd Evers sagt: „Der Supermarkt lebt genau von diesen Stammkunden.“ Deswegen habe er auch keine Angst vor der Straßensperrung. Der 53-jährige Grönwohlder sagt: „Im Februar und März war die Straße schon einmal gesperrt. Da hatten wir auch keine finanziellen Einbußen.“ Evers ist positiv gestimmt und klebt zwei Pressemeldungen vorn an die Eingangstür des Geschäfts.

CDU und SPD empfehlen Einkauf im Ort – aber die SPD lässt ein Geschäft aus

Das eine Papierstück stammt vom CDU-Ortsverband. Darin heißt es, dass die Geschäfte als Folge der Vollsperrung ihre Laufkundschaft verlieren und somit einen großen Teil ihrer Umsätze einbüßen werden. Deswegen rufe die CDU die Dorfbewohner auf, folgende Geschäfte zu unterstützen: die Bäckerei Schokowski, das Kaufhaus Evers, die HEM-Tankstelle, Skycamper Wohnmobile, die Grönwohlder Hausbrauerei und den Friseur Kamm.

Tankstellen-Geschäftsführerin Michaela Siegmund (r.) und Angestellte Michelle Holz haben Angst vor der Vollsperrung
Tankstellen-Geschäftsführerin Michaela Siegmund (r.) und Angestellte Michelle Holz haben Angst vor der Vollsperrung © Isabella Sauer | Isabella Sauer

Die SPD hat ebenfalls eine Meldung herausgegeben. Allerdings ist dort die Brauerei nicht aufgelistet. Biersommelier Torsten Schumacher von der Brauerei ist sauer. Energisch räumt er ein paar volle Bierkisten in sein Lager. Dann erzählt er, dass er vor wenigen Minuten dem SPD Ortsverband eine E-Mail geschrieben und auf diesen Fehler aufmerksam gemacht habe. Schumacher: „Ich finde es gut, dass die Politiker die Bürger auffordern bei den betroffenen Betrieben einzukaufen. Ich selbst habe aber keine Angst vor Einbußen, denn wir bieten eine Spezialität an. Wer diese kaufen möchte, kommt trotz Sperrung zu uns.“ Ganz schwach und peinlich finde er es aber, dass die SPD die Brauerei bei ihrem Aufruf nicht erwähnt hat. Seiner Meinung nach war die Nichtnennung absichtlich. Aus persönlichen Gründen.

„Die Brauerei ist offensichtlich versehentlich vergessen worden.“

Der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde, Josef Ryll (SPD), sagt dazu: „Die Brauerei ist offensichtlich versehentlich vergessen worden.“ Schumacher sei im Dorf bekannt, und es habe in der Vergangenheit Streitigkeiten zwischen ihm und der Gemeinde gegeben. Er entschuldige sich dennoch für die Nichtnennung. Ryll: „Wir haben eher an lebensnotwendige Geschäfte gedacht“.

Der Geschäftsführer der Bäckerei Schokrowski, Klaus-Dieter, sortiert die restlichen Brötchen. Dann sagt er: „Wir machen uns keine Gedanken, denn wir haben auch viele Stammkunden. Außerdem beliefern wir viele Gaststätten, Schulen und Partyservices. Somit fahren wir selbst auch viel hinaus und beliefern unsere Kunden.“ Der Bäcker freut sich über die Straßenerneuerung.

© Isabella Sauer | Isabella Sauer

Laut dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr liegen die Kosten für die Baumaßnahmen bei rund 4,2 Millionen Euro. Darin enthalten sind die Verwaltungs-, Planungs-, Grunderwerbs- und Baukosten. Der Bürgermeister der Gemeinde, Ralf Breisacher (CDU), erklärt die genauen Schritte: „Die Brücke über die Obek am Mühlenteich wird erneuert. Gleichzeitig werden auf rund 200 Meter Strecke neue Entwässerungsleitungen gelegt.“ Ab April 2016 sei dann das vorhandene Bauwerk über den Trittauer Mühlenbach dran. Aber warum eigentlich eine Vollsperrung? Breisacher sagt: „Die Kreisstraße ist nicht breit genug.“

Am größten sind die Sorgen in der Tankstelle

Vor dieser Vollsperrung hat Michaela Siegmund von der HEM-Tankstelle große Angst. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und wälzt einige Aktenordner: „Als die Straße im Frühjahr zwei Monate gesperrt war, haben wir das auch schon gemerkt.“ Sie hat nun ein Hinweisschild vor der Straßensperrung aufgestellt. „Wir hoffen, dass trotzdem viele Kunden weiterhin zu uns kommen“, sagt Siegmund. Insgesamt arbeiten hier sechs Angestellte. Vier davon sind Auszubildende. Fast schon leise sagt Siegmund: „Hoffentlich können wir alle behalten.“ Sie versucht, positiv in die Zukunft zu blicken und setzt auf ihre Stammkunden.

Bis zum 30. September 2016 werden die Arbeiten im Zuge des Ausbaues der K 32 und die Erneuerung des Bauwerkes über die Obek mindestens dauern. Die Erneuerung des Bauwerkes über den Trittauer Mühlenbach geht voraussichtlich bis November 2016. Solange müssen die Grönwohlder Geschäftsleute auf jeden Fall hoffen und bangen.