Seit Wochen streiken die Zusteller der Deutschen Pots AG. Dabei müsste ein fairer Tarifvertrag für die ganze Branche her.

Der Streik der Zusteller der Deutschen Post AG ist von der Bevölkerung lange unbemerkt geblieben. Und das ist mit Sicherheit nicht das Resultat eines exzellenten Krisenmanagements im Hause des Logistikriesen. Vielmehr hat sich die Bevölkerung längst daran gewöhnt, dass der Briefkasten mal drei, vier Tage leer bleibt und dass Pakete zu spät zugestellt werden – weil die durch Arbeitsverdichtung überlasten Boten ihre Touren regelmäßig nicht schaffen.

Ein Armutszeugnis für die bestreikte Firma. Und brandgefährlich für die Mitarbeiter. Wenn es im Ergebnis zunächst keinen Unterschied macht, ob jemand arbeitet oder nicht, erscheint er überflüssig.

Zum Glück für die Post und ihre Beschäftigten fällt der Ausstand nach drei Wochen nun doch auf, und er beginnt wehzutun. Jedenfalls für den Moment. Je länger der Ausstand nun dauert, desto mehr Postkunden werden sich allerdings umorientieren. Gerade im Paketbeförderungsgewerbe ist der Wettbewerb groß. Der ehemalige Staatsbetrieb droht nachhaltig Kunden zu verlieren.

Genau so eine Situation sehnen sich Arbeitskämpfer für gewöhnlich herbei, um ihre Forderungen durchzusetzen. Und die Vorstellungen der Post-Angestellten erscheinen durchaus bescheiden: Sie wollen weder mehr Geld noch weniger arbeiten, sagen lediglich entschieden Nein zu Outsourcing und schamlosem Lohndumping.

Die Sache hat allerdings einen Haken: Bei manchem Paketdienst, in dessen Hände die Postler ihre Kunden nun treiben, liegen die Löhne deutlich unter Post-Niveau. Schlechter als bei der Post ist der Service trotzdem nicht.

So gesehen hat die Gewerkschaft ganz schlechte Argumente. Ihr Ziel müsste deshalb eigentlich sein, einen fairen Tarifvertrag für die ganze Branche auf den Weg zu bringen.