Barsbüttel. Architekt stellt Politikern Konzept mit 105 Wohnungen für den Rathausplatz vor. Das Projekt könnte 20 Millionen Euro kosten.
Beim Spaziergang über den Stiefenhoferplatz in Barsbüttel hat Arno Weisheit ein ungutes Gefühl. „Hier ist es trostlos. Der Platz hat keine Identität und keinen Charakter. Für die Gemeinde ist er ein Schandfleck“, sagt der Architekt. Es ist später Nachmittag, das Areal mit dem in den 70er-Jahren gebauten und inzwischen maroden Rathaus wirkt wie ausgestorben. Im März ist der Wochenmarkt hier weggezogen, vergangene Woche hat ein beliebtes Restaurant dicht gemacht, der Standort weiter an Attraktivität verloren. Weisheit, 57, lebt seit 18 Jahren in der Kommune, will den Platz attraktiver machen. Er hat ein Konzept für die Neugestaltung erarbeitet, hat es nun den Mitgliedern des Planungsausschusses vorgestellt.
„Es klingt interessant. Wir haben viele positive Sachen gesehen und den Vorschlag nicht abgeblockt. An diesem Standort muss etwas passieren“, sagt der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Böckmann (CDU). Die Fraktionen werden sich demnächst intensiver mit dem Thema beschäftigen.
Weisheits erste Umbaupläne fanden 2003 bei der Politik kein Gehör
Für Weisheit ist es der zweite Versuch, den Zustand des Areals zu verschönern. Bereits vor zwölf Jahren hatte er seine Unterlagen an die Verwaltung und die Fraktionen geschickt, fand bei der Politik aber kein Gehör. Im Vergleich zu dem, was der Barsbütteler nun entwickelt hat, sind die geschätzten 300.000 Euro für den damals vorgeschlagenen Umbau Peanuts.
Wie viel die Realisierung exakt kosten würde, kann der Architekt nicht beziffern. „Aber wenn man alles berücksichtigt, was ich aufgezeichnet habe, würde das Investitionsvolumen zwischen 15 und 20 Millionen Euro liegen“, sagt er. Weisheit hat eine 20.000 Quadratmeter große Fläche überplant und ein Konzept mit 105 Wohnungen und zehn Gewerbeeinheiten in drei neuen Gebäuden entwickelt. Hinzu kommt ein zweigeschossiger Pavillon, in dem er sich eine Sozialstation oder auch ein Bürgerbüro vorstellen könnte.
Den Politikern veranschaulichte Weisheit sein Konzept per Powerpoint-Präsentation, benötigte für den Vortrag rund 15 Minuten. „Im Prinzip ist das eine gute Lösung und nicht zu kompakt. Die Blickachse zur Kirche hat er richtig aufgenommen“, sagt Grünen-Fraktionschef Joachim Germer. In seinen Skizzen hat Weisheit, der sich in der Gemeinde ehrenamtlich engagiert und an der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule eine Architekturschülergruppe leitet, einen Abriss des Rathauses nicht berücksichtigt – aber einen mehrgeschossigen Neubau auf dem Dach der gegenüberliegenden Sparkasse Holstein vorgesehen.
Geht es nach dem Willen von CDU und SPD, wird die Verwaltung in absehbarer Zeit genau dort einziehen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Kosten für den Neubau nicht zu hoch sind. Sie werden derzeit ermittelt. Gegen den Rathausneubau macht eine Initiative mobil. Sie hat die Unterschriftensammlung für ein Bürgerbegehren gestartet.
Parkplätze sollen in eine Tiefgarage verlagert werden
„Mein Konzept ist ein grober Entwurf und lässt viel Spielraum. Das jetzige Sparkassengebäude könnte durch Wohnungen, ein Hotel oder auch ein neues Rathaus ersetzt werden“, sagt Weisheit. „Sollte sich die Gemeinde für ein neues Verwaltungsgebäude entscheiden, wären zum Beispiel am alten Standort Wohnungen denkbar.“
Durch die Umgestaltung würde die Fläche des öffentlichen Platzes von jetzt 2300 auf rund 3200 Quadratmeter wachsen. Grund ist das Wegfallen der oberirdischen Parkplätze. Dafür soll eine Tiefgarage entstehen – unter einem über Eck geplanten Gebäude mit 40 Wohnungen und einem Café im Erdgeschoss angrenzend an den Waldenburger Weg, das der Unternehmer Hans-Hinrich Quell zeitnah in Angriff nehmen will. Er hat die Fläche mit einer Ladenzeile gekauft.
Eine Änderung des Bebauungsplanes für diesen Teilbereich hat Weisheit vor zwei Wochen bei der Verwaltung eingereicht. „Weil sich die Baugrenze verschiebt“, sagt er. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Holger Gettschat: „Das hört sich alles nicht verkehrt an und hat Charme.“ Bevor die Politik jedoch Entscheidungen treffe, müsse sie gerade im Hinblick auf das Rathaus noch Hausaufgaben machen. „Aber wir wollen ein Gesamtkonzept“, sagt der Sozialdemokrat. Man werde mit Weisheit auf jeden Fall in Kontakt bleiben.
Das möchte auch Rainer Eickenrodt, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB). Vom Konzept ist er aber nicht überzeugt. Der Politiker: „Das Gebäude von Herrn Quell ist mir zu massiv, die Verkehrsanbindung nicht akzeptabel.“
Weisheit sagt, die Resonanz von Bürgern sei positiv gewesen. „Zuschauer der Sitzung wollten die Skizzen gleich mit nach Hause nehmen.“