Ahrensburg. Bei Probebohrungen unter dem Pionierweg in Ahrensburg sind Spuren von Blei und Kupfer gefunden worden. Anwohner drohen nun Mehrkosten.

und Birgit Schücking

Sie haben Bauarbeiter und Bagger erwartet, die in Kürze vor ihren Häusern am Pionierweg in Ahrensburg zu graben beginnen. Nun aber müssen sich die Anwohner auf andere Besucher einstellen: Experten für Erdreichkontaminierungen. Die Anwohner der maroden Straße müssen deswegen wohl auch mit einer empfindlichen Kostenerhöhung für die Erneuerung ihrer Straße rechnen.

Bei einer Probebohrung bis in einer Tiefe von zwei Metern – eine Routinemaßnahme vor Beginn tiefgreifender Straßenbauarbeiten – haben Experten Schwermetalle im Erdreich gefunden. Stephan Schott, Chef im Straßenbauamt der Stadt, sagt: „Es wurden geringe Mengen Kupfer und Blei nachgewiesen.“ Ziemlich überrascht habe der Fund die Verantwortlichen, so Schott. Bei einer zweiten Bohrung, bei der das Erdreich an mehreren Messstellen nun untersucht werden soll, sollen offene Fragen geklärt werden. Etwa die, wie hoch die Belastung tatsächlich und wie groß die kontaminierte Fläche ist. Schott: „Die Analyseergebnisse erwarten wir in vier bis sechs Wochen.“

Es besteht laut Verwaltung keine Gefahr für die Anwohner

Fest steht bereits: Die Konzentration ist eher gering. Schott: „Es besteht absolut keine Gefahr für die Anwohner.“ Jose Broekaert ist emeritierter Professor für analytische Chemie an der Universität Hamburg, er sagt: „Es gibt Grenzwerte, nach denen entschieden wird, ob das gesamte Erdreich ausgetauscht werden muss oder nicht und ob Gefahr für Mensch und Tier besteht.“

Ist die Belastung sehr hoch, können die Schwermetalle über Gemüse- und Obstpflanzen in den menschlichen Körper gelangen oder das Grundwasser verunreinigen. Broekaert: „Kontaminierungen vor allem mit Blei und Chrom kommen vor allem auf Grundstücken ehemaliger Industriebetriebe sogar relativ häufig vor, wobei Kupfer eher selten festgestellt wird.“

Karin Kroeger wohnt mit ihrem Mann und Tochter Ayline, sechs Jahre alt, am Pionierweg. Für die junge Familie ist die Sanierung bereits ohne die Mehrkosten eine enorme Belastung
Karin Kroeger wohnt mit ihrem Mann und Tochter Ayline, sechs Jahre alt, am Pionierweg. Für die junge Familie ist die Sanierung bereits ohne die Mehrkosten eine enorme Belastung © Birgit Schücking | Birgit Schücking

Herauszufinden, woher die Schwermetalle am Pionierweg kommen, ist auch Ziel der anstehenden Analyse. Schott: „Wenn wir den Verursacher feststellen können, dann müsste er für die Entsorgung haften.“ Die Hoffnung ist seinen Worten zufolge aber gering. „Es gab am Pionierweg nie Industrie, und in den 30er-Jahren war dort noch alles Feld oder Wiese.“ Die Beseitigung der verseuchten Erde kann laut Broekaert unterdessen „teuer werden“. Denn der kontaminierte Boden muss als Sondermüll entsorgt werden. Rathaussprecherin Imke Bär sagt: „An den Kosten für die Entsorgung des verseuchten Bodens werden voraussichtlich die Anwohner beteiligt.“

Sanierung ist nun erst mal aufs kommende Jahr verschoben worden

Der Grund: Rein formal gehört die nun notwendig gewordene Maßnahme zum Ausbau der Straße, und die ist im Fall des Pionierwegs zu bis zu 75 Prozent, wie es im Beamtendeutsch heißt, umlagefähig. Betroffen sind voraussichtlich alle Bewohner der Straße. Obwohl nur der Abschnitt zwischen der Straße Am Hagen und dem Jonny-Loesch-Weg erneuert wird, müssen wohl alle Anwohner zahlen (wir berichteten).

Karin Kroeger lebt mit ihrem Mann und Tochter Ayline, 6, seit sieben Jahren am Pionierweg. Die Verkäuferin sagt: „Wir wissen seit vier Monaten, dass wir für die Erneuerung der Straße zahlen müssen.“ Für die junge Familie sei das schon eine finanzielle Belastung, ohne dass nun noch Mehrkosten hinzukommen. Der Rentner Siegfried Lück, der seit rund 30 Jahren am Pinionierweg lebt, sagt: „Wir sollten alle jetzt schon mal anfangen, genug Geld beiseitezulegen.“

Bis die kostspielige Erneuerung des 470 Meter langen Straßenabschnitts beginnt – 780.000 Euro soll sie kosten –, wird es nun aber dauern. Stephan Schott aus dem Bauamt sagt: „Wegen der anstehenden Untersuchungen können wir in diesem Jahr die Erneuerung nicht mehr beginnen. Wir würden nicht rechtzeitig vor einem möglichen Wintereinbruch fertig werden.“ Die Straßenerneuerung wurde deswegen erst mal auf das kommende Jahr verschoben.

2016 soll auch der nahe gelegene Spechtweg erneuert werden. Die 650 Meter lange Straße ist ebenfalls marode und steht seit mehr als fünf Jahren auf der Prioritätenliste der Stadt. Stephan Schott sagt: „Wir beginnen jetzt gerade mit der Planung.“ Dazu gehören neben einer ersten Ermittlung der Kosten und der Frage nach einer möglichen Beteiligung der Anwohner auch Probebohrungen im Erdreich.