In der Kunst ist alles möglich. In der Kunst ist alles erlaubt. Zum Glück. Kunst darf nicht nur provozieren. Sie muss es sogar.

In der Kunst ist alles möglich. In der Kunst ist alles erlaubt. Zum Glück. Die Zeiten, in denen entartete Werke auf die schwarze Liste kamen, sind noch nicht so lange vorbei, als dass sie vergessen wären. Kunst darf nicht nur provozieren. Sie muss es sogar, will sie nicht in Form eines tausendfach reproduzierbaren röhrenden Hirsches zur Deko verkommen.

Mit dem Fettfleck von Beuys, der in den Augen von Putzleuten so wenig Kunst war, dass sie ihn wegschrubbten, hatte die zeitgenössische Kunst Ende der 80er-Jahre einen echten Glanzpunkt. 800.000 Euro – wisch und weg.

Das war doch mal was. Seitdem geistert der Satz „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ durch die Ausstellungshallen. Wer das mit Humor nimmt, liegt sicher richtig. Wer es verbissen sieht und jede Form des nicht sofort Zugänglichen wegwischen will, ist ganz sicher auf dem Holzweg.

Beuys wollte provozieren und hat das doppelt geschafft: bei empörten Sachverständigen und unverständigen Putzexperten. Heute würde das weniger aufregen. Einige würden sich ärgern, andere sich einfach abwenden. Und das wäre das Schlimmste für die Kunst, die als emotionale Sprengkraft sozial-politisches Potenzial hat.

Das Hehre und Heilige der Kunst in Frage zu stellen, ist gut. Aber nicht, um dann im Gegenzug das Nicht-Heilige und Nicht-Hehre als Nonplusultra zu inthronisieren und jedem Werk zu huldigen, und sei es noch so reduziert.

Warum nicht ein Blatt Papier auf den Boden legen, mit Wasser befüllen und Veränderung zeigen, so wie es die gerade in Trittau ausstellende Künstlerin macht. Schockieren tut das allerdings nicht. Und faszinieren? Wenn alles Kunst wird, lauert Beliebigkeit. Jeder Betrachter ist Teil des Werkes? Möglich. Aber nicht auf Knopfdruck. Es muss ihn erwischen. Sonst ist er weg und kommt vielleicht nie wieder.