Trittau. Das Prinzip des Unfertigen ist Ina Arzensek künstlerisches Credo. Sie zeigt ihre Arbeiten aktuell unter dem Titel „Loose Ends“ in Trittau.

Das Prinzip des Unfertigen ist ihr künstlerisches Credo. Wer einen Blick in die Ausstellungsräume der Trittauer Wassermühle wirft, versteht sofort, was Ina Arzensek meint. Da liegt ein weißes Papier auf dem Boden. An den Ecken leicht zerknüllt. Es sieht aus wie weggeworfen. Wer nicht aufpasst, tritt drauf. „Macht nichts“, sagt die Künstlerin. „Kunst ist keine Heiligkeit. Man kann ruhig herantreten und die Dinge berühren.“ Schließlich sei alles in Bewegung, alles verändere sich. Und der Betrachter sei Teil des Prozesses. Und soll es sein.

Ina Arzensek will mit ihren Werken Anstoß dazu geben. So wird sie das Papier mit Wasser füllen, bis es aufgesaugt und verschwunden ist. „Dann fülle ich Wasser nach“, sagt die 1982 in Gelsenkirchen geborene Künstlerin. „Und dann wieder und wieder. Es gibt immer nur Vorläufigkeiten. Eine löst die andere ab. Man kann nie sagen, was fertig ist.“ Und wenn der animierte Ausstellungsbesucher das Papier aufhebt und das Wasser auskippt? „Das ist zugespitzt. Aber auch das wäre in Ordnung“, sagt die Künstlerin und lächelt.

In ähnlicher Manier hat sie im benachbarten Atelierhaus Seifenblasen auf dem Fußboden ausgestreut. Wie die sich halten und einen poetischen Teppich bilden, bleibt ihr Geheimnis. Was die Besucher damit machen? Man werde es sehen. Ein Stückchen weiter sind 120 Tischtennisbälle wie eine Perlenkette aneinandergereiht. Zwei tanzen aus der Reihe. Ungeplant. „Sie sind einfach auseinandergerollt. Vielleicht ist jemand dagegen gekommen. Vielleicht werden alle rollen und ein Feld bilden. Man weiß es nicht“, sagt Ina Arzensek und lächelt erneut.

„Loose Ends“ lautet der Titel ihrer Schau in der Trittauer Wassermühle. Unerledigtes heißt das übersetzt. Oder Liegengebliebenes. So wie jenes Papier, das an Bedeutung gewinnt, wenn der Betrachter dazu in Beziehung tritt und Teil des Kunstwerkes wird. (M.T.)

„Loose Ends“ ist bis zum 5. Juli in der Galerie der Wassermühle Trittau (Am Mühlenteich 3) zu sehen. Geöffnet ist sonnabends und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Texten von Annekathrin Walther erschienen. Am 14. Juni, 15 Uhr, gibt es ein Atelierhausgespräch. Die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn hat die Ausstellung ermöglicht.