Trittau. Zwei Drittel der Teilnehmer an einer Bürgerbefragung votieren für die teure Sanierung – und nehmen dafür sogar Steuererhöhung in Kauf.
Die Trittauer haben entschieden: Von 4165 Einwohnern, die an der Bürgerbefragung zur Zukunft des Freibads teilgenommen haben, sind 67,7 Prozent für eine Rundumerneuerung der betagten Anlage am Rande der Hahnheide. 30,9 Prozent und damit 1288 Trittauer stimmten gegen einen Betrieb über die jetzige Badesaison hinaus. 58 Stimmzettel waren ungültig.
Mit zehn Verwaltungsmitarbeitern zählte Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch am Donnerstagabend die Stimmzettel aus. Dass sich knapp 59 Prozent der Bürger an der Befragung beteiligt haben, freut den Verwaltungschef. Für ihn ist die starke Resonanz ein Zeichen, wie sehr das Thema Freibad die Menschen im Ort beschäftigt. Nahezu jeder Einwohner verbinde etwas mit der Einrichtung, die seit Mitte des Jahres 1975 als Freizeit-, Erholungs- und Sportstätte genutzt wird. „Außerdem zeigt es uns“, so Mesch weiter, „dass viele Bürger sich aktiv an Entscheidungsfindungen beteiligen möchten.“ Für Trittau ist es die erste Bürgerbefragung überhaupt gewesen
Sanierung wird schätzungsweise 1,3 Millionen Euro Kosten
Bis zum vergangenen Montag konnten die Trittauer anhand eines Fragebogens über das Schicksal des 40 Jahre alten Freibades abstimmen. Und zwar, wie auf dem Stimmzettel vermerkt, „wissentlich der zusätzlichen Belastung für den Haushalt“. In einem Begleitbrief stellte die Gemeindeverwaltung dar, dass für einen Teil der insgesamt rund 1,3 Millionen Euro teuren Sanierungsarbeiten ein Kredit aufgenommen werden müsse. Außerdem legte sie offen, dass das Freibad ohnehin schon ein jährliches Defizit von knapp 300.000 Euro verursache, das alleine durch beispielsweise eine Anhebung der Eintrittsgelder längst nicht refinanziert werden könne. Ein Haushaltsausgleich sei daher hauptsächlich über Steuererhöhungen möglich.
Zur öffentlichen Auswertung der Bürgerbefragung kam auch der „harte Kern der Frühschwimmer“ in den großen Sitzungssaal. So nennen sich Hans-Joachim von Hartz, seine Ehefrau Thea, Ingrid Schau, Gerda Höltig und Uwe Thede selbst gern. Sie sind allesamt Trittauer und Freibadbesucher der ersten Stunde. Der 82-jährige von Hartz hatte Mitte der 70er-Jahre selbst in der Trittauer Gemeindevertretung gesessen und die Entstehung des Schönaubades von der Planung über den ersten Spatenstich bis hin zur feierlichen Eröffnung im Juli 1975 eng begleitet. Noch vor der Ergebnisverkündung sagte er: „Das Bad muss natürlich bleiben.“ Seine Mitschwimmer stimmten unisono zu.
In der Saison treffen sie sich jeden Morgen pünktlich um 8 Uhr, um gemeinsam mindestens eine Stunde lang zu schwimmen. Und das bei jedem Wetter. „Kurz unter die kalte Dusche und dann rein ins Wasser. Es gibt nichts Schöneres“, sagte Gerda Höltig. Mit ihren 68 Jahren ist sie das „Küken“ der Frühschwimmer-Truppe. „Mein Arzt bestätigt mir immer wieder, dass das regelmäßige Schwimmen Muskeln und Gelenken unglaublich gut tut.“ Auch Ingrid Schau, 82 Jahre alt, hat diese Erfahrung gemacht. Sie sagte: „Das Freibad bietet allen Altersklassen die Möglichkeit, in toller Umgebung und mit viel Spaß etwas für die Gesundheit zu tun. Wenn das Bad hätte schließen müssen, wäre das für Trittau ein echter Verlust gewesen.“
Politiker wollen sich nach dem Abstimmungsergebnis richten
Kurz vor der Auswertung der Stimmen hatte auch Bianca Seeliger die Daumen gedrückt. Die 42-Jährige hoffte vor allem für ihre Tochter Emma-Sophie auf ein für das Freibad positives Ergebnis. „Ich bin sehr gespannt.“ Auch Heinz Fischer hatte für die Sanierung gestimmt. „Das Freibad gehört hier her“, sagte der 65-Jährige. „Meine Enkelkinder baden dort oft und gern.“ Michael Böbs war schon 20 Minuten vor der Auswertung zum Rathaus gekommen. Im Gepäck: eine alte Ansichtskarte vom Freibad. „Ich habe für die Sanierung bestimmt, aber ich bin gegen die geplanten Bauarbeiten. Dass das Kinderbecken mit dem großen Becken zusammengelegt werde soll, finde ich nicht gut“, sagte er.
Bei der Auswertung der Stimmzettel, die um 15 Uhr begann, mussten die Zuschauer – unter denen übrigens nur Freibad-Befürworter waren – Ausdauer und gutes Sitzfleisch beweisen. Erst am Abend konnte Bürgermeister Mesch das vorläufige Ergebnis verkünden. Applaus im Saal.
Auch Trittaus Politiker sind zufrieden. CDU-Fraktionschef Jens Hofmann: „Natürlich geraten wir dadurch mit hohen Kosten und eventuellen Steuererhöhungen in eine langfristige Kapitalsituation. Aber darüber waren die Bürger ja informiert.“ Die hohe Wahlbeteiligung spreche für die Umfrage. Auch Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Paap ist positiv von der hohen Beteiligung an der Umfrage überrascht. „Das Ergebnis ist sehr erfreulich“, sagt sie. „Ob die Steuern wirklich erhöht werden, steht ja noch gar nicht fest.“ Claudia Ludwig von der SPD spricht von einem „wunderbaren Ausgang“. „Was das Finanzielle angeht, so wusste der Bürger, welche Kosten auf ihn zukommen. Daher ist alles in Ordnung, so wie es ist.“
Die Gemeindevertreter hatten in einer Sitzung am 26. März mehrheitlich beschlossen, das Ergebnis der Bürgerbefragung zu berücksichtigen. Am Dienstag, 2. Juni, berät nun der Finanzausschuss über den Nachtragshaushalt. „Bei der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung am 11. Juni wird der dann verabschiedet“, sagt Bürgermeister Mesch. „Ein rein formeller Beschluss.“