Ahrensburg. 700.000 Euro hat die Stiftung für Kunst, Heimatpflege und Naturprojekte ausgegeben. Mit 100.000 Mark Stammkapital fing es 1983 an.
Im Ahrensburger Marstall leuchtet es hell dank neuer LED-Technik. 60 Schweinwerfer für je 500 Euro. Eine große Hausnummer. Dafür fällt jetzt perfektes Licht auf die Szenerie der neu entstandenen Galerie des Kulturzentrums. Wandelkonzerte verbinden den Marstall seit Kurzem mit Schloss und Schlosskirche und lassen das historische Ensemble als Einheit erleben. In der Trittauer Wassermühle herrscht ebenfalls reges Treiben, weil Stipendiaten hier leben, arbeiten und ausstellen. Die Stormarner Heimatmuseen können dank finanzieller Partnerschaften das historische Kulturgut pflegen. Naturräume wie der Grabauer See werden ins ökologische Gleichgewicht gebracht, Forste zu Erlebnisräumen gestaltet. Und im ganzen Kreis lesen Menschen ein Buch und eröffnen sich im Miteinander die Welt der Literatur.
Das kulturelle Kaleidoskop in Stormarn ist bunt und funkelt mit vielen Highlights. Ohne die Sparkasse Holstein sehe es in der Kulturlandschaft allerdings düster aus und ärmer – und das im wahrsten Sinne der Wortes. „Allein für Kunst und Kultur haben wir im vergangenen Jahr 280.000 Euro ausgegeben“, sagt der Geschäftsführer der Kulturstiftung, Jörg Schumacher. Die Ausgaben für alle Bereiche zusammengerechnet, ergibt für 2014 die stattliche Summe von 700.000 Euro.
„Wir sind kerngesund aufgestellt“, sagt Schumacher munter, der bei der Vorstellung der Jahresbilanz einen höchst zufriedenen Eindruck macht. „Wir geben aber auch nur das aus, was wir uns leisten können. So kann uns nichts passieren.“ Landrat Klaus Plöger sagt es in seiner Funktion als Vorsitzender der Sparkassen-Kulturstiftung so: „Wir drehen ein großes Rad.“ Und das trotz sinkender Zinseinnahmen.
„Zum Glück haben wir noch einige ältere Papiere, die einen Zinsertrag von sechs Prozent bringen“, sagt Schumacher. Mittlerweile seien aber selbst jene Zeiten vorbei, in denen eine drei vor dem Komma gestanden habe. „Heute bekommt man nicht mehr als 1,25 Prozent “, sagt der Geschäftsführer, der angesichts des Stiftungskapitals von rund 9,25 Millionen Euro dennoch nicht klagen kann. Dass es sich bei der Kulturstiftung um eine Erfolgsgeschichte handelt, zeigt auch der Blick zurück.
1983 war die Kulturstiftung mit einem Stammkapital von gerade einmal 100.000 Mark an den Start gegangen. Im vergangenen Jahr lag allein der Zinsertrag trotz der denkbar ungünstigen Bedingungen auf dem Finanzmarkt bei 450.000 Euro. Schumacher: „Zusammen mit Spenden hatten wir 2014 Einnahmen von 930.000 Euro.“
Baldur Burwitz’ Provokation ist dem Landrat zu wenig
Damit lässt sich etwas anfangen. Die Frage im Hinblick auf die Ausstellungen ist nur, was und vor allem wie: Der jüngste Coup von Baldur Burwitz hat für Diskussionen gesorgt. Und das nicht nur im Publikum, sondern auch in der Kulturstiftung selbst. Burwitz hatte wie berichtet den Marstall in zwei Räume geteilt und nach dem Zufallsprinzip Besucher in den VIP-Bereich gelassen und andere dort ausgeschlossen. „Das war eine der besten Ausstellungen, die wir hatten“, sagt Plöger. „Wenn wir den Erfolg daran messen, wie viel darüber in der Zeitung gestanden hat. Trotzdem müssen wir über das Marketing nachdenken.“ Plöger waren die Provokation, der Bockwurst-Stand und der Film des Künstlers über Ahrensburg zu wenig. „Menschen, die damit nichts anfangen können, werden vergrault“, sagt der Landrat. „Es wäre gut gewesen, wenn man diesen Leuten noch etwas anderes hätte anbieten können. Bilder oder Skulpturen.“
Dem Künstler das Konzept vorzuschreiben, gehe nicht, sagt dagegen Kuratorin Katharina Schlüter. „Es ist die Stärke von Stiftungen, Dinge zu machen, die andere nicht machen können. Wir sind auf den kommerziellen Bereich nicht angewiesen“, sagt auch Geschäftsführer Schumacher. Aber wenn Besucher vergrault würden, müsse über Vermittlungsangebote nachgedacht werden. Darin scheint Einigkeit zu bestehen. Unstrittig ist auch, dass der Ankauf von Bildern und Skulpturen zwingend zum Portfolio der Stiftungsaufgaben gehört – als direkteste Form, die Künstler zu fördern.
2015 hat die Stiftung schon Kunst für 6000 Euro angekauft
„In diesem Jahr haben wir schon für 6000 Euro eingekauft“, sagt Plöger. Die Regelmäßigkeit dieser Investitionen über Jahrzehnte führt zu einem beeindruckenden Bestand von mittlerweile 250 Werken. „Der Kreis selbst hat auch angekauft. Zusammen sind es 650 Arbeiten“, sagt Katharina Schlüter. „Wir haben den Bestand archiviert. Jetzt sollen die Daten in eine Software-Sammlung überführt werden, um die Bilder der Werke ins Internet zu stellen und so für alle zugänglich zu machen.“
Auch an einer Neuauflage des Stormarn-Lexikons wird gearbeitet. Und auch die soll online erscheinen. „2017 wird sie im Netz einsehbar sein“, sagt Kreiskulturreferentin Tanja Lütje. Zurzeit kümmert sie sich allerdings höchst intensiv um Literatur zwischen zwei Buchdeckeln – beim Projekt „Stormarn liest ein Buch“, das die Kreisgrenzen zum Teil überwindet. „Ein Abend im Literaturhaus Hamburg war hoffnungslos überbucht.“ Ein Zeichen dafür, in welche Richtung es gehen sollte. Lütje: „Wir planen weitere Projekte, mit denen sich Stormarn kulturell der Metropolregion öffnet.“
Am Geld soll es nicht liegen. In der Rücklage der Stiftung: 831.000 Euro. Schumacher: „Das sorgt dafür, dass wir nachhaltige Projekte auf den Weg bringen können.“ Zum Beispiel den Grabauer See, der nach dem Rückzug des Pächters jetzt ganz in der Obhut der Kulturstiftung liegt.