Ahrensburg. Künstler Baldurf Burwitz zeigt seine ganz individuelle Sicht auf die Schlossstadt. Zur Vernissage gibt es Bockwürste...

„Weltberühmt und heiß begehrt“ steht auf der Einladungskarte zur Ausstellung. Darüber der Name des Künstlers: Baldur Burwitz. B. B. sozusagen. In einer männlichen Ausgabe. Heiß begehrt? Bezieht sich das etwa auf ihn? „Wer weiß“, sagt der Künstler, lächelt und hält sich bedeckt. Auch die leicht provokante Frage, was er denn konkret im Ahrensburger Marstall zeigen wird und was die Kunst an der ganzen Sache ist, ficht ihn nicht an.

„So artifizielle Erklärungen, was warum so ist, wie es ist, braucht es nicht“, sagt Burwitz. Er setzt darauf, dass die Leute ins Kulturzentrum kommen und sich selbst ein Bild machen. Was sie sehen werden, damit will er allerdings nicht so richtig herausrücken. Nur zwei Dinge sind klar: Burwitz hat einen Film über Ahrensburg gedreht. Und in einer Ecke der Marstall-Galerie wird es Bockwürste geben. „Klar, die sind auch Teil der Installation“, sagt er und grinst schon wieder.

Die Entdeckung der Currywurst ist offenbar Vergangenheit. Jetzt geht es um die Bockwurst. Zu verdanken hat sie das einem Zufall. Der Hamburger Künstler – ehemaliger Punk-Musiker und studierter Bildhauer – entdeckte irgendwann, irgendwo ein Plakat und fotografierte die Knacker mit einem Klecks Senf und einem angebissenen Brötchen einfach mal schnell ab.

Readymade: Der Künstler bezieht Alltagsgegenstände in sein Werk ein

„So etwas mache ich öfter“, sagt Burwitz. „Man weiß nie, wofür das gut ist.“ Readymade heißt das in der Kunstwelt. Ein Alltagsgegenstand, der schon ready, also schon da ist, bietet sich an und wird Teil des Werkes. Gesehen. Fotografiert. Und kreativ ins Ausstellungskonzept eingebaut. So ziert die Bockwurst jetzt die Einladungskarte. Vermutlich ist doch eher sie gemeint, wenn es um weltberühmt und heiß begehrt geht. Sie ist auf jeden Fall als essbarer Teil der Performance zu haben und als Stärkung beim Kinobesuch sicher willkommen.

Der Film, der zehn Minuten dauert und in Dauerschleife zu sehen sein wird, hat keinen Titel. Was er für eine Geschichte erzählt? Welche Bilder er zeigt? „Auf jeden Fall nicht das Schloss bei Sonnenschein“, sagt Burwitz. Er will überraschen, lässt dann aber doch die Katze ein Stückchen aus dem Sack. Zunächst mit einem kurzen Ausflug in seine künstlerische Vergangenheit.

„Ich war früher Musiker und Teil einer Band. Und dann das Herumtouren. Immer in Gemeinschaft“, sagt der 44-Jährige, der sich jetzt noch genervt anhört. „Mir fehlte einfach das Individuelle.“ So sattelte er um, studierte in Braunschweig Bildhauerei und experimentiert seitdem mit großer Spielfreude. Herausgekommen ist nun der Film über Ahrensburg. „Er ist meine sehr individuelle Sicht auf die Stadt“, sagt Burwitz. Eine humorvolle noch dazu.

Burwitz landete im falschen „Marstall“, später entdeckte er haufenweise Toilettenbecken

Eines – nicht schönen, sonnigen – Tags im März zog der in Hamburg lebende Burwitz mit Schauspieler Harald Burmeister und Kameramann Robert Falkenberg durch Ahrensburg. Burwitz: „Wir haben tolle Dinge entdeckt. Eine Salzoase. Und einen Biergarten, der gar keiner ist.“ Auch im „Marstall“ landete das Trio. „Wir stellten dann aber fest, dass es ein Laden für Reitzubehör war und nicht das Kulturzentrum“, sagt der Künstler, der nach Biergärten Ausschau hält, mit einer bierernsten Betrachtung aber nichts am Hut hat. Auch auf einen Haufen ausrangierter Toilettenbecken seien sie gestoßen. Burwitz: „Die anderen meinten: Das ist Kunst. Das kann doch nur von dir sein.“

Die Sparkassen-Kulturstiftung lässt Kopien vom Film ziehen. „Wir überlegen, ob wir sie kostenlos an die Besucher verteilen“, sagt Kuratorin Katharina Schlüter. „Dafür werden andere Inhalte durch Objekte in den Marstall hinein fortgesetzt. Dabei entstehen zwei Räume, zwei Situationen.“ Klingt ziemlich abgehoben und zugleich spannend.

Zu den bewegten Bildern zeigt Burwitz Zeichnungen. Sie sind so etwas wie in Wort und Bild pointiert gefasste Selbstporträts. „Ich finde alles gut“ steht da. „Jeder Arsch ist ein Künstler“ oder auch „Aqua Rell geht schnell“. Dazu gesellt sich ein Stecker namens Romeo- und die Steckdose Julia. Heiter sind diese Skizzen. Burwitz kniet sich zu ihnen auf den Boden. „Verstehen Sie jetzt meine Gedankenspiele?

„Baldur Burwitz – weltberühmt und heiß begehrt“ heißt die Ausstellung, die am Sonntag, 19. April, in der Galerie im Ahrensburger Marstall (Lübecker Straße 8) um 11.30 Uhr eröffnet wird. Die Sparkassen-Kulturstiftung lädt ein. Landrat Klaus Plöger, Stiftungsvorsitzender, begrüßt die Gäste. Ludwig Seyfarth gibt eine Einführung. Die Ausstellung ist bis zum 7. Juni zu sehen, mittwochs, sonnabends und sonntags 11 bis 17 Uhr.