Reinbek. Die Stadt hatte 2010 wegen Baumängeln einen Teil der Forderung der Baufirma einbehalten. Deren Insolvenzverwalter klagt jetzt vor Landgericht.
Dass eine Brücke nicht nur verbinden, sondern auch entzweien kann, lässt sich gut in Reinbek studieren. Die Rede ist von der Holländerbrücke, die Fußgängern und Radfahrern einen bequemen Weg über die Hamburger Straße ermöglicht. Die im November 2009 fertiggestellte neue Brücke ist eine schlanke Konstruktion in Modulbauweise, bei der Stahl und glasfaserverstärkter Kunststoff verarbeitet wurden. Ein leicht wirkendes, optisch ansprechendes Bauwerk, das Reinbek architektonisch bereichert. Doch die Brücke hat der Stadt bislang mehr Ärger als Freude bereitet.
Über das nächste Kapitel der unerfreulichen Geschichte wurde nun der Reinbeker Bau- und Planungsausschuss informiert: Am Freitag, 17. April, wird vor dem Landgericht Lübeck eine Klage gegen die Stadt Reinbek verhandelt. Die Stadt hatte wegen zahlreicher Mängel an der Brücke im Jahr 2010 einen Teil des Rechnungsbetrages einbehalten. Der Insolvenzverwalter der Baufirma macht jetzt einen Anspruch von 120.000 Euro zuzüglich Zinsen für angebliche Werklohnansprüche geltend. Reinbek rechnet dagegen vor, dass ein Gutachter Mängelbeseitigungskosten und Wertminderung auf insgesamt 126.400 Euro geschätzt habe, dieser Betrag also über die geltend gemachte Klagesumme hinausgehe. Deshalb hat Reinbek beim Landgericht in einer Klageerwiderung den Antrag eingereicht, die Klage des Insolvenzverwalters abzuweisen.
Sollte Reinbek damit am Freitag Erfolg haben, könnte die Stadt endlich die unerfreulichen Begleitumstände des Brückenbaus beenden. Die Brücke war wegen diverser baulicher Mängel sofort nach ihrer Fertigstellung gesperrt worden. Reinbek griff schließlich zur Selbsthilfe, indem die Stadt die Sicherheitsmängel in der Statik und am Geländer nachbessern ließ, so dass die Brücke benutzt werden konnte. Das Ganze blieb jedoch ein Provisorium, zumal auch einige optische Unzulänglichkeiten blieben.
Bei einem Erfolg seiner Klageerwiderung könnte Reinbek demnächst alle Mängel beseitigen lassen – vor allem jene, die, wie das Bauamt schreibt, „Einfluss auf die Dauerhaftigkeit des Bauwerkes haben“. „Eine Ausschreibung für die anstehenden Arbeiten wird bereits von der Verwaltung vorbereitet“, sagte Sven Noetzel, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Umwelt auf Nachfrage des Abendblatts.