Kosten explodiert, Fertigstellung verspätet - und jetzt treten schwere Mängel zutage. Reinbek kündigt Vertrag mit Baufirma
Reinbek. Im Streit um die Fertigstellung der Holländerbrücke hat die Stadt Reinbek jetzt die Notbremse gezogen. Nachdem die Brückenbaufirma Fristen zur Ausbesserung von Mängeln nicht eingehalten hätte, habe die Stadt den Vertrag teilweise gekündigt, sagt Bürgermeister Axel Bärendorf. Jetzt sollen andere Firmen mit den Sanierungsarbeiten beauftragt werden.
"Mit diesem Ding ist einfach alles schiefgelaufen", sagt Bärendorf. Um die 100 Meter lange und 3,50 Meter breite Brücke hatte es immer wieder Diskussionen gegeben, weil die Kosten von ursprünglich 950 000 Euro auf knapp 1,5 Millionen Euro gestiegen waren. Im November 2009 wurde das vorgefertigte Brückenteil über der Hamburger Straße eingehoben. Wenige Wochen später sollte die Fußgängerbrücke den Stadtteil Hinschendorf wieder mit der anderen Seite der Stadt verbinden. Doch zuerst kam der lange Winter dazwischen. Dann stellten Prüfer der Stadt zahlreiche Mängel fest. Die Abnahme zögerte sich immer weiter hinaus, die neue Brücke ist bis heute nicht eröffnet.
"Das hat nicht nur optische Gründe", sagt der Bürgermeister. Die Bauleitung habe "eklatante Sicherheitsmängel" gerügt, unter anderem einen nicht befestigten Geländerfuß und ein nicht passendes Auflager. Außerdem seien Rostflecken auf dem Belag, mangelhafte Schweißnähte und große Dellen auf der Brücke festgestellt worden. "Da wurde gepfuscht", sagt Bärendorf. Die Brückenbaufirma sei der mehrfachen Aufforderung zur Nachbesserung nicht nachgekommen.
Deshalb hat die Stadt den Vertrag mit dem Unternehmen teilweise gekündigt. Zur Behebung der Mängel, die nun andere Firmen übernehmen sollen, kalkuliert die Stadt 35 000 Euro ein. Mit Honorarkosten wird der Richtungswechsel die Stadt rund 60 000 Euro kosten. Um einen Preisnachlass wegen der optischen Mängel auszuhandeln, hat die Stadt einen Anwalt eingeschaltet. Die Bezahlung einer letzten Rechnung über knapp 70 000 Euro hat sie bereits verweigert. Ein Gerichtsstreit solle aber nach Möglichkeit vermieden werden. Die noch ausstehenden Leistungen, wie zum Beispiel der geplante Sichtschutz, sollen ebenfalls neu vergeben werden.
Unternehmer Hartmut Lehner sagt, seine Firma hätte nie eine Freigabe bekommen, die Reparaturen auf der Baustelle durchzuführen. Auch die Fristen seien zu eng gesetzt worden. Deshalb hat Lehner Einspruch erhoben und prüft zurzeit Schadenersatzforderungen für den entgangenen Gewinn. Er hält die angeführten Mängel für einen Vorwand und vermutet einen anderen Grund für die Vertragskündigung. Lehner: "Die Stadt hat kein Geld." Diesen Vorwurf weist Bürgermeister Axel Bärendorf zurück. "Wir waren zu jeder Zeit handlungsfähig."