Barsbüttel. Noch sprießt das Gemüse nur vereinzelt aus dem Boden, doch am Wochenende soll der Verkauf beginnen
Zwei kurze weiße Spargelköpfe ragen schon aus dem Sandhügel hervor. Aber noch sehen sie ziemlich einsam und verlassen aus: ringsherum gähnende Leere. Erst einige Meter weiter lässt sich der nächste Spargelkopf entdecken, auch er hat es geschafft, den Damm zu durchbrechen. „Vereinzelt sprießt der Spargel aus dem Boden. Noch ist es mehr eine Suche“, sagt Spargelbauer Bastian Soltau vom Hof Soltau in Stemwarde. Momentan reiche der gestochene Spargel aber nur für den Eigenbedarf aus. Doch schon am Sonnabend soll der Verkauf des Liliengewächses losgehen. Bis dahin muss sich die Sonne noch ein wenig anstrengen und ihren Weg durch die Wolken finden, genauso wie sich dann das königliche Gemüse durch den lockeren Erddamm brechen muss.
„Im vergangenen Jahr waren wir mit der Ernte etwa zehn Tage früher dran. Der Winter war ziemlich mild“, sagt der 36-Jährige und sticht einen weiteren Spargel aus dem Boden heraus. Aber bisher gebe es keinen Grund zur Panik: „Wir sind in einem ganz normalen Zeitrahmen. 2014 war ein Ausnahmejahr.“ Und das Sturmtief Niklas hat den Hof Soltau weitestgehend verschont. Lediglich ein paar Folien mussten ausgetauscht werden. Die werden über die Sandwälle gezogen und als eine Art Tunnel aufgestellt. „Darunter ist es dann für den Spargel schön warm. Denn die Sonneneinstrahlung wird im lockeren Sandboden gespeichert. Das sind dann ideale Bedingungen zum Wachsen“, sagt Soltau.
Der Verkaufspreis steht noch nicht ganz fest
Noch keine Stangen kann hingegen Matthias Beeck vom Spargelhof Beeck in Hamberge ernten. Der Sturm hat seinen Spargelanbau nicht verschont, im Gegenteil: Von etwa 16,6 Kilometern Tunnel sind nur 100 Meter stehen geblieben. „Das ist traurig, aber leider wahr“, sagt der 43-Jährige bedauernd, hofft aber trotzdem noch auf eine gute Ernte. „Durch den starken Wind sind uns trotz guter Befestigung so viele Meter Tunnel im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht worden. Dadurch fehlt uns der zuvor geschaffene Temperaturvorsprung von fünf Grad“, sagt er. Trotz der Schwierigkeiten rechnet Beeck damit, nächste Woche oder spätestens in zehn Tagen seinen ersten Spargel stechen und dann auch verkaufen zu können.
Einen möglichen Verkaufspreis des Spargels kann Beeck noch nicht nennen. Fest stehe aber, dass er auf Grund des Mindestlohnes teurer werden wird. Aber grundsätzlich hänge der Preis von der jeweiligen Erntemenge ab, und da spiele wiederum das Wetter die entscheidende Rolle. Einen ungefähren Preis pro Kilo Spargelgemüse verrät hingegen Jörg Meyer vom Erdbeerhof Glantz in Delingsdorf: „Wahrscheinlich verkaufen wir den Spargel zwischen 8,90 und 10,90 Euro pro Kilo.“
In Delingsdorf soll der Verkauf am Freitag starten
Auf dem Hof in Delingsdorf soll der Spargelverkauf bereits am Freitag starten, und am Wochenende kann der erste Spargel im Restaurant verzehrt werden. Im Kreis Stormarn werden die weißen Stangen ab nächster Woche über die Theken der Außen-Verkaufsstände gehen. Der Spargel, der am Freitag verkauft wird und somit der allererste dieses Jahres sein wird, dürfte dann voraussichtlich 9,90 Euro pro Kilogramm kosten.
Anders als auf dem Hof Soltau und dem Spargelhof Beeck wird der Spargel des Erdbeerhofs nicht vor Ort angebaut. Grund dafür ist, dass der vorhandene Boden nicht optimal für den Spargel ist. Deswegen gibt es eine Anbaugemeinschaft in Niedersachsen. Dort wird das Gemüse wegen des sandigen Bodens bundesweit am häufigsten angepflanzt. Trotz des Anbaus an einem anderen Standort ist der Spargel des Erdbeerhofs frisch: „Er wird tagesfrisch gestochen und verkauft“, erklärt Glantz-Mitarbeiter Meyer.
Die Spargelsaison geht offiziell bis zum 24. Juni
Ähnlich wie in Stemwarde sieht auch er keinen Grund zur Sorge, nur weil der Spargel in diesem Jahr ein paar Tage später verkauft werden kann: „Die noch vorhandene kalte Witterung in der Nacht ist Schuld daran, dass der Spargel noch nicht in Massen aus der Erde sprießt.“ Aber es sei nicht schlimm, meint Meyer: „Das Wetter ist auch noch nicht so frühlingshaft, und somit gibt es auch noch nicht so viele Menschen, die schon Lust auf Spargel haben.“ Das komme jetzt erst von Tag zu Tag, sobald die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken brechen. Der 44-Jährige verweist noch auf eine Sache: „Das Spargelgemüse wird unterschiedlich sortiert, je nach Qualität und Länge. Und jede Sortierung hat ihren eigenen Preis. Es gibt sie, solange der Vorrat reicht. Wenn eine Sortierung aus ist, ist sie aus.“ Aber dann gebe es am nächsten Tag eine neue Lieferung.
Zumindest so lange, bis die Spargelsaison vorbei ist: nämlich am 24. Juni, dem Johannistag. Dann ruhen sich die Pflanzen aus, die etwa 35 Zentimeter unter der Oberfläche überwintern und auf einem Feld etwa zehn Jahre lang geerntet werden. Erst danach sinken die Erträge, und ein Spargelbauer muss ein neues Feld bestellen.