Glinde. VSW zieht von Reinbek nach Glinde um und ändert den Namen. Das Verbandsgebiet soll jetzt in Richtung Norderstedt ausgedehnt werden.
Die Osterfeiertage kommen für Nicole Marquardsen gerade zur rechten Zeit. Endlich ein bisschen Entspannung. Abschalten, die Seele baumeln lassen – also das machen, was sich so viele von uns vorgenommen haben. Stress hatte die 46-Jährige zuletzt zur Genüge. Sie sitzt in ihrem neuen Büro in Glinde, lässt die Umgebung aber nur kurz auf sich wirken, schnappt sie sich dann einen Pappkarton, zieht Aktenordner hervor und ordnet sie im Regal. Die Anwältin kann anpacken. Sie ist mit ihrem Team gerade umgezogen, von der Reinbeker Bahnhofstraße in die Straße Am alten Lokschuppen. Hier ist es größer, 220 statt 168 Quadratmeter stehen ihr und den fünf Mitarbeitern, darunter drei Fachanwälte für Arbeitsrecht, jetzt zur Verfügung.
„Die Räumlichkeit in Reinbek ist einfach zu klein geworden“, sagt Marquardsen, Geschäftsführerin des ehemaligen Verbandes der Südholsteinischen Wirtschaft. Ehemalig, weil die Organisation seit 1. April Verband und Serviceorganisation der Wirtschaftsregionen Holstein und Hamburg (VSW) heißt. Klingt nach mehr und größer – und bildet die Realität ab. Denn nicht nur die Bürofläche ist gewachsen. „Früher waren wir auf die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg begrenzt, inzwischen kommen 30 Prozent unserer Mitglieder aus Hamburg, anderen Teilen Schleswig-Holstein und anderen Bundesländern.“ Zum Beispiel aus Erlangen, Dresden oder Ludwigshafen.
In den meisten Fällen geht es vor Gericht um Kündigungsschutzprozesse
Aktuell sind es 339 Firmen, deren Interessen Marquardsen und ihre Kollegen vertreten. Das sind 53 mehr als vor neun Jahren. Das Ende der Fahnenstange ist laut der Verbands-Geschäftsführerin damit noch lange nicht erreicht. Vor allem in der Metropolregion sieht sie hohes Rekrutierungspotenzial. Dabei soll auch der neue Name helfen. „Er wird die Chancen steigern, wirtschaftspolitisches Gehör zu finden. Wir wollen das Verbandsgebiet Richtung Norderstedt ausdehnen“, sagt der VSW-Vorsitzende Michael Voigt, Geschäftsführer des Hela-Gewürzwerks in Ahrensburg. Weitere bekannte Unternehmen aus der Region, die dem Verband angehören, sind unter anderem Amandus Kahl aus Reinbek, die Sparkasse Holstein und Allergopharma.
Argumente, Interessenten von einer Mitgliedschaft zu überzeugen, hat Marquardsen reichlich: „Wir pflegen ein persönliches Verhältnis und sind in Sachen Arbeitsrecht die Spezialisten. Unsere Unternehmen haben in Hinblick auf die Kosten absolute Planbarkeit.“ Die Höhe des Beitrags variiert. Sie beträgt ein Promille der Jahresbruttolohnsumme aller Mitarbeiter eines Unternehmens.
Der VSW berät seine Mitglieder in arbeits-, tarif- sowie sozialrechtlichen Fragen. Das Leistungsspektrum beinhaltet zum Beispiel Kündigungsschutzprozesse und die Ausarbeitung von Betriebsvereinbarungen sowie Beratung zu den betriebsverfassungsrechtlichen Mitbestimmungsrechten und sonstige Fragen im Zusammenhang mit dem Betriebsrat. In 2014 hat der VSW 156 arbeitsgerichtliche Verfahren bearbeitet, größtenteils ging es um Kündigungen. Zudem veranstaltet der Verband kostenlose Fortbildungsseminare und organisiert Mitgliedertreffen wie die traditionelle Winterbegegnung auf Gut Schönau in Reinbek.
„Für Mittelständler sind wir ein Muss. Sie können uns immer anrufen, wir sind jederzeit für sie da“, sagt Marquardsen. Die gebürtige Hamburgerin ist die erste Frau an der Spitze des Verbandes, der vor 46 Jahren gegründet wurde. 1998 begann sie als Anwältin, stieg 2005 zur zweiten Geschäftsführerin auf. Seit Januar 2013 steht sie nun an der Spitze – und ist mit dem Verband auf Erfolgskurs. Mehr Mitglieder bedeutet allerdings auch mehr Arbeit. Deshalb will Marquardsen das Personal aufstocken. Sie ist derzeit auf der Suche nach einem weiteren Fachanwalt. In den neuen Räumlichkeiten ist für den künftigen Mitarbeiter bereits ein Büro ausgesucht.