Barsbüttel. Gemeinde plant den Neubau des Verwaltungssitzes auf dem bestehenden Gebäude des Geldinstituts. Bürgermeister klärt Finanzen.
Die Tage des 40 Jahre alten Rathauses in Barsbüttel am Stiefenhoferplatz scheinen gezählt, eine kostspielige Fortführung der Sanierungsarbeiten ist wohl nicht mehr nötig. Die Gemeinde plant einen Neubau auf dem 1700 Quadratmeter großen benachbarten Gründstück der Sparkasse Holstein. Das Verwaltungsgebäude soll auf das ebenerdige Geldinstitut draufgesetzt werden. So wollen es CDU und SPD. Die Politiker haben Bürgermeister Thomas Schreitmüller bereits in die Spur geschickt. Er soll ausloten, ob die Chance auf einen Kauf besteht. Der Verwaltungschef: „Es hat ein Gespräch gegeben, die Sparkasse ist nicht abgeneigt.“
Bereits in der vergangenen Woche hatte es in den Fraktionen intensive Gespräche über den Standort für ein neues Rathaus gegeben, dann setzten sich die Fraktionsvorsitzenden mit Schreitmüller zusammen, berieten knapp drei Stunden über das Thema. Vorausgegangen war die Anfrage eines in Barsbüttel lebenden Apothekers. Sein Ziel war es, ein Verwaltungsgebäude am Nahversorgungszentrum an der Straße Am Akku zu erstellen und es der Gemeinde zu vermieten. Der Unternehmer hatte bis Ende März um ein Signal gebeten, ob eine Zusammenarbeit gewünscht ist.
Schon vor Jahren war der Abriss des alten Rathauses im Gespräch
Die Sozialdemokraten waren sich schnell einig. „Das Rathaus bleibt am Stiefenhoferplatz. So haben wir es vor der vergangenen Kommunalwahl den Wählern kommuniziert und werden davon auch nicht abweichen“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Holger Gettschat. Bei der CDU wurde das Thema dagegen sehr kontrovers diskutiert. Einige Parteimitglieder favorisierten die Anmietung in der Straße Am Akku. Der Fraktionsvorsitzende Volkmar Dietel: „Wir haben in der Fraktion abgestimmt und möchten Eigentum erwerben.“ Außerdem wirke der Bürgerentscheid nach.
Bereits vor fünf Jahren war ein Abriss des Verwaltungsgebäudes am Stiefenhoferplatz im Gespräch. CDU und SPD hatten damals einen Neubau Am Akku anvisiert. Im März 2011 stimmten die Barsbütteler dafür, dass das Verwaltungsgebäude am Standort bleibt und gegen einen Neubau.
Wählergemeinschaft und Grüne favorisieren andere Lösungen
Die beiden Parteien möchten für den Neubau auf dem Sparkassengebäude jetzt vor allem die Niedrigzinsphase ausnutzen und günstige kommunale Kredite in Anspruch nehmen. Für Rainer Eickenrodt, den Fraktionsvorsitzenden der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB), ist das der falsche Weg: „Wir sollten erst unsere Schulden tilgen. Es passt einfach nicht, ein neues Rathaus hinzustellen.“
Eickenrodt und seine Mitstreiter haben sich für die Mietlösung ausgesprochen. „Am liebsten wären wir mit dem Rathaus jedoch in die bestehende Immobilie auf das Gelände der ehemaligen Tierversuchsanstalt in Willinghusen gegangen und hätten im Hauptort ein kleines Bürgerbüro beibehalten“, sagt der Politiker.
Für Grünen-Chef Joachim Germer wäre die Akku-Lösung „erträglich gewesen“. Nach Informationen dieser Zeitung hätte die Gemeinde zwischen 250.000 und 300.000 Euro Miete pro Jahr zahlen müssen. Ginge es nach den Grünen, würde das bestehende Verwaltungsgebäude komplett saniert werden.
Dort gehen die Arbeiten seit viereinhalb Jahren nur schleppend voran. Bislang wurden in allen Bereichen Brandschutzwände gezogen, die Feuertüren im Treppenhaus ersetzt und die Heizung instand gesetzt. Dafür hat die Gemeinde 350.000 Euro gezahlt. Für die Sanierung war eine Minimallösung angedacht. Kostenpunkt: 2,2 Millionen Euro. Hinzu kommt das undichte Dach. Eine Komplettsanierung würde mindestens das Doppelte kosten, heißt es in der Politik. Genaue Zahlen gibt es jedoch nicht.
Ein Investor stünde auch für diese Variante bereit
Diese werden nun ermittelt. Zudem soll Schreitmüller von einem unabhängigen Architekten unterstützt werden, der sich mit der Planung für das neue Rathaus beschäftigt. Die Entscheidungsträger wünschen zeitnah einen Kostenvergleich. Im Planungsausschuss Anfang Mai soll der Bürgermeister konkrete Fakten liefern. Danach könnte das Projekt Neubau so richtig Fahrt aufnehmen. „Es wird Zeit, dass wir weiterkommen“, sagt Dietel.
Die Idee, das Gebäude der Sparkasse aufzustocken, ist nicht ganz neu. Über diese Variante hatte der Investor Hans-Hinrich Quell, Chef der Quell Real Estate Unternehmensgruppe aus Hamburg, schon vor Wochen mit den Fraktionsvorsitzenden und Bürgermeister Schreitmüller gesprochen. Der Immobilienspezialist ist am Rathausgrundstück interessiert. Er hatte verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt: Abriss und an gleicher Stelle Neubau des Verwaltungsgebäudes, als Alternative die Schaffung von Gewerbeeinheiten oder Wohnungen auf dem Areal sowie ein Neubau auf der Sparkasse.
Im Fall einer Zusammenarbeit mit Quell beim Rathausneubau hätte die Gemeinde die Wahl: Sie kann sich aussuchen, ob sie als Mieter einsteigt oder das Gebäude kauft. Auch der Unternehmer hat schon bei der Sparkasse Holstein wegen des Grundstücks vorgefühlt. Das will Barsbüttel jetzt aber selbst kaufen. Nach den Vorstellungen der Politik könnte das Geldinstitut im Gebäude bleiben und eine Miete an die Gemeinde zahlen.
Ob Quell zumindest einen Teil seiner Pläne am Stiefenhoferplatz verwirklichen kann, ist ungewiss, selbst wenn das alte Rathaus abgerissen wird. Getschatt: „Wir müssen auch darauf achten, dass genügend Stellplätze zur Verfügung stehen.“