Ahrensburg. Ein als Soldat verkleideter Schüler löste Großeinsatz der Polizei aus. Schüler und Schulleitung wollen Ereignisse aufarbeiten.

Nach dem Amok-Alarm an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule (SLG) in Ahrensburg am vergangenen Montag hat sich der Abiturjahrgang jetzt öffentlich für den Vorfall entschuldigt. Außerdem betonten die Schüler, dass nicht ein einzelner, sondern der gesamte Jahrgang die Verantwortung für die Ereignisse trage.

Während einer Mottowoche, in der sich die angehenden Abiturienten zu bestimmten Themen verkleiden, war einer der Schüler im Tarnanzug und mit einer Spielzeugwaffe ausgestattet in die Schule gekommen. Der besorgte Vater eines Schülers berichtete der Schulleitung von der auffällig gekleideten Person. Die Schulleitung rief daraufhin die Polizei an und leitete das Amok-Alarmprogramm ein: Die Lehrer schlossen sich mit ihren Schülern in den Klassenräumen ein. Währenddessen sperrte die Polizei das Gebiet weiträumig ab. Als die Schulleitung über Lautsprecher den Anlass des Alarms erklärte, meldete sich der als Soldat verkleidete Schüler. Entwarnung.

Die Schüler beteuern, dass sie aus der Sache gelernt haben

„Der Schüler ist fassungslos über das, was seine Verkleidung ausgelöst hat“, sagt Sigrid Mayer-Jendrek von der Schulleitung. Fassungslos sind auch seine Mitschüler, die mit der Mottowoche eigentlich nur ihre letzte Zeit an der Schule unterhaltsam gestalten wollten. Am Montag hatten sie sich alle passend zu ihren Profilen, also Sport, Naturwissenschaften und Wirtschaft und Politik (WiPo), verkleidet. Der als Soldat verkleidete Schüler gehörte dem WiPo-Profil an. Seine Mitschüler gingen zum Beispiel als Reporter, Politiker oder als personifizierte EU. Die Mottos waren im Vorfeld nicht mit der Schulleitung besprochen worden.

„Wir bereuen sehr, wie alles abgelaufen ist“, sagt Schüler Tobias Achterkamp. „Wir verstehen, dass andere in der Situation Angst hatten, und möchten uns bei allen, die sich verschreckt fühlten, entschuldigen.“ Dazu möchten die angehenden Abiturienten in jede einzelne Klasse gehen und den anderen Schülern Rede und Antwort stehen. „Wir wollen zeigen, dass wir aus der Sache gelernt haben“, sagt Schülerin Ann-Kathrin Schmitt. Tobias Achterkamp ergänzt: „In Zukunft werden wir bei solchen Aktionen deutlich sensibler sein und vorher genau überlegen, was wir tun und was wir anziehen.“

Die möglichen Strafzahlungen wollen sich die Schüler teilen

Entscheidend ist für die angehenden Abiturienten, dass die Schuld nicht nur den als Soldat verkleideten Schüler trifft. „Sämtliche Strafen wollen wir als Jahrgang tragen“, sagt Schüler Alexander Timm. Das gelte auch für mögliche anfallende Kosten. Derzeit ermittelt die Polizei, ob und inwieweit der Schüler für die Kosten des Polizeieinsatzes aufkommen muss. „Das Landespolizeiamt macht gerade eine Kostenaufstellung“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. „Insgesamt wird dabei mindestens ein vierstelliger Betrag herauskommen.“ Außerdem überprüft die Polizei einen Verstoß gegen das Waffenrecht. „Hierbei ist es egal, ob es sich um eine echte oder eine sogenannte Anscheinwaffe handelt“, so Kurz. „Auch mit so einer unechten Pistole könnte man eine Bank überfallen.“

Am Dienstag nach dem Amok-Alarm informierte die Schulleitung der SLG alle Eltern und Schüler in einem Brief über die Hintergründe des Vorfalls. Im Laufe der Woche wurde dann im Klassenverband darüber diskutiert. Wer zusätzlichen Gesprächsbedarf hatte, konnte sich bei der Schulleitung melden. „Uns ist wichtig, dass alle Schüler die Ereignisse aufarbeiten“, sagt Sigrid Mayer-Jendrek. „Die Schüler des Abi-Jahrgangs tun dies sehr intensiv. Wie sie füreinander einstehen, rechne ich ihnen hoch an.“

Gemeinsam wehren sich die Schüler auch gegen die Darstellung des Falls in den Medien und die kritischen Reaktionen von außen. „Wir haben uns persönlich angegriffen gefühlt, weil wir als verantwortungslos abgestempelt wurden“, sagt Ann-Kathrin Schmitt. Außerdem sei die Bezeichnung Abi-Streich fehlleitend. „Sie impliziert eine Absicht, mit der Verkleidung eine bestimmte Reaktion auszulösen“, so Tobias Achterkamp. „Die gab es aber definitiv nicht.“