Das Nein der Politiker zum Oktoberfest in der Ahrensburger Innenstadt löst eine Debatte über Lärm und Belebung der City aus.
Ahrensburg. Wie viele Feste verträgt die Stadt? Und wie viel Bayern darf in den Veranstaltungen stecken? Mit solchen Fragen beschäftigen sich zurzeit Ahrensburgs Politiker. Wie berichtet, haben sich die Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport in einer ersten Abstimmung gegen das Oktoberfests in der Innenstadt ausgesprochen – bei vier Ja- und vier Nein-Stimmen. Die endgültige Entscheidung wird in zwei Wochen bei der Stadtverordnetenversammlung fallen. Bis dahin bleibt es für Fans und Gegner bayerischer Volksfeste spannend. Auch die Abstimmung der Stadtverordneten dürfte knapp ausfallen.
2012 hat der Oldesloer Veranstaltungsagentur EPM Concept erstmals das Oktoberfest in Ahrensburg ausgerichtet. Ein Festzelt, Live-Musik, Bier in Maßkrügen, Buden mit bayerischen Spezialitäten wie Brezeln, Weißwürsten oder Leberkäse und ein Karussell – alles entlang der Großen Straße aufgestellt. Das ist, kurz umrissen, das Konzept der Veranstaltung. 2013 und 2014 wurde das Fest im Frühherbst wiederholt, mit steigender Beliebtheit. Zuletzt kamen laut EPM Concept rund 22.000 Menschen an fünf Tagen.
Nun wollte der Veranstalter sich die Zustimmung – das Rathaus muss eine Sondernutzungsgenehmigung erteilen – für drei weitere Feste in den Jahren 2015, 1016 und 2017 besorgen. Knapp 6000 Euro bringt jedes Fest für die Stadtkasse. Nicht nur deswegen empfahl die Verwaltung den Politikern, dem Antrag stattzugeben. Bürgermeister Michael Sarach: „Man kann über bayerische Feste im Norden unterschiedlicher Meinung sein, aber Fakt ist, dass die Feste, wenn sie gut gemacht sind, erfolgreich sind und die Stadt von ihnen profitiert.“
Das sehen die Gegner des Oktoberfests anders. Mitglieder der SPD, der Grünen und der Wählergemeinschaft WAB stimmten gegen die Fortsetzung des Spaßes. Doris Unger (SPD) sagt: „Ein Oktoberfest passt nicht nach Norddeutschland.“ Mehr noch stört die SPD der Lärm. Das sehen auch die Grünen so: Christian Schubbert ist Stadtverordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport. Er sagt: „Durch das Stadtfest und das Weinfest sind die Anwohner in der Innenstadt schon sehr belastet. Das reicht.“ Prinzipiell gegen das Fest seien er und seine Fraktion aber nicht: „Wir könnten uns vorstellen, das Fest ins Gewerbegebiet in die Nähe des Schützenhauses zu verlegen.“ Bedenken wegen des Lärms gibt es auch bei der WAB. Doch grundsätzlich „gibt es keine ablehnende Haltung gegen das Fest“, wie Stadtverordneter Peter Egan sagt. Fraktionskollege Dustin Holzmann habe zwar gegen das Fest gestimmt, doch nun wolle sich die WAB abermals beraten.
Geschlossen für das Fest will die FDP votieren. Fraktionschef Thomas Bellizzi sagt: „Leuten, die gern zum Oktoberfest gehen wollen, den Spaß zu verbieten, nur weil es nicht nach Norddeutschland passt, ist nicht in Ordnung.“ Zudem sei, so Bellizzi, die Große Straße einst auch ausgebaut worden, um dort Feste zu veranstalten. Das meint auch Matthias Stern, Stadtverordneter der CDU. Er sagt: „Ich bin prinzipiell für alles, was unsere Stadt attraktiver macht. Und das Oktoberfest ist so eine Veranstaltung.“ Seine Fraktion wolle sich vor der Stadtverordnetenversammlung noch mal mit dem Thema beschäftigen.
Stephan Schächterle, Geschäftsführer von EPM Concept, ist „schockiert“ über das ablehnende Votum. Er will vor der Stadtverordnetenversammlung mit den Fraktionen sprechen. Richtiggehend „sauer“ ist Götz Westphal, Vorsitzender der Kaufleutevereinigung Stadtforum: „Da wird der Stadt ein tolles Fest angeboten, von dem alle etwas haben – und dann wird es kaputtgemacht.“ Von der Veranstaltung würden auch die Gastronomen und Kaufleute in der Innenstadt profitieren.
Und die Anwohner? Auch bei denen gehen die Meinungen auseinander: Irmtraud Pinske lebt seit eineinhalb Jahren in der Innenstadt. Die Rentnerin sagt: „Ein bisschen Musik ist doch schön, und um Mitternacht ist sowieso Schluss.“ Die zweifache Mutter Susanne Puck, die vom Bahnhof in die Innenstadt gezogen ist, sagt: „Uns war bewusst, dass hier mehr los ist.“ Andere Anwohner, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten, sagen, dass nicht nur der Lärm störe, sondern auch die Betrunkenen.
Im Rathaus ist von dem Ärger bisher nicht viel angekommen. Fabian Dorow, Leiter des Ordnungsamtes, sagt: „Mir ist offiziell eine Beschwerde gegen das Oktoberfest bekannt.“
Die Stadtverordnetenversammlung am Montag, 23. März, im Marstall (Lübecker Straße 10) beginnt um 19.30 Uhr.