Wir stellen die für den Jugendprojektpreis Nominierten vor. Heute: das Challenge-Projekt der Großhansdorfer Friedrich-Junge-Schule.
Großhansdorf. Zehn Tage lang den Schulalltag hinter sich lassen. Andere Aufgaben bewältigen. Sich besonderen Herausforderungen stellen und daran wachsen. Das ist die Idee von „My Challenge“, einem Projekt, dem sich jeder Achtklässler an der Friedrich-Junge-Schule (FJS) in Großhansdorf stellen muss. Seit 2013 läuft das Projekt in der Probephase. Ende vergangenen Jahres hat die Schulkonferenz einstimmig beschlossen, es fortzusetzen. Jetzt darf die Gemeinschaftsschule auf den Jugendprojektpreis hoffen.
Jana hat es geschafft. Die Achtklässlerin hat ihre „Challenge“ bestanden. In der siebten Klasse musste sie sich für drei der sechs Angebote von Lehrkräften bewerben – der erste Teil der Herausforderung: Sie hat ihre Lehrerin von sich und ihren Motiven überzeugt. Janas Challenge hieß von diesem Moment an „Surfen auf Fehmarn“.
Die Schüler fuhren im vergangenen Sommer mit dem Rad nach Fehmarn, um dort einen Surfkursus zu besuchen. Sie schliefen in Zelten und verpflegten sich selbst. Handys blieben zu Hause. Zuvor hatten die Schüler ein halbes Jahr Zeit, Spenden zu sammeln, Campingplätze zu buchen, Strecken zu planen und Kochrezepte auszuprobieren. „Mit meinen Eltern war ich bisher immer im Hotel“, sagt Jana.
Auf dem Campingplatz in der Nähe von Scharbeutz – Etappenziel nach knapp 65 Kilometern im Sattel – habe sie dann auch einen Igel, Mäuse und Hasen gesehen. „Die haben uns sogar vors Zelt gemacht“, sagt Jana und lacht. Auf Fehmarn hieß es dann, auf dem Surfbrett den Kräften von Ostsee und Wind zu trotzen. „Bei wenig Wind bin ich häufig umgefallen, bei viel Wind ging es schnell vorwärts“, erzählt Jana, „aber dann musste ich gegen den Wind mit den Händen ans Ufer paddeln.“
Trotz oder vielleicht auch wegen der Schwierigkeiten hat ihr die Herausforderung Spaß gemacht. Auch Finn erzählt mit strahlenden Augen vom Ausflug nach Fehmarn. „Wir haben das Essen selbst gemacht. Zum Beispiel Bratkartoffeln vom Camping-Grill.“ Geschmeckt habe es dann „relativ gut“. Ein geplanter Grießbrei habe einfach nicht geklappt. Aber verhungert sind die Schüler nicht.
Vor allem die Eltern waren anfangs ängstlich
So haben sich die Jugendlichen auf ihrer Challenge durchgeschlagen, den Surfschein alle bestanden und sind auch heil wieder zu Hause angekommen. „Als Erstes bin ich ins Haus gerannt und habe mein Handy gesucht“, sagt Jana, „aber in den zehn Tagen zuvor auf Handys zu verzichten war echt einfach. Denn es war unterwegs einfach nie langweilig.“
Betreut wurde die Challenge von Julia Hilger, die Mathe und Sport an der Schule unterrichtet. „Ich wollte etwas bieten, zu dem die Kinder sonst nicht die Möglichkeit haben“, sagt die 31-Jährige. Schulleiterin Sabina Cambeis sagt: „Außer den sportlichen Herausforderungen werden auch Challenges zu anderen Themen angeboten.“ Sechs unterschiedliche seien es in jedem Jahr. Darunter eine Alpenüberquerung, eine Wanderung entlang der ehemaligen Mauer in Berlin, Leben und Arbeiten auf dem Bauernhof. Oder ein Selbstversuch unter dem Titel „Was braucht der Mensch“: Dabei verbringen die Schüler eine Woche als Wohngemeinschaft in Berlin. Die Schwierigkeit dabei ist, dass für Verpflegung nur das Existenzminimum zur Verfügung steht: 3,50 Euro pro Tag.
„Viele unserer Schüler werden von ihren Eltern so beschützt, dass sie gar nicht in schwierige Situationen kommen“, sagt Sabina Cambeis, „am Anfang hatten wir vermehrt auch mit Ängsten der Eltern zu kämpfen, die ihre Kinder nur ungern loslassen wollten. Vor allem nicht ohne ein Handy.“ Die Erfahrung habe aber gezeigt, dass gerade das Handyverbot den Schülern guttue. „Die Kinder lernen, unabhängiger zu werden.“ Der Erfolg des Projekts hat sich Ende vergangenen Jahres bestätigt: Eben in jenem Beschluss der Schulkonferenz, die sich am Ende der zweijährigen Probezeit geschlossen für die Übernahme in das Schulkonzept ausgesprochen hat.