Kriminelle stehlen Bohrmarkierungen auf dem Areal Gleisdreieck in Glinde. Dort sollen 153 Wohnungen entstehen. Der Investor, das Wohnungsunternehmen Semmelhaack, hat Strafanzeige gestellt.
Glinde. Es ist ein gewaltiges Bauvorhaben, das nicht bei jedem Glinder auf Gegenliebe stößt. Im Spätherbst dieses Jahres soll der Spatenstich für die Errichtung von 153 Wohneinheiten auf dem Areal Gleisdreieck im Zentrum der Stadt erfolgen. Jetzt wurden bereits zum wiederholten Male Vorarbeiten sabotiert. Unbekannte entwendeten 30 Bohrmarkierungen aus Holz und schmissen den Großteil davon in ein Regenrückhaltebecken. Laut Investor, dem Wohnungsunternehmen Semmelhaack, beläuft sich der Schaden auf knapp 10.000 Euro. Die Firma mit Sitz in Elmshorn hat bei der Polizei in Glinde Strafanzeige gestellt.
Die rund 70 Zentimeter langen und rot markierten Holzpflöcke wurden bereits im November gesetzt. An den 30 Punkten auf dem 2,1 Hektar großen Areal sollten nun Bohrungen für ein weiteres Bodengutachten beginnen. „Die Arbeiter waren vor Ort und wollten anfangen. Als sie dann die herausgerissenen Pflöcke gesehen haben, sind sie gleich wieder abgerückt. Jetzt muss alles noch mal gemacht werden. Das dauert vier Wochen. Unsere Planungsarbeiten werden wir aber trotzdem zeitig abschließen“, sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung bei Semmelhaack. Die Kosten für die erneute Vermessung sowie Installation der Pflöcke trage vorerst das Unternehmen. Man werde die Täter für den Schaden jedoch finanziell heranziehen.
Bebauungsplan soll im zweiten Quartal abgesegnet werden
„Unser Gutachter wurde vor einigen Wochen vor Ort von Passanten angesprochen. Sie meinten, er könne die Arbeiten einstellen, weil das hier sowieso nichts werde“, sagt Thede. Bereits vor rund vier Monaten hatten Unbekannte an anderen Stellen auf dem Gleisdreieck kleinere Bohrmarkierungen entfernt, wenn auch nicht in dieser Anzahl. Schon damals überlegte Semmelhaack, Strafanzeige zu stellen, unterließ es dann aber. Thede: „Wir wollten die Stimmung in der Stadt nicht unnötig aufheizen.“
In Teilen der Bevölkerung ist das Projekt umstritten. Vor allem Anwohner der Straße Am Sportplatz machen gegen das Vorhaben mobil. Sie gründeten eine Bürgerinitiative, die rund 300 Mitglieder zählt. Zu Ausschusssitzungen ins Marcellin-Verbe-Haus kamen einige von ihnen mit T-Shirts, die auf der Vorderseite mit dem Slogan „Hände weg vom Gleisdreieck“ bedruckt waren. Versuche, die Politiker umzustimmen, scheiterten jedoch. Die Stadtverordnetenversammlung segnete den Entwurfsbeschluss im Dezember ab. „Der Bebauungsplan soll im zweiten Quartal dieses Jahres durchgewunken werden“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug.
Der Verwaltungschef ist ob der neuesten Ereignisse verärgert. Zug: „Das ist eine Straftat. Wer meint, Glinde werde das Projekt doch noch ad acta legen, der irrt. Der Bedarf an Wohnungen ist vorhanden.“ 60 Prozent der geplanten 153 Einheiten sind öffentlich gefördert. In diesem Bereich besteht dringender Handlungsbedarf. Anfang der 80er-Jahre gab es in Glinde noch 1900 Sozialwohnungen, derzeit sind es 600. Davon fallen in den kommenden drei Jahren 400 aus der Zweckbindung raus. Dann können die Eigentümer die Miete erhöhen, einige der jetzigen Bewohner müssten wohl ausziehen.