Zwischen Elmenhorst und der Landesgrenze zu Hamburg ist die Straße herabgestuft worden. Die ehemalige Landesstraße zwischen Elmenhorst und Kayhude (Kreis Segeberg) ist nun die neue B 75.
Elmenhorst. Ganz gleich und doch anders. Dieses thailändische Sprichwort gilt nun auch für Autofahrer in Stormarn. Ab sofort ist die Bundesstraße 75 zwischen Elmenhorst und Hamburg die Landesstraße 82, die Landesstraße 82 zwischen Elmenhorst und Kayhude (Kreis Segeberg) die Bundesstraße 75. Also ganz gleiche Strecken und doch andere Straßenbezeichnungen. Einen größeren Unterschied macht der Namenstausch, hinter dem die Abstufung der Bundesstraße auf der einen Seite und die Aufstufung der Landstraße auf der anderen Seite steckt, für die Kommunen entlang der Strecken, für das Land Schleswig-Holstein und den Bund. Und natürlich geht es um vor allem um Geld.
Doch die gute Nachricht vorab: In der Praxis „ändert sich für die Autofahrer nichts“, sagt Jens Sommerburg, Leiter des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr in Lübeck (LBV Lübeck). Das heißt: Die Geschwindigkeitsbegrenzungen bleiben, die Vorfahrtregelungen auch. Die Hinweisschilder an beiden Strecken sollen nach und nach ausgewechselt werden. Auch am Verkehrsaufkommen, so schätzt der LBV Lübeck, wird sich kaum etwas ändern. Zwischen Bargteheide und Ahrensburg sind auf der Strecke täglich rund 15.000 Autos unterwegs sein, bei Elmenhorst sind es etwa 10.000 und an der Stadtgrenze zu Hamburg rund 12.000 Autos. Auf der neuen Bundesstraße 75, die nach 9,8 Kilometern an die Bundesstraße 432 anschließt, fahren am Tag durchschnittlich 6200 bis 8000 Fahrzeuge.
Bundesstraßen in der unmittelbaren Nähe von Autobahnen gehen ans Land
Grund für die Herabstufung der Bundesstraße zwischen Elmenhorst und Hamburg ist ein Konzept der Bundesministeriums für Verkehr. Danach müssen Bundesstraßen, die weniger als fünf Kilometer von einer Autobahn entfernt liegen, an das Land übergeben werden (wir berichteten). Das heißt auch: Schleswig-Holstein zahlt nun für den Unterhalt der 15 Kilometer langen Strecke. Auch auf Ahrensburg und Bargteheide sowie die Gemeinden Elmenhorst und Delingsdorf, die nun an der Landesstraße 82 liegen, werden zukünftig Kosten zukommen. Kosten, die zuvor der Bund übernommen hat.
Am stärksten trifft es Ahrensburg. Jens Sommerburg sagt: „Da die Stadt mehr als 20.000 Einwohner hat, ist sie per Gesetz Baulastträger von Landesstraßen in ihrem Gebiet.“ Bereits zuvor hatte Stormarns größte Stadt die Straße verwaltet, allerdings vom Bund eine Pauschale für Sanierungen bekommen. „Bei größeren Maßnahmen kann Ahrensburg einen Zuschuss bekommen“, sagt Sommerburg. Bargteheide, Delingsdorf und Elmenhorst hingegen werden sich zukünftig um die Instandhaltung der Entwässerungskanäle unter der L 82 kümmern müssen – auch um die Kosten. Ansonsten habe die Herabstufung Vorteile, sagt Jürgen Engfer, Leiter der Bau und Planungsabteilung im Bargteheider Rathaus. „Da der Bund verpflichtet war, uns die Straße in einem ordnungsgemäßen Zustand zu übergeben, wurde sie 2014 komplett saniert.“ Dadurch habe sich der Komfort für Autofahrer erhöht, sagt Engfer.
Zu dem Konzept des Bundesverkehrsministeriums gehört auch, dass ein Netzzusammenhang der Straßen hergestellt werden soll. So wurde aus der Landesstraße 82 ab Elmenhorst die neue Bundesstraße 75 – und auch das hat Folgen. Andreas Gerckens (CDU) ist Bürgermeister von Bargfeld-Stegen. Zwei Kilometer lang ist der Straßenabschnitt, der nun unter dem neuen Namen B 75 durch die Gemeinde verläuft. „Erst hieß es, es ändert sich nichts bis auf die Schilder, aber so ganz stimmt das nicht“, sagt er. Der Entwässerungskanal unter der Straße, der einst der Gemeinde gehörte, geht nun eigentlich in den Besitz des Bundes über. „Das könnte bedeuten, dass wir ihn nicht mehr nutzen dürfen und einen neuen bauen müssen“, sagt Gerckens. Derzeit verhandelt der LBV Lübeck mit dem Bund über eine Nutzungsvereinbarung. Ab Hamburg verläuft die Bundesstraße 75, die in Lübeck-Travemünde beginnt, wieder wie gehabt und endet nach 106 Kilometern in Sottrum bei Bremen
Eine andere Sache wird sich an der Straße nie ändern, glaubt Ursula Barth. Sie lebt an der Elmenhorster Kreuzung, an der die neue B 75 in Richtung Bargfeld-Stegen abzweigt und aus der alten Bundesstraße die Landesstraße 82 in Richtung Ahrensburg geworden ist. „Die Autos, besonders Lastwagen fahren in diesem Bereich oft zu schnell. Obwohl wir hier in einer geschlossenen Ortschaft sind.“ Ganz gleich und gar nicht anders also bei der Geschwindigkeitsübertretung.