Die Gemeinde will das Gebäude der DRK-Sozialstation im Zentrum kaufen. Der Preis ist noch zu hoch. Politiker sind mit Arbeit der Einrichtung unzufrieden. Die Sache könnte vor Gericht enden.
Oststeinbek. Die Gemeinde Oststeinbek plant, das Gebäude der DRK-Sozialstation im Ortszentrum zu erwerben. Gespräche zwischen Verwaltung und dem Kreisverband Stormarn des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Eigentümer der Immobilie und Betreiber der Einrichtung, hat es schon gegeben. Auch wurde ein gemeinsames Gutachten über den Wert des Objekts erstellt. Was den Kaufpreis betrifft, liegen die Vorstellungen jedoch offenbar weit auseinander. Sollte es keine Einigung geben, könnte die Sache vor Gericht entschieden werden.
Die Gemeinde und der DRK-Kreisverband mit Sitz in Bad Oldesloe sind sich beim Thema Sozialstation schon seit längerer Zeit nicht mehr grün. Einen Kooperationsvertrag hat die Kommune gekündigt. Seit diesem Jahr zahlt Oststeinbek dem DRK keine Zuschüsse mehr für den Betrieb der Einrichtung. 2013 hatte das DRK noch 64.000 Euro erhalten, 2012 waren es 72.800 Euro und 2011 sogar 78.000 Euro. „Die Zusammenarbeit hat nicht funktioniert. Das Deutsche Rote Kreuz ist seinen Pflichten nicht nachgekommen“, sagt der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Huth.
Auch CDU-Fraktionschef Hans-Joachim Vorbeck ist unzufrieden: „Wir sind der Meinung, dass die Station nicht mehr so wie früher betrieben wird. Sie verdient ihren Namen nicht.“ Die Präsenz von Mitarbeitern sei schwach. „Zudem gab es seinerzeit keine ordnungsgemäße Abrechnung. Auch deswegen haben wir die Kooperation gelöst.“
Die Unzufriedenheit im Ort ist offenbar groß. Bürgermeister Jürgen Hettwer. „Die Kritik, die von den Bürgern an mich herangetragen wird, ist, dass die Sozialstation in Oststeinbek nicht mehr betrieben wird.“ Deshalb hat die Politik laut Huth die Verwaltung damit beauftragt, mit dem DRK über einen Kauf des Gebäudes zu verhandeln.
Beim DRK-Kreisverband Stormarn will man Hettwers Aussage so nicht stehenlassen. Olaf Berndsen, Bereichsleiter Pflege und betreutes Wohnen: „Wir betreiben die Einrichtung so wie zuvor. Unsere 55 Patienten im Ort in der häuslichen Pflege fahren wir von Oststeinbek aus an, und auch das Büro ist besetzt.“
Die Hilfe der Sozialstation wollte auch die Oststeinbekerin Rosemarie Punckt in Anspruch nehmen. Die 64-Jährige leidet an Multipler Sklerose (MS), einer entzündlichen Erkrankung des Nervensystems. Sie sagt: „Ich hatte mit dem DRK telefoniert und eine Zusage erhalten. Passiert ist aber nichts. Ich habe mehrere Freunde, die körperlich eingeschränkt sich, davon schimpfen einige auf die Station.“ Ihre 86 Jahre alte Mutter sei nach einem Sturz im Frühjahr dieses Jahres hilfsbedürftig gewesen und habe den Dienst der Sozialstation einmal in Anspruch genommen. „Die wollten am nächsten Tag wiederkommen, haben meine Mutter aber sitzen lassen“, sagt Punckt. Sie habe dann den Pflegedienst gewechselt.
Geht es nach dem Willen der Oststeinbeker Kommunalpolitiker, zieht die Sozialstation aus dem Gebäude an der Möllner Landstraße 24, das 1988 erstellt wurde, demnächst aus. Den Bau hatte die Gemeinde seinerzeit finanziell unterstützt. Das Objekt hat 400 Quadratmeter Nutzfläche auf zwei Ebenen und steht auf einem 1300 Quadratmeter großen Grundstück. Im Erdgeschoss ist die Begegnungsstätte beheimatet. Sie wird vom DRK-Ortsverein, der Arbeiterwohlfahrt und dem Sozialverband genutzt.
Beim 350 Mitglieder zählenden DRK-Ortsverein, der laut Hettwer „hervorragende Arbeit leistet“ und mit der Sozialstation nicht in Verbindung zu bringen sei, betrachtet man die Entwicklung mit großer Sorge. Der Vorsitzende Harald Evensen: „Ich habe in der Vergangenheit versucht zu vermitteln. Leider hat es nicht geklappt.“ Die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde sei ihm wichtig. Evensen hofft, die Räumlichkeiten auch im Falle eines Verkaufs weiterhin nutzen zu können.
Das ist laut CDU-Politiker Vorbeck geplant. Er sagt: „Wenn wir das Gebäude erwerben, bleibt es eine soziale Einrichtung.“ Zudem könne er sich vorstellen, das Objekt ins Konzept seniorengerechtes Wohnen einzubinden.
Eine schnelle Einigung zwischen der Gemeinde und dem DRK-Kreisverband ist jedoch nicht in Sicht. „Die Zahlen liegen auf dem Tisch, allerdings sind die Vorstellungen des Deutschen Roten Kreuzes Träumerei“, sagt Rudi Hametner, Fraktionsvorsitzender der Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG). Am heutigen Montag sprechen die Gemeindevertreter in nichtöffentlicher Sitzung über das Thema.
Laut Vorbeck ist das DRK vertraglich dazu verpflichtet, eine Sozialstation im Ort zu betreiben. Wenn das nicht der Fall sei, habe die Kommune ein Kaufrecht. Problematisch ist jedoch, so Hametner, dass nicht rechtsverbindlich geregelt ist, welche Leistungen zu erbringen seien. Vorbeck: „Sollten wir nicht übereinkommen, bleibt auch noch der Gang vor ein Gericht.“