Zwei Hobby-Namensforscher aus Ahrensburg erstellen jedes Jahr eine Liste der am meisten vergebenen Vornamen. In ihrem Buch erzählen Menschen von ihren ungewöhnlichen Namen.
Ahrensburg. Wer es sich wie Knud Bielefeld zum Hobby gemacht hat, Vornamen zu erforschen, muss es sich gefallen lassen, dass auch sein Name genauer angesehen wird. Knud Bielefeld also. Bielefeld gibt es nicht, sagt die Bielefeld-Verschwörung. Knud hingegen gibt es, mit „T“ ist Knut ein gestorbener Eisbär aus Berlin und ein Fest, bei dem Weihnachtsbäume entsorgt werden. Was Knud aber bestimmt nicht ist: einer der beliebtesten Vornamen in den vergangenen Jahren.
Das weiß auch Knud Bielefeld, schließlich hat er die Statistik erstellt. Die höchste Platzierung war Rang 75, das war in den 1970er-Jahren, so steht es auf Bielefelds Seite www.beliebte-vornamen.de im Internet. „Der Name Knud ist vom Klang eher ungewöhnlich“, sagt Bielefeld. Auch 2007, in dem Jahr, nachdem der Eisbär geboren worden ist, nannten Eltern ihre Kinder nicht häufiger Knut. Macht nichts, findet Bielefeld, er mag seinen Namen – genauso, wie er andere Vornamen mag. Deshalb veröffentlicht er seit 1996 jährlich ein Ranking.
Zwei Namen stehen in seinem Arbeitszimmer in Ahrensburg auf einer Fensterbank. Ben und Mia, als Buchstaben aus Pappe. Mia führt die Liste seit 2009 an, Ben seit 2011. „Ich werte Neugeborenen-Galerien von Krankenhäusern aus. Anfangs habe ich das allein gemacht, das wurde dann aber ein bisschen viel neben Beruf, Familie und Garten.“ Eigentlich arbeitet Bielefeld als Wirtschaftsinformatiker. „Inzwischen habe ich fünf, sechs Helfer und mache das systematisch.“
Das Verzeichnis aller Kliniken, in denen Kinder geboren werden, hat er selbst erstellt. Im vergangenen Jahr hat Bielefeld 170.000 Namen gesichtet. „Das entspricht fast jedem vierten Baby“, sagt Bielefeld. Eine offizielle Namensstatistik gebe es nicht. „Die Gesellschaft für deutsche Sprache wertet ebenfalls Namen aus, aber sie nehmen für ihre Statistik die ersten und zweiten Vornamen. Ich mache das getrennt, weil es sich doch sehr unterscheidet.“ So gibt die Gesellschaft für deutsche Sprache als beliebtesten Mädchennamen 2013 Sophie/Sofie an, Mia kommt erst auf Platz fünf. Ebenso wie Ben bei den Jungennamen, dort steht Maximilian auf Platz eins.
Bielefeld ist auf die Idee gekommen, Namen zu sammeln, weil er es eben interessant fand. „Je mehr ich wusste, desto mehr wollte ich wissen“, sagt er. „Eigentlich wollte ich ein Buch schreiben. Aber dann habe ich die Sachen im Internet veröffentlicht.“ Inzwischen hat Bielefeld schon mehrere Bücher zum Thema herausgebracht, das vierte ist gerade erschienen. Es trägt den Titel „Elsa ist keine Kuh – beliebte Vornamen Jahrbuch 2014“. Bielefeld hat es wie auch schon das Jahrbuch 2013 mit Annemarie Lüning geschrieben. Sie hatte sich bei Bielefeld gemeldet. „Ich interessiere mich für solche volkskundlichen Themen, etwa warum Menschen ihre Kinder so nennen, wie sie sie nennen. Und deshalb habe ich viel in Foren gelesen, wo Schwangere sich austauschten, wie sie ihre Kinder nennen wollen“, sagt Lüning. Als sie auf Jobsuche war, ist sie beliebte-vornamen.de gestoßen. „Ich dachte: Wie lustig, das kommt ja so wie ich aus Ahrensburg!“ Sie habe dann eine Excel-Tabelle mit Themenvorschlägen für den Blog geschickt. „Die habe ich bis heute nicht abgearbeitet“, sagt sie und lacht.
Inzwischen arbeitet sie bei einer Versicherung in Hamburg und schreibt nebenbei seit etwa zwei Jahren Beiträge für den Blog. Etwa über ihr liebstes Pixibuch („Prinzessin Horst“), Die Namen der Schiffschaukeln im Hansapark (Flora, Gerda, Hanne, Anna, Dora, Emmy, Berta – und Cindy) und eine Auszubildende namens Kirby. Einige ihrer Texte finden sich auch in dem Jahrbuch.
Lüning spricht auch mit Menschen über ihre Namen, die eher ungewöhnlich heißen: Wynona zum Beispiel, die anders als die Schauspielerin deutsch ausgesprochen wird, also Wienona. Oder mit Menschen, die ihren Namen nicht so schön finden, wie Annegret, die lieber Jana hieße.
Ein Ratgeber für Schwangere solle das Buch aber nicht sein, sagen Annemarie Lüning und Knud Bielefeld, zumindest nicht ausschließlich. Zwar seien etwa 80 Prozent der Leser auf der Internetseite weiblich, aber die meisten seien nicht schwanger. Deshalb sei auf dem Cover auch kein Neugeborenes, sondern Lünings Tochter, die inzwischen sechs Jahre alt ist. Sie heißt Aurica. „Das bedeutet die Goldige oder die Goldene“, sagt die Mutter. Eine Studienfreundin von ihr habe so geheißen. „Mir hat der Name gefallen, und ich fand es auch gut, jemanden zu kennen, der über 30 Jahre alt ist und so heißt“, sagt sie.
Bei ihrer Tochter sei es zudem so, dass viele Kinder im Umfeld ungewöhnliche Namen haben. Da falle das gar nicht so auf, wie es vielleicht früher gewesen sei. Bei Knud Bielefeld in der Familie ist es eher klassisch, sein Sohn heißt Erik. Und die nachfolgende Genration könnte noch klassischere Namen bekommen, ein erstes Indiz dafür gibt es bereits: Erik hat seine Kaninchen Philipp und Anton genannt.