Der SPD-Landtagsabgeordnete Tobias von Pein kritisiert die Ahrensburger Stadtverordneten, die auf großzügige Fördermittel des Landes verzichten. Die Stadt hat bislang erst 1,57 Millionen abgerufen.
Ahrensburg. In der Stadt Ahrensburg gibt es zu wenig bezahlbare Wohnungen. Das sagt der Stormarner SPD-Landtagsabgeordnete Tobias von Pein: „Es ist gerade für junge Menschen und Berufstätige mit geringem oder mittlerem Einkommen kaum möglich, eine Wohnung in der Stadt zu finden.“ Der Politiker erhebt Vorwürfe gegen seine Kollegen in der Stadtverordnetenversammlung der größten Stadt des Kreises: „Es ist ein Skandal, dass vor dem Hintergrund einer akuten Notlage auf dem Wohnungsmarkt der Neubau von günstigen Wohnungen verhindert wird und Fördermittel von Landesebene links liegen gelassen werden.“
Damit meint von Pein die Fördermittel der Offensive für bezahlbares Wohnen. 2013 wurde die Initiative zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus vom Land Schleswig-Holstein eingerichtet. In einer aktuellen Abgeordnetenanfrage an Innenminister Andreas Breitner (SPD) hat der 29-Jährige die Verwendung des Fördergelds von den einzelnen Kommunen im Hamburger Umland abgefragt. Und die Zahlen belegen, dass Ahrensburg in puncto sozialer Wohnbau mithilfe dieser Förderung nicht nur das Schlusslicht im Kreis, sondern im gesamten Hamburger Umland ist.
Insgesamt 150 Millionen Euro an Darlehen mit besonders niedrigen Zinsen und Rückzahlungsmodalitäten für die Wohnraumförderung hat das Land seit dem vergangenen Sommer für die Antragsteller zur Verfügung gestellt. 1800 Wohnungen sind bereits im Bau oder in der Antragstellung. Investoren und Bauherren in 15 ausgewählten Kommunen in den Kreisen Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Segeberg und Pinneberg können auf die Förderung zugreifen – sowie die Großstädte Lübeck und Kiel sowie die Nordseeinsel Sylt. Ins Leben gerufen wurde die Offensive laut Innenministerium, weil in diesen Regionen die Mietsteigerungen, Miethöhen und die Unterschiede zwischen Bestandsmieten und Mieten bei Neuvermietungen deutlich über dem Landesdurchschnitt liegen.
Ahrensburg ist Schlusslicht bei der Offensive für bezahlbares Wohnen
Ahrensburg hat seit Einführung der Förderung lediglich eine Summe von 1.573.000 Euro abgerufen und davon 15geförderte Wohnungen gebaut. Zum Vergleich: Glinde mit knapp 18.000 Einwohnern hat vom dem Fördergeld 81Wohnungen gebaut, in Bargteheide (15.788 Einwohner) wurden 26 Wohnungen errichtet. Spitzenreiter im Hamburger Umland bei der Offensive für bezahlbares Wohnen ist Norderstedt (Kreis Segeberg) mit 401 Wohnungen. Die Stadt hat etwa 75.000 Einwohner, an zweiter Stelle kommt die 47.667-Einwohner-Stadt Elmshorn (Kreis Pinneberg) mit 196 Wohnungen.
Wie teuer Wohnen in Ahrensburg derzeit ist, zeigen Zahlen des Wohnungsvermarktungsportals Immonet. Dort ist errechnet, dass der aktuelle Mietspiegel in Ahrensburg bei 9,66 Euro pro Quadratmeter liegt, wobei die Wohnungen mit einer Größe von 40 bis 80 Quadratmetern mit 10,73 Euro pro Quadratmeter über dem Durchschnittswert liegen. Offizielle Zahlen vom Mieterbund gibt es – anders als für die Städte Lübeck, Kiel oder Hamburg – nicht. Innenminister Andreas Breitner appelliert vor allem vor dem Hintergrund der steigenden Mieten: „Insbesondere die Kommunen sind aufgefordert, die Offensive weiter zu unterstützen und vor allem Bauland und kurzfristige Baurechte zur Verfügung zu stellen.
„Die Verwaltung hat sich in Kiel über die Fördermöglichkeiten im Rahmen der Offensive informiert“, sagt Ahrensburgs Rathaussprecherin Imke Bär. Aber die politischen Mehrheiten hätten sich zuletzt vermehrt gegen sozialen Wohnbau entschieden. Der Verwaltung seien damit die Hände gebunden.
In der Tat sind bei den aktuellen Projekten, über die die Ahrensburger Politiker diskutieren – die Kommune hat bei Neubauten auch auf privaten Grundstücken die Planungshoheit – von preisgünstigen Wohnungen selten die Rede. „Die bisherige Bauplanung der Stadt berücksichtigt aus meiner Sicht die Interessen der vielen Wohnungssuchenden nicht“, sagt von Pein. So auf dem 6000 Quadratmeter großen städtischen Grundstück in bester Lage: die Alte Reitbahn. Ahrensburg ehemalige Stadtverordnete Susanne Philipp (CDU) hatte im Frühjahr ein Projekt für die Bebauung mit einem Kino und Wohnungen vorgelegt, für die sich auch eine Mehrheit der Politiker ausgesprochen hat. Bei einem Architektenwettbewerb hat sich eine Jury, unter anderem bestehend aus Politikern, bereits für einen Entwurf des zweiten Filetgrundstücks, dem Lindenhof, am Ahrensburger Bahnhof entschieden. Details sind bisher noch unter Verschluss. Sicher dürfte sein: Wie auf der Alten Reitbahn sind eher hochpreisige Wohnungen zu erwarten. So wie auf dem Grundstück der ehemaligen Klinik an der Manhagener Allee. Dort soll im Frühjahr – sofern die Baugenehmigung erteilt wird – der Bau von drei Wohnhäusern mit insgesamt rund 30 Eigentumswohnungen beginnen. Im Vorwege der Debatten um die Art der Bebauung des Neubaugebietes Erlenhof hatte sich die Politik mehrheitlich gegen 500 und für 350 Wohneinheiten entschieden und somit der Schaffung von einer größeren Anzahl günstiger Wohnungen einen Riegel vorgeschoben – wie damals Grüne und FDP kritisiert hatten.
Von Pein sagt dazu: „Vor dem Hintergrund des Wohnraummangels sollten die Diskussionen um diese prestigeträchtigen Bauprojekte schnellstmöglich beendet werden.“