Autofahrer stellen wegen P+R-Gebühren in Hamburg ihre Wagen in Stormarn ab. Anwohner sind verärgert. Nach den Sommerferien wird sich die Situation wahrscheinlich noch weiter verschärfen.
Reinbek. „Ich finde hier nur noch schwer einen Parkplatz“, sagt Petra Suerbier. Die 50-Jährige aus Geesthacht arbeitet einmal wöchentlich bei einer Hausverwaltung in Reinbek und kommt immer mit dem Auto zum Arbeitsplatz. Dann parkt sie meist in der Ladestraße an der S-Bahn. „In den Ferien habe ich sonst immer einen Platz gefunden. Das ist jetzt vorbei.“
Nachdem Park and ride (P+R) in zehn von 40 Hamburger Anlagen seit Ende Juli kostenpflichtig geworden ist, zeichnet sich eine Verschärfung der Parksituation in Reinbek ab, die nach den Sommerferien noch massiver werden könnte. Das ist zumindest die Befürchtung von Anwohnern. Betroffen wären vor allem die nahe dem S-Bahnhof Reinbek gelegenen Straßen Parkallee und Waldstraße.
Pendlern ist die Park-and-ride-Gebühr in Hamburg zu teuer
Die Parkallee macht ihrem Namen jetzt schon alle Ehre. Denn dort wird geparkt, was das Zeug hält. Täglich kommen Dutzende Pendler aus entlegeneren Ortsteilen Reinbeks oder aus den Nachbargemeinden und stellen ihre Wagen dort ab, teilweise auch in der benachbarten Waldstraße. Dann gehen sie zum Bahnhof und fahren mit der S-Bahn nach Hamburg.
So wie Marion Schmidt aus Reinbek-Schönningstedt. Sie parkt seit Anfang August jeden Morgen um viertel vor sieben an der Parkallee, um dann mit der Bahn bis Hamburg-Dammtor weiterzufahren. „Vorher habe ich meinen Wagen häufig in der P+R-Anlage am U-Bahnhof Steinfurther Allee abgestellt und bin mit der U-Bahn weiter. Jetzt müsste ich jeden Tag dafür zahlen. Das ist mir zu teuer.“ Wer ein HVV-Ticket hat, zahlt seit Ende Juli zwei Euro für 24 Stunden parken, ohne Ticket liegt der Tarif bei vier Euro.
Die wenigen P+R-Plätze am S-Bahnhof Reinbek seien zudem jeden Morgen von mehreren Taxis belegt, beklagt Schmidt. „Deswegen stelle ich mein Auto nun immer in der Parkallee ab.“ Auch Ivonne May aus Wentorf (Kreis Herzogtum Lauenburg) hat das versucht. „Ich habe erst nach 20 Minuten einen Platz bekommen und bin zu spät zur Arbeit gekommen – an meinem ersten Arbeitstag.“ Sie sei froh, dass sie von jetzt an auch den Bus von Wentorf aus nach Reinbek nehmen kann, weil sie früher zu arbeiten beginnt. „Sollte ich den aber mal verpassen, werde ich wohl oder übel auch wieder mit dem Auto bis nach Reinbek fahren.“
Schon jetzt sind Anwohner genervt von dem Verkehr, den die Dauerparker jeden Morgen verursachen. Stadtverordneter Klaus-Peter Puls (parteilos) wohnt an der Parkallee und findet die Situation dort bereits kritisch. „Die Autofahrer nutzen die Parkallee als alternative Durchfahrtstraße und halten sich trotz des Kopfsteinpflasters nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde. Ab 6 Uhr morgens wird man außerdem von dem Verkehrslärm wach.“ Er würde begrüßen, wenn das Parken an der Parkallee verboten wäre, und dass die Pendler mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur S-Bahnstation kämen.
Anwohner beschweren sich über Raser auf ihren Straßen
Harald Eggert wohnt an der Waldstraße und schüttelt bei jedem vorbeifahrendem Wagen nur den Kopf. „Die Straße ist eine 30er-Zone, aber das interessiert niemanden. Wenn hier künftig noch mehr Autos durchfahren, wird das eine Katastrophe.“ Die Befürchtung scheint berechtigt. Denn im Unterschied zur Parkallee, die näher am S-Bahnhof Reinbek liegt, ist die Waldstraße bisher nicht komplett von geparkten Autos zugestellt.
„Am schlimmsten ist, dass die Autofahrer den Gehweg benutzen, um dem Gegenverkehr auszuweichen“, sagt Eggert. Wegen des flachen Bordsteins ist es für Autos einfach, darüber zu fahren. „Das ist insbesondere für Kinder sehr gefährlich.“ Klaus-Peter Puls weist zudem auf den Park an der Parkallee hin, der von Kindern und älteren Menschen vom nahe gelegenen Senioren- und Pflegeheim genutzt wird. „Für sie ist es besonders gefährlich, wenn die Autos die Straße hinunterrasen.“
Manfred Eggert ist bei der Stadt unter anderem zuständig für die öffentliche Sicherheit und die Verkehrsaufsicht. Er sagt: „Der flache Bürgersteig in der Waldstraße gefällt mir auch nicht, aber das können wir nicht so einfach ändern, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen.“ Die Beobachtungen der Anwohner zum Thema schnelles Fahren kann er indes nicht bestätigen. „Wir haben die Geschwindigkeit der Autos in beiden Straßen gemessen und die Anzahl der Fahrzeuge erfasst.“ Beunruhigende Daten hätte eine oberflächliche Auswertung nicht ergeben, sagt Eggert.
Klaus-Peter Puls und Harald Eggert sind trotzdem überzeugt: „Die Autos fahren zu schnell.“ Die Geschwindigkeit eines Autos sei nicht so leicht zu beurteilen, gibt Manfred Eggert zu bedenken. „Durch die unterschiedlichen Motorengeräusche hört sich ein Wagen manchmal schneller an, als er ist.“ Er möchte die Entwicklung an beiden Straßen aber nun stärker in den Blick nehmen.
Puls plädiert dafür, dass Reinbeks Politiker in ein Gespräch mit dem Hamburger Verkehrsverbund (HVV) treten sollten, um über die Tarifzonen zu sprechen. „Pendler, die in Wohltorf und Aumühle in die S-Bahn steigen, müssen eine teurere Fahrkarte kaufen als von Reinbek aus. Deswegen fahren sie bis nach Reinbek, um ihr Auto zu parken.“ Der Stadtverordnete ist sich sicher, dass Reinbek entlastet werden könnte, würde die gleiche Tarifzone für alle drei Stationen gelten.
Mitarbeit: Lucca Thum