Für den „Tag des offenen Denkmals“ am 14. September wurde Ahrensburgs Verwaltungssitz als eines von vier Bauwerken im Kreis Stormarn ausgewählt. Besucher sollen neue Perspektiven erleben.
Ahrensburg. Willkommen im Club. Beim nächsten „Tag des offenen Denkmals“ am 14. September, bei dem bundesweit etwa 7500 historische Bauten und Stätten zu besichtigen sind – davon ungefähr 200 in Schleswig-Holstein – wird sich auch ein Newcomer aus Ahrensburg präsentieren. Unter den vier im Kreis Stormarn ausgewählten Objekten – darunter die Kirche Hamberge, deren Ursprünge bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen – ist das Ahrensburger Rathaus ein echter Youngster: Das städtische Verwaltungsgebäude wurde 1970 eröffnet und im Februar 2014 ein Denkmal.
Sehr frisch ist auch noch die Erinnerung daran, dass dies kein Selbstgänger war, sondern erst nach mehr als einjähriger, zum Teil erbitterter öffentlicher Diskussion möglich wurde. Das Ende der 60er-Jahre vom Ahrensburger Architekten Karl-Heinz Scheuermann entworfene Gebäude mit seiner strengen, linearen Struktur und der inzwischen schmutzig nachgedunkelten Sichtbetonfassade forderte einige Bürger so heraus, dass sie den Abriss und einen Neubau an anderer Stelle forderten, was – nicht zuletzt durch zwei Gutachten – verhindert wurde. In der Begründung der Denkmalschützer heißt es: „Das Ahrensburger Rathaus ist ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung, an dessen Erhaltung aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht.“
Der „Tag des offenen Denkmals“ bietet die geeignete Bühne, um den Ahrensburgern vorzuführen, dass sie einen Schatz in ihrer Stadt haben, der von vielen bislang nicht wahrgenommen wurde. „Viele Bürger denken bei ihrem Rathaus nur an die Waschbetonfassade und kennen sonst nur den Weg in den ersten Stock, wo sie ihren Personalausweis verlängern“, sagt Bauamtsleiter Ulrich Kewersun. Längst vergessen ist der Stolz der Stadt auf ihr Rathaus, dessen Architektur Anfang der 70er-Jahre als richtungsweisend galt und das durch seine Gestaltung auch die demokratische Botschaft der Bonner Republik verkündete: „Unser Rathaus war eines der ersten, die komplett offen sind. Der Bürger sollte hineinkommen und nicht vor einer Schranke stehen, sondern das Gefühl bekommen, dass er den direkten Kontakt zur Verwaltung hat. Heute ist das selbstverständlich, damals aber war Ahrensburg ein Vorreiter“, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Doris Unger (SPD). Sie vertritt zurzeit Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarrach, von dem die Idee stammt, das Rathaus als offenes Denkmal zu präsentieren. Für die Gestaltung des Tages (von 11 bis 16 Uhr) wurde die Volkshochschule gewonnen, die Teile ihres Programms bereits im aktuellen Veranstaltungsverzeichnis angekündigt hat.
Besucher können das Rathaus in einem Parcours mit fünf Stationen erkunden
Geplant ist ein Fünf-Stationen-Parcours, auf dem das Rathaus von außen, im Foyer, im Magistratszimmer, in typischen Büroräumen und vom Balkon im sechsten Stockwerk aus erkundet werden kann. „Wir hoffen, das Verständnis der Bürger für die Qualitäten ihres Rathauses zu wecken. Es geht nicht um Schönheit, denn das ist ein subjektives Empfinden, sondern um Inhalte. Es wird sozusagen in kleinen Häppchen serviert, was unser Rathaus ausmacht, nämlich ein Demokratieverständnis“, sagt Doris Unger. Dazu zählt auch die Begeisterung der Verwaltungsmitarbeiter, von denen sich viele gemeldet gaben, um den Besuchern am 14. September ihren Arbeitsplatz zu zeigen.
Neben diesen freiwilligen Helfern werden Experten wie die Kunsthistorikerinnen Astrid Hansen vom Landesamt für Denkmalpflege in Kiel und Sibylle Schulz unter anderem über die Geschichte des Ahrensburger Rathauses, über konservatorische Fragen und „Tradition, Moderne und Zeitgeist von Rathäusern“ sprechen. In Führungen soll der Blick der Besucher geschärft werden: auf Details der Gestaltung wie die bevorzugte Form des Quadrats oder die Schwarz-Weiß-Kontraste oder die Qualität der verarbeiteten Materialien wie Mahagoni und Marmor und deren Konfrontation mit zeitgenössischen Baustoffen wie Waschbeton.
„Das Haus hat eine sehr gute Bausubstanz“, sagt Doris Unger. Dennoch sei eine umfangreiche Sanierung erforderlich, die aber vor allem die Sicherheit im Gebäude und die Anpassung an energetische Standards betreffe, ergänzt Kewersun. Von den dafür veranschlagten 6,4 Millionen Euro hofft Ahrensburg zwei Drittel als Förderung von Land und Bund zu bekommen. Schon jetzt ist sich der Bauamtsleiter sicher, dass die Qualität des Gebäudes und die Kraft der Information auch am 14. September wirken werden, denn derjenige, der mehr weiß, der versteht auch besser, worum es geht: „Die Gutachten haben manche Skeptiker umgestimmt. Und eine Stadtverordnete sagte, sie nehme das hier jetzt ganz anders wahr.“