Für den Kern der neuen Grundschulverordnung, nämlich dem Abschaffen von Noten, gibt es gewiss genug Argumente, aber auch genauso viele, die dagegen sprechen. Ihr größtes Manko: Sie ist nicht bindend.
Schleswig-Holsteins Grundschüler der dritten und vierten Klassen sollen ohne Noten lernen. Das ist der Wunsch von Bildungsministerin Waltraud Wende. Jetzt hat die Professorin ernst gemacht. Für den Kern ihrer neuen Verordnung, nämlich dem Abschaffen von Noten, gibt es gewiss genug Argumente. Aber auch genauso viele, die dagegen sprechen. Unter den Bildungsexperten herrscht diesbezüglich keine Einigkeit. Das größte Manko der Reform ist jedoch, dass sie nicht bindend ist.
Schulen können selbst entscheiden, ob Pädagogen die Zeugnisse künftig nur noch in Berichtsform schreiben. Im Fall der Ahrensburger Grundschule Am Reesenbüttel herrscht Klarheit. Dort wird man auf unbestimmte Zeit weiter mit Noten arbeiten. Andernorts werden sich Lehrer und Eltern, sofern deren Stimme überhaupt relevant ist, womöglich für Berichtszeugnisse entscheiden. Nicht sofort, aber zumindest ab dem Schuljahr 2015/2016. Zum Beispiel an der Reinbeker Gertrud-Lege-Schule, wo es eine Tendenz in Richtung Wende-Verordnung gibt. Es droht ein wildes Durcheinander.
Im Extremfall könnte das in einer Stadt mit zwei Grundschulen so aussehen: Die eine benotet, die andere schreibt Berichte. Und wie steht es dann mit der Vergleichbarkeit? Fehlanzeige. Die Leidtragenden wären die Kinder. Sie sollten wissen, wie sie im Vergleich zu anderen stehen. Mithilfe eines einheitlichen Bewertungssystems. Lernen ohne Noten? Entweder ganz oder gar nicht.