Überraschende Aussage im Prozess vor dem Ahrensburger Amtsgericht gegen einen 52-Jährigen aus Trittau. Der Angeklagte schweigt weiter zu den Vorwürfen. Er soll Kokain verkauft haben.
Ahrensburg/Trittau Seine Hände sind gefaltet. Ein auffälliger Goldring mit einem großen grünen Stein schimmert im künstlichen Licht des Ahrensburger Gerichtssaals. Auch am zweiten Verhandlungstag gegen den mutmaßlichen Kokaindealer aus Trittau schweigt der kräftig gebaute, glatzköpfige Angeklagte mit den tätowierten Unterarmen.
Die Staatsanwaltschaft wirft Hayo M. (Name geändert) vor, zwischen Juli und September 2013 in Trittau und Umgebung mit Kokain gehandelt zu haben. Polizisten hatten kurz nach M.s Festnahme 42 Gramm der Droge in seinem Auto gefunden. Der Ankläger geht davon aus, dass der 52-Jährige pro Gramm 50 Euro von seinen Kunden verlangte. 3010 Euro, die mutmaßlich aus Drogengeschäften stammten, wurden bei einer Hausdurchsuchung im September sichergestellt.
Swingerclub-Besitzerin sagt, dass ihr das beschlagnahmte Geld gehört
„Das ist mein Geld“, sagt eine 48-Jährige aus Köthel, die beim Betreten des Gerichtssaals ein herzliches Lächeln auf das sonst grimmige Gesicht von M. zaubert. Sie ist Inhaberin eines Swingerclubs in Hamburg. M. war ihr Kassenwart. Doch ein Kassenbuch kann die stämmige, südländisch aussehende Frau mit den langen schwarzen Haaren nicht vorweisen. „Ich bin lange mit Hayo befreundet. Wir vertrauen uns“, sagt die Frau mit der tiefen Stimme.
„Wenn es Ihr Geld ist, warum haben Sie bei der Polizei nicht die Herausgabe verlangt?“, möchte der Richter wissen. „Ich warte ab, was hier jetzt passiert“, so die Swingerclub-Besitzerin.
Bereits beim ersten Verhandlungstag war Hayo M. von einem Zeugen schwer belastet worden. Der 41-Jährige aus Lütjensee war ein Kunde und bestätigte vor Gericht, mehrfach Kokain bei M. gekauft zu haben.
Laut Ermittlern ist der Angeklagte mit „Bullen-Matze“ befreundet
Nach seinem letzen Kauf hatte die Polizei den Lütjenseer festgenommen. Denn die Ermittler hatten Hayo M. observiert, sein Telefon abgehört, SMS mitgelesen und auch Geschäfte gefilmt. Doch offenbar wusste M. von der Überwachung. In Telefongesprächen erwähnte er dies, sagte seinen mutmaßlichen Kunden, dass sie nicht mehr zu ihm nach Hause kommen sollten.
Als ein Kunde eine SMS „Hast du vier Mint auf Kredit für mich?“ schrieb, beschwerte sich M. später in einem Telefonat, dass dies zu offensichtlich sei.
Doch woher wusste M. von der Observation? Vermutlich von einem Polizisten, der in Trittau lebt und mit M. befreundet ist. Zu dieser Erkenntnis kamen die Ermittler. „Es fiel der Name Bullen-Matze“, sagt ein Beamter, der die Gespräche mitgehört hat. „Aber das haben wir nicht weiter geprüft.“
Ein anderer Freund von M. sagt, dass es zwischen Bullen-Matze, so der Spitzname des verdächtigen Polizisten, und M. zu einem Streit gekommen sei. „Er sagte zu Hayo, dass er mit dem Scheiß aufhören soll“, so der Zeuge. Er habe das Gespräch aber nicht weiter verfolgt und auch nichts von M.s Geschäften mitbekommen. Ein Urteil wird für 14. August erwartet.