Rund 350 Gäste feierten das 25-jährige Bestehen des Gutes Wulfsdorf als biologisch-dynamischer Anbaubetrieb. Bürgermeister Michael Sarach bezeichnet den Hof als Imageträger für Ahrensburg.

Ahrensburg. Elisabeth und Georg Lutz freuen sich sichtlich über die vielen Gratulanten am Ehrentag „ihres“ Hofes. Die Pächter des Gutes Wulfsdorf in Ahrensburg schütteln Hände, nehmen Präsente entgegen, lassen sich umarmen und beglückwünschen. Und ein bisschen feiern sich auch alle selbst. Denn jeder geladene Gast hat im vergangenen Vierteljahrhundert zum Erfolg des Biohofes beigetragen.

„Wir wollten mit Menschen feiern, die – in welcher Form auch immer – eine tiefe Verbundenheit zum Gut Wulfsdorf haben“, sagt Georg Lutz. „Nur gemeinsam war es möglich, das alles zu schaffen.“ In Zahlen ausgedrückt ist „das alles“ 360 Hektar bewirtschaftetes Land, davon 230 Hektar Ackerfläche, 110 Hektar Grünland und 20 Hektar Gemüseanbau. Hinzu kommen Hühner, drei Pferde, ein Esel und ein Hund sowie 200 Rinder, 330 Gänse und 450 Mastschweine.

All dem liegen die Grundlagen des biologisch-dynamischen Landbaus zu Grunde: Die Tiere werden mit selbst erzeugtem Futter gefüttert, der hofeigene Dünger erhält die Fruchtbarkeit des Bodens. Statt Pestiziden oder anderer chemischer Mittel kommen ausschließlich tierische und pflanzliche Substanzen zum Einsatz. Georg Lutz: „Unser Hof ist ein eigenständiger Organismus, der sich zwar immer wandelt und auf neue Gegebenheiten einstellt, trotzdem aber eine Beständigkeit bietet, auf die man sich verlassen kann.“ Und das seit nunmehr 25 Jahren.

1989 suchte die Stadt Hamburg einen Pächter für das Gut, das als Bauernhof mit den Schwerpunkten Ackerbau und Schweinemast betrieben wurde. Georg Lutz war 32 Jahre alt und hatte Erfahrung in ökologischer Landwirtschaft. „Ich habe mir gerade noch einmal meine Bewerbung durchgelesen, die ich der Stadt Hamburg geschickt habe“, erzählt er. Darin habe er diverse Möglichkeiten aufgezeigt, wie das Gut erfolgreich bewirtschaftet werden könnte.

„Ich war schon immer ein Visionär mit vielen Ideen. Gleichzeitig bin ich aber auch realistisch genug, um einschätzen zu können, was wirklich funktionieren kann.“ Seine Bewerbung überzeugte. Und das, obwohl „Bio“ vor 25 Jahren für viele noch ein Fremdwort war. Die Anhänger der biologisch-dynamischen Lebensweise wurden als Randgruppe angesehen und im schlimmsten Fall als „körnerfressende Ökos“ bezeichnet.

Doch Georg Lutz und Ehefrau Elisabeth ließen sich nicht beirren. Kontinuierlich bauten sie mit vielen Unterstützern ihr Angebot immer weiter aus. Vom hofeigenen Laden und einem Gemüse-Marktgeschäft über eine Hofbäckerei und -metzgerei bis hin zu neuen Maschinen- und Lagerhallen – Schritt für Schritt wurde aus Gut Wulfsdorf ein mittlerweile mehrfach preisgekrönter Betrieb.

Familie Lutz schaut auch über den Tellerrand hinaus. 2004 gehört sie zu den 60 Parteien, die das gegenüberliegende Gelände kaufen, auf dem das ökosoziale Wohnprojekt Allmende Wulfsdorf entsteht. „Eine Nachbarschaft, die sich gegenseitig befruchtet und immer wieder neue Impulse liefert, ist unheimlich wichtig“, sagt Georg Lutz.

Kein Wunder, dass Bürgermeister Michael Sarach das Gut Wulfsdorf als „Imageträger für Ahrensburg und darüber hinaus“ bezeichnete. Zu den treuen Unterstützern zählt auch der Initiativkreis Gut Wulfsdorf. Der Förderverein veranstaltet Hofführungen für Kindergärten und Schulen, pflegt Biotope, fördert den Erhalt der historischen Gebäude und hilft bei Veranstaltungen.

Ulrich Schmidt ist Vereinsmitglied der ersten Stunde. Der 69-Jährige hat Elisabeth und Georg Lutz vor 25 Jahren kennengelernt, als er auf dem Gut einen Weihnachtsbaum kaufen wollte. „Der Betrieb war in einem sehr desolaten Zustand“, so Schmidt. „Georg und ich kamen ins Gespräch, und mir gefielen die Visionen, die dieser Mann hatte.“ Ulrich Schmidt fand schnell Mitstreiter, die wie er vom Konzept überzeugt waren. Einmal im Monat treffen sich Vereinsmitglieder und Interessierte. Vorsitzender ist heute Reinhold Hollerbach, der die Bio-Bäckerei betreibt.

Mit einer Jubiläumsausstellung informiert das Gut über seine Geschichte: Auf dem Gelände sind Schautafeln aufgestellt, die mit Fotos und Texten die bewegte Vergangenheit dokumentieren. Im Wasserturm können Besucher weitere Fotos begutachten. Geöffnet ist die Ausstellung bis 12. Juli montags bis sonnabends von 11 bis 17 Uhr.