Reinbeker wollen auch ohne Unterstützung der Nachbargemeinde beim Bildungsministerium in Kiel den Antrag für ihre Gemeinschaftsschule am Mühlenredder stellen. Im Sommer 2015 soll die Oberstufe dort starten.
Reinbek. Noch im März waren sich die Stadt Reinbek und die Gemeinde Wentorf einig, dass sie gemeinsame Sache machen wollten. Das von beiden Seiten befürwortete Projekt war eine gymnasiale Oberstufe für die Gemeinschaftsschule Reinbek (gut 500 Schüler) und die Regionalschule (ab diesem Sommer Gemeinschaftsschule) Wentorf (etwa 460 Schüler), für die mehrere gute Gründe sprachen. Doch spätestens als es um die konkrete Gestaltung der Idee ging, war von Gemeinsamkeit kaum noch die Rede – das Ziel, eine G9-Oberstufe im Einzugsgebiet schon zum Schuljahr 2015/16 zu starten, schien aus den Augen verloren zu sein.
Schlimmer noch: Nachdem Wentorf zunächst eine Fusion der beiden Schulen, die ungefähr vier Kilometer voneinander entfernt liegen, kategorisch abgelehnt hatte, schrieb die stellvertretende Bürgermeisterin Kristin Thode (CDU) per E-Mail eine harsche Absage an ihren Reinbeker Amtskollegen, Bürgermeister Axel Bärendorf. Darin hieß es: „Angesichts der Vorgaben in der Diskussionsvorlage sehen wir in Wentorf derzeit keine Möglichkeit der organisatorischen Verbindung der beiden Schulen (Kooperation).“ Sie bezog sich dabei auf ein Konzept des Reinbeker Rektors Frank Lölling vom 7. Mai.
Auch wenn Kristin Thode danach beteuerte, in Sachen gemeinsamer Oberstufe weiterhin gesprächsbereit zu sein, hat man jetzt in Reinbek reagiert. Der Sozial- und Schulausschuss beauftragte die Reinbeker Verwaltung, den Antrag für eine gymnasiale Oberstufe zeitnah beim Bildungsministerium in Kiel zu stellen. Dahinter steht die Befürchtung, dass durch weitere fruchtlose Diskussionen das sportliche Ziel verfehlt werden könnte, mit der neuen Oberstufe bereits zum Schuljahr 2015/16 starten zu können. Was nicht zuletzt für betroffene Schüler sehr ärgerlich wäre.
„Der Antrag in Kiel ist auch ein wichtiges Signal", sagt Tomas Unglaube (SPD), Vorsitzender des Reinbeker Sozial- und Schulausschusses. „Wir wollen nicht bis zum St. Nimmerleinstag auf ein detailliertes Konzept warten, sondern formale Voraussetzungen für das Oberstufen-Projekt schaffen.“ Parallel zum Antrag soll die Schulleitung am Reinbeker Mühlenredder ein Konzept für die Solo-Initiative vorlegen, in dem die inhaltlich-pädagogische Ausrichtung ihrer Oberstufe, zu erwartende Schülerzahlen, der Raumbedarf sowie Investitions- und Folgekosten skizziert werden. Wichtig ist dem Reinbeker Ausschuss, dass grundsätzlich an der Idee einer Kooperation mit Wentorf festgehalten wird. „Wir wollen die Tür nicht zuschlagen“, sagt Unglaube. Und Bürgermeister Bärendorf fügt hinzu: „Wir würden den Gesprächsfaden mit Wentorf gern wieder aufnehmen.“
Beide wissen, dass nach der Zusage aus Kiel die Arbeit erst richtig beginnt. Der Sanierungsstau an der Gemeinschaftsschule Reinbek ist bekannt: Die Gebäude sind energetisch unzureichend isoliert, es fehlt für den behindertengerechten Betrieb ein Aufzug, die naturwissenschaftlichen Räume sind auf dem Stand der 70er-Jahre. Auch wegen der ungewissen Ausrichtung der Schule wurden Baumaßnahmen bislang aufgeschoben. Tomas Unglaube ist überzeugt davon, dass sich das rasch ändern würde, sobald klar wäre, dass die Oberstufe an den Mühlenredder kommt: „Ich rechne nach der intensiv geführten Diskussion mit einer starken Sogwirkung des Projekts.“