Die Gemeinschaftsschule Hahnheide in Trittau möchte ein G9-Abitur anbieten. Das benachbarte Gymnasium hat Bedenken.
Trittau. Das Thema Schule bewegt die Bürger. Das hat sich einmal mehr bei einer Informations- und Diskussionsrunde an der Hahnheide-Gemeinschaftsschule in Trittau gezeigt. Rund 150 Teilnehmer kamen, um über die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der Schule zu sprechen.
Die meisten Besucher waren Eltern, deren Kinder die Schule besuchen. Sie kämpfen für eine Oberstufe mit den Klassen 11 bis 13, die es den Schülern ermöglichen würde, an der Hahnheide-Schule ihr Abitur nach neun Jahren (G9) ablegen zu können. Die Elternversammlung hat sich bereits mehrheitlich für die Einführung einer solchen Oberstufe ausgesprochen, ebenso die Lehrer der Schule. Die Hahnheide-Schule hat daher bereits einen Antrag auf die Einführung bei ihrem Träger, dem Schulverband Trittau, gestellt.
Zu dem Treffen am Mittwochabend hatte der Vorstand des Elternbeirates der Hahnheide-Schule eingeladen, dessen Vorsitzender Stephan Burmester moderierte die Veranstaltung. "Wir wollen, dass unsere Kinder in ihrer gewohnten Umgebung das Abitur nach 13 Schuljahren machen können und dafür nicht weit weg zu anderen Schulen fahren müssen", sagte Burmester zur Begründung, warum sich die Eltern für eine gymnasiale Oberstufe einsetzen. "Außerdem hätten sie hier dann die Möglichkeit zum G9-Abitur", so Burmester. "Das bedeutet weniger Leistungsdruck." Bislang müssen Hahnheide-Schüler, die Abitur machen wollen, nach der 10. Klasse entweder auf ein Gymnasium wechseln oder eine der Gemeinschaftsschulen besuchen, die bereits eine gymnasiale Oberstufe haben. Die erstere Variante bedeutet allerdings, dass sie das Abitur nach der 12. Klasse erwerben, das sogenannte G8-Abitur, mit entsprechender Verdichtung des Unterrichtsstoffes.
Die Einführung einer Oberstufe ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Über diese informierte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Martin Habersaat, der vom Elternvorstand eingeladen worden war. Er nannte als Voraussetzungen unter anderem einen Antrag des Schulträgers beim Bildungsministerium in Kiel und eine Genehmigung des Ministeriums, das die regionale Schulentwicklungsplanung berücksichtigen werde. "Der Antragsteller muss darlegen, dass langfristig mindestens 50 Schüler die Oberstufe besuchen würden", sagte Habersaat.
Der Schulleiter der Hahnheide-Schule, Hartmut Hentschel, glaubt, dass seine Schule diese Zahlenvorgabe erfüllen kann. "Da bin ich zuversichtlich", sagte er. Im vergangenen Schuljahr hätten 30 Abgänger das Abitur machen wollen. Hentschel glaubt außerdem, dass zusätzliche Schüler zur Hahnheide-Schule kommen, die bislang bei anderen Gemeinschaftsschulen mit Oberstufen angemeldet werden. Laut Hentschel hat die Hahnheide-Schule derzeit rund 620 Schüler.
Das Landesbildungsministerium in Kiel wollte gestern auf Nachfrage des Abendblattes keine Prognose abgeben, wie groß die Chancen der Hahnheide-Schule sind, eine Oberstufe genehmigt zu bekommen. "Wir werden die Entwicklung der Schülerzahlen berücksichtigen, die bestehenden Oberstufen in der Umgebung und ob es weitere Anträge von anderen Schulträgern gibt", sagte Pressesprecherin Patricia Zimnik.
Bei der Diskussionsrunde meldeten sich auch viele Eltern zu Wort. So unter anderem Tanja Höfges, die Vorsitzende des Fördervereins der Hahnheide-Schule, deren zwölf Jahre alter Sohn dort unterrichtet wird. "Es wäre fantastisch, wenn mein Sohn zum Abitur an der Schule bleiben und dort etwas entspannter ein G9-Abitur machen könnte", sagte sie dem Abendblatt.
Für den Schulverband Trittau, der als Träger zunächst über den Antrag der Hahnheide-Schule entscheiden muss, waren die Bürgermeister von Trittau und aus umliegenden Gemeinden sowie die Vorsitzende Ute Welter-Agatz anwesend. "Der Verband wird sich bei seiner nächsten Sitzung eine Meinung bilden", sagte Welter-Agatz. Der Schulverband behandelt das Thema in öffentlicher Sitzung am Montag, 3. Dezember, ab 19.30 Uhr im Trittauer Verwaltungsgebäude (Europaplatz 5).
Bedenken gegen eine gymnasiale Oberstufe an der Hahnheide-Schule äußerte Edgar Schwenke, der Direktor des Gymnasiums Trittau, das ebenfalls zum Schulverband gehört und seinen Standort direkt neben der Hahnheide-Schule hat. "Bei zwei Oberstufen im Schulverband müssten das zur Verfügung stehende Geld und Personal geteilt werden", sagte er. "Für jeden Schüler bleibe dann weniger als jetzt übrig." Er favorisiert als Lösung eine Kooperation beider Schulen, um eine gemeinsame Oberstufe anzubieten. Ein Gespräch der Schulleiter darüber und ein entsprechendes Angebot des Gymnasiums habe es bereits gegeben.
Hahnheide-Schulleiter Hartmut Hentschel sagte, dass es dazu weiteren Gesprächsbedarf gebe. "Wir wollen vorrangig eine eigene gymnasiale Oberstufe", erklärte er.