Im Zentrum der Schlossstadt können Einwohner und Gäste kostenlos Internet in Breitbandfestnetzqualität nutzen. 30 Minuten pro Tag sind frei. Die Firma Kabel Deutschland bietet diesen Service an.

Ahrensburg Michéle Dellenbach sitzt an einem Bistrotisch vor einem Café. In den Händen hält sie ein iPad – einen sogenannten Tablet-Computer – und blickt fasziniert auf dessen Bildschirm. Die 18 Jahre alte Schülerin aus Ahrensburg ist tatsächlich drin im Internet, hier unter freiem Himmel kann sie nun nach Herzenslust surfen – im Festnetz. Und zwar ohne Vertrag, ja sogar ohne auch nur einen einzigen Cent dafür bezahlen zu müssen. In weiten Teilen der Ahrensburger Innenstadt ist das jetzt möglich. „Toll“, sagt Michéle und strahlt. „Werde ich bestimmt öfter machen.“ Es spart womöglich auch Geld: Wer über W-LAN surft, schont sein oft monatlich begrenztes Datenkontingent für die Internetverbindung übers Mobilfunknetz.

Was Michéle toll findet, ist das Ergebnis einer Initiative des Anbieters Kabel Deutschland. Die Firma hat Ahrensburg und etliche weitere kleinere Städte im Norden – darunter Bad Segeberg, Buchholz, Buxtehude, Lüneburg, Stade, Wedel und Winsen – in Surferparadiese verwandelt. In den Stadtgebieten sind jeweils mehrere sogenannte öffentliche W-LAN-Hotspots in Betrieb genommen worden, über die sich jeder Einwohner, jeder Besucher drahtlos ins Festnetz-Internet einwählen kann. Genau so, wie es Millionen von Nutzern bereits zu Hause in ihren Wohn- und Arbeitszimmern machen. Einzige Einschränkung: Kostenlos sind maximal 30 Minuten pro Tag. „Das reicht, wenn man unterwegs mal schnell etwas nachschauen möchte“, meint Michéle.

Das Angebot erinnert an ein Pilotprojekt des Mitbewerbers Deutsche Telekom in Hamburg. Dort sind bereits im Herbst vergangenen Jahres öffentliche W-LAN-Hotspots ans Netz gegangen, über die sich Nutzer täglich eine Stunde kostenlos ins Internet einwählen können. Im Umland sucht es dagegen seinesgleichen. Zwar unterhält die Telekom auch außerhalb der Metropole ein Netz an W-LAN-Hotspots, im Vergleich mit dem von Kabel Deutschland ist es sogar deutlich engmaschiger. Zielgruppe sind allerdings zahlende Kunden. Für 24 Stunden etwa sind 4,95 Euro fällig. Konzernsprecherin Stefanie Halle macht deutlich, dass die Firma schließlich Geld verdienen wolle. „Hinter allem steckt ein Geschäftsmodell.“

Firma setzt auf den Werbeeffekt

Zweifellos auch hinter der Kabel-Deutschland-Initiative. Konzernsprecher Maurice Böhler sagt: „Für uns sind die öffentlichen W-LAN-Hotspots ein Weg, auf unser Unternehmen aufmerksam zu machen. Wir möchten zeigen, dass wir etwas zu bieten haben.“ Die Intention: Wer für sich zu dem Ergebnis kommt, dass er über den öffentlichen Hotspot komfortabel surfen kann, der könnte schon bald ein zahlender Kunde werden. Im Geschäft mit Internetzugängen sehen die Kabelfernsehnetzbetreiber offenbar noch viel Luft nach oben: Daten der Bundesnetzagentur zufolge hat sich deren Zahl seit 2006 bundesweit mehr als verzehnfacht – auf rund 5,2 Millionen im vergangenen Jahr. Allein von 2012 auf 2013 sind etwa 800.000 hinzugekommen.

Ein weiteres Geschäftsmodell der Telefongesellschaften: W-LAN in Cafés und Restaurants. Hier übernehmen die Gastronomen die Kosten für den Anschluss. Für Gäste ist dann ein Glas Latte Macchiato oder ähnliches das Passwort fürs Internet. Im Ramrob an der Hagener Allee in Ahrensburg zum Beispiel ist Internet Standard. Betreiber Ramon Loizou sagt: „Unsere Gäste möchten das gern nutzen, und deshalb bieten wir ihnen diese Annehmlichkeit.“ Auch die Stormarner Filialen der Fastfood-Kette McDonald’s bieten ihren Gästen Internet an. Das Unternehmen ist Partner der Deutschen Telekom. Wer einkehrt, kann eine Stunde kostenlos via W-LAN surfen – täglich aufs Neue.

Der Ahrensburger Axel Strehl, Landesvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, hat zwar selbst noch keinen W-LAN-Hotspot in seinem Restaurant am Reeshoop, sagt aber: „Wo die Nachfrage da ist, sollten Gastronomen so etwas machen. Wir müssen uns nach unseren Gästen richten.“ Kabel-Deutschland-Sprecher Maurice Böhler spricht von einer Kundenbindungsmaßnahme der Gastronomie: „Es wird oft schon erwartet, dass die Gastronomie W-LAN anbietet.“

Wo genau öffentliche W-LAN-Hotspots zu welchen Konditionen genutzt werden können, ist den Internetseiten der Telefongesellschaften zu entnehmen. Auch verschiedene Internetseiten wie hotspot.portel.de bieten einen ersten Überblick, der nicht umfassend sein muss. Eine offizielle Übersicht existiert nicht. Armasari Soetarto von der Bundesnetzagentur: „Das ist ein Markt, der nicht reguliert wird. Insofern beobachten wir ihn nicht.“