Hunderte kaputte oder gestohlene Fahrräder blockieren vor allem an Bahnhöfen in Stormarn Plätze. Städte rufen zu Hinweisen auf. Viele Räder werden versteigert, andere gespendet oder verschrottet.
Ahrensburg. Hunderte gestohlene oder schrottreife Fahrräder stehen in Stormarns Städten herum. Alte und verrostete, aber auch teilweise gut erhaltene Exemplare blockieren vor allem an den Bahnhöfen dringend benötigte Abstellplätze. Aber auch auf anderen öffentlichen Plätzen oder an Laternen werden Räder angeschlossen abgestellt – und nie wieder abgeholt.
„Ich beobachte einige Räder an der Bahnhofstraße schon seit Jahren“, sagt ein Ahrensburger. Der Radler ärgert sich, dass so wenig unternommen wird, um das Problem zu lösen. „Die Stadt sollte diese Fahrradleichen erst einmal entfernen, bevor sie ein neues teures Parkhaus für Fahrräder baut“, sagt der Mann. Er schätzt, dass allein im Bereich der Bahnhofstraße bis zu 30 verlassene Räder stehen. Einige schrottreife Exemplare ständen seit drei Jahren immer an derselben Stelle. „Die benutzt keiner mehr“, ist er sich sicher.
„Wir begutachten jeweils im Frühjahr und im Herbst eines Jahres mit Polizei und Mitarbeitern vom Bauhof alle Bahnhöfe und viele öffentliche Plätze. Unbenutzt wirkende Räder werden dann mit einem roten Flatterband markiert“, sagt Andreas Zimmermann, Ahrensburgs Rathaussprecher. Nach zwei bis vier Wochen werden die markierten Exemplare, die in der Zwischenzeit nicht bewegt wurden, dann mitgenommen. Rund 50 Räder bekämen pro Begehung ein Flatterband.
Ein Mitarbeiter vom Bauhof, der für die Straßenunterhaltung zuständig ist, erklärt das Prozedere: „Die Bänder werden um Rahmen und Bügel gebunden. Wird das Rad bewegt, reißt das Band und wir wissen, dass es weiterhin benutzt wird.“ Bleibt das Band unversehrt, kommen die Elektroflex oder der Bolzenschneider zum Einsatz. Gut erhaltene Exemplare werden im Keller des Rathauses bis zur nächsten Fundsachenversteigerung gelagert. „Besitzer haben bis dahin noch die Möglichkeit, ihr Rad abzuholen“, sagt Zimmermann. Momentan stehen zwischen 20 und 30 Fundräder in der Rathausgarage, wobei nicht alle vom Bauhof abtransportiert worden sind.
Etwa 50 vollkommen schrottreife Räder werden jedes Jahr direkt vernichtet. Um das wachsende Problem besser in den Griff zu bekommen, hat der Bauhof nun angeregt, neue Flatterbänder mit einem aufgedruckten Warntext anzuschaffen. Dann sei für jeden deutlich, was mit dem Rad passiere, wenn es nicht abgeholt werde. „Wir hatten schon Fälle, bei denen sich nach der Versteigerung plötzlich Eigentümer meldeten und ihr Fahrrad wiederhaben wollten. Ein Käufer, der ein Gefährt ersteigert hatte, wurde sogar vom ehemaligen Besitzer des Diebstahls bezichtigt.“
Andere Städte in Stormarn gehen nur sporadisch gegen Fahrradleichen vor. Bad Oldesloe reagiert, wenn Bürger oder Polizisten verlassene Räder melden. „Auch der Bauhof hat ein Auge auf die typischen Stellplätze. Schwerpunkte sind bei uns der Bahnhof und das Schulzentrum“, sagt Gabriele Jähnig vom Fundbüro der Stadt.
Auffällige Räder werden mit einem Zettel gekennzeichnet. „Nach einigen Wochen wird das Rad dann vom Bauhof mitgenommen, dort katalogisiert und bis zur nächsten Versteigerung gelagert“, sagt Jähnig. Jährlich werden zwischen 70 und 120 Räder versteigert. „Den Rest bieten wir den Stormarner Werkstätten an. Was dann noch übrig bleibt, wird verschrottet“, sagt Christiane Fries vom Bauhof. Das seien meist nur ein oder zwei Räder.
Auch Reinbek unternimmt erst etwas bei konkreten Hinweisen aus der Bevölkerung. „Mitarbeiter des Ordnungsamts und der Polizei stellen ebenfalls gelegentlich Fahrradleichen fest“, sagt Gabriele Lange vom Bürgerbüro. Spezielle Kennzeichnungen gebe es nicht. Das Ordnungsamt beobachte offensichtlich ungenutzte Räder eine Weile. „Dann holt der städtische Betriebshof die Räder ab und bringt sie zum Rathaus“, sagt eine Mitarbeiterin vom Ordnungsamt. Im Fundbüro wählen die Mitarbeiter die Räder aus, die noch verkauft werden können. Der Rest werde verschrottet. „Das sind unter zehn Stück im Jahr.“ 50 bis 80 Räder kommen bei der jährlichen Versteigerung im Spätsommer unter den Hammer.
Einmal musste allerdings auch die Stadt Reinbek eine große Aufräumaktion starten. Im Herbst vergangenen Jahres nahmen Mitarbeiter des Ordnungsamtes das Areal rund um den Bahnhof gezielt unter die Lupe. Alle Räder, die einen verlassenen Eindruck machten, wurden zunächst gekennzeichnet. Außerdem wurden die Bürger aufgerufen, sich zu melden, wenn sie verlassene Räder bemerken. Auf diese Weise sei es gelungen, den Bereich auf einen Schlag zu lichten. Die Stadt schließt nicht aus, dass es solche Aktionen künftig regelmäßig geben wird.
Aufmerksame Bewohner melden sich auch immer wieder im Ahrensburger Rathaus. „In solchen Fällen schicken wir sofort einen Mitarbeiter los, um das Rad zu markieren“, sagt Verwaltungssprecher Zimmermann. Der Bauhof wird tätig, wenn ein Rad zum Risiko für andere Verkehrsteilnehmer wird.
Ein Beispiel ist ein beigefarbenes, verrostetes Rad, das am Ende der Bahnhofstraße in der Nähe der Glas- und Papiercontainer an eine Infotafel angeschlossen worden war. Ein Passant berichtet, das es mindestens seit einem halben Jahr dort stehe. Andere Räder in einem ähnlichen Zustand beobachte er schon seit drei Jahren an verschiedenen Abschnitten der Bahnhofstraße. Zumindest das beigefarbene Rad, über das sich bereits mehrere Anrufer beschwert hatten, ist inzwischen abtransportiert worden.
Mehr Arbeit könnte auf die Bauhofmitarbeiter schon bald zukommen, denn die Frühjahrs-Besichtigung aller relevanten Plätze steht noch aus. Der Termin steht aber noch nicht fest. Dabei fallen schon einem Bauhofmitarbeiter auf Anhieb mindestens fünf Räder ein, die eigentlich weg müssten. Fehlt nur noch der Auftrag aus dem Ahrensburger Rathaus.