Eine Vertragsauslösung zwischen Ahrenburg und E.on-Tochter Norddirekt soll noch im Sommer unterzeichnet werden. Um jährlich etwa 200.000 Euro soll sich in der Folge das Defizit des Schwimmbades verringern.
Ahrensburg. Eine Stadt und ihr Schwimmbad. Das soll, mit der Betonung auf „ihr“, in Ahrensburg nun Wirklichkeit werden. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Badlantic-Teilhaber Norddirekt haben nach Abendblatt-Informationen nun die Stadtverordneten der Vertragsauflösung zugestimmt. Sie soll noch im Frühsommer unterzeichnet werden. Und damit, so haben es Berechnungen ergeben, wird das defizitäre Badlantic die Stadtkasse in dem kommenden drei Jahren um rund 600.000Euro entlasten.
Zuvor muss die Stadt allerdings zahlen. Unter dem Strich sind es 600.000 Euro für den Anteil, den bisher die E.on-Tochter an dem Schwimmbad hält. Seit 1997 ist der Energieversorger mit 49 Prozent an dem Schwimmbad beteiligt, das 1983 für umgerechnet gut zwölf Millionen Euro an der Straße Reeshoop gebaut wurde. Dazu gehören die technischen Anlagen im sogenannten Unterdeck des Schwimmbades. Auch das Lehrschwimmbecken und das Freibad baute Vorgänger-Firma Schleswag, nachdem sie in die Betriebsgemeinschaft eingetreten war. Das eigentliche Problem ist allerdings der Liefer- und Leistungsvertrag: Seit 1997 liefert der Mutterkonzern die Energie, die die Stadt wiederum bezahlen muss. Und Energie braucht das Bad eine ganz Menge. Fünf Becken in der Halle sowie eines im Außenbereich müssen beheizt werden. Darunter das längste Becken mit 33 Meter Länge, das für seine Wellenbad-Technik viel Strom benötigt.
Die Energiekosten des Bades sind auch Motivation der Stadt für die angestrebte Vertragsauflösung. Doch auch für Norddirekt ist das Badlantic ein Zuschussbetrieb. Jährlich rund 1,7 Millionen Euro zahlt die Stadt, um das Defizit der Betriebsgesellschaft auszugleichen. E.on Hanse beteiligt sich mit etwa 70.000 Euro pro Jahr am Ausgleich des Minus, weil der Konzern einen Unterdeckungszuschuss vereinbart hat. Nach der Vertragsauflösung will die Stadt Lieferverträge mit einem günstigen Energieanbieter vereinbaren, um Geld zu sparen. Laut Berechnungen könnten 200.000 bis 300.000 Euro im Jahr werden.
Damit ist aber auch eines deutlich: Das Badlantic bleibt auch ohne Norddirekt und seinen Mutterkonzern ein Zuschussbetrieb (geschätzt 1,5 Millionen Euro pro Jahr). „Wir tragen uns derzeit zu etwa 50 Prozent selber“, sagt Badlantic-Geschäftsführer Hermann Roks. Zuletzt hatte das Bad im März seine Eintrittspreise erhöht, um die Kosten „geringfügig abzufedern.“ Erwachsene zahlen nun 30 Cent, Kinder zehn Cent mehr. Mit rund 35.000 Euro Mehreinnahmen rechnet die Badleitung im laufenden Jahr.
Dass das Schwimmbad trotz Defizit in Ahrensburg zur „Daseinsvorsorge“ gehört, darin waren sich Politik und Verwaltung bei den Verhandlungen während der vergangenen Wochen einig. Bürgermeister Michael Sarach: „Kinder müssen in einer Stadt wie Ahrensburg schwimmen lernen können. Vereine und Schulen brauchen dafür ein Bad.“ Auch der Energieversorger hatte signalisiert, dass er einer zeitnahen Vertragsauflösung positiv gegenüber steht. „Wir streben einen Abschluss der Verhandlungen über die Zukunft des Bades an“, sagt Unternehmenssprecher Ove Struck, „unser Ziel ist es, einen partnerschaftlicher Ausgleich mit der Stadt zu finden.“ Zu der anstehenden Vertragsauflösung wollten sich Sarach und Struck nicht äußern.
Wie es allerdings weitergehen soll, sobald die Stadt allein über die Geschicke des Badlantic entscheiden kann, darüber macht sich die Badleitung bereits Gedanken. „Ich glaube auch, dass Ahrensburg ein Bad braucht“, sagt Roks, „aber nicht so eines wie das jetzige.“ Es habe bereits eine Umfrage der Besucher gegeben, deren Ergebnisse nun im Vorstand besprochen werden sollen. Über Inhalt will Roks noch nicht sprechen. Nur so viel: Benötigt würden ein Sportbecken, ein Kursbecken, ein Lehrschwimmbecken und ein Kinderbecken. Wellenbad und Sauna passten aber nicht zur Nachfrage.