Die Ahrensburger Verwaltung hat eine Vorlage für den Finanzausschuss mit dem Ziel einer Vertragsauflösung zwischen der Stadt und E.on Norddirekt erarbeitet. Das Unternehmen strebt einen Abschluss in diesem Jahr an.
Ahrensburg/Quickborn. Der Tag der Weichenstellung für die Zukunft des Ahrensburger Freizeitbades Badlantic rückt näher. Am 12. Mai werden die Mitglieder des Finanzausschusses in nicht öffentlicher Sitzung über eine Vorlage der Verwaltung zur Vertragsauflösung mit der E.on-Tochter Norddirekt beraten. Nach Abendblatt-Informationen sieht der Entwurf vor, dass die Stadt einen Betrag von mehr als einer halben Million Euro an den Mitgesellschafter mit Sitz in Quickborn überweist, um künftig allein über das Schicksal des Bades entscheiden zu können. E.on hält bisher 49 Prozent der Anteile, die Stadt 51. Am 26. Mai ist das Badlantic Thema bei der Versammlung der Stadtverordneten.
„Kann man hier auch null Sterne vergeben? Ich bin vom Badlantic sehr enttäuscht.“ So äußert sich eine junge Hamburgerin im Internetforum „Yelp“ über ihren Besuch des Bades am Reeshoop. „Schmuddelig“ sei es, „kreuz und quer schwimmende Menschen im Sportbecken“, „defekte Duschen“, „eiskaltes Wasser im Freibad und eine unglückliche Preisgestaltung“ – das sind nur einige weitere Beispiele aus der langen Liste der Kritiker. Keine Frage; das einstige Vorzeige-Spaßbad Ahrensburgs ist in die Jahre gekommen.
Wie soll es nun weitergehen? Bei großen Teilen der Politik und der Verwaltung herrscht zumindest in dem Punkt Einigkeit, dass ein Schwimmbad in einem Mittelzentrum wie Ahrensburg zur „Daseinsvorsorge“ gehört, wie Bürgermeister Michael Sarach es formuliert. Er sagt: „Kinder müssen in einer Stadt wie Ahrensburg schwimmen lernen können. Vereine und Schulen brauchen dazu selbstverständlich ein Bad.“ CDU-Fraktionschef Tobias Koch sieht das ähnlich. Auch für ihn stehe das Badlantic nicht grundsätzlich zur Disposition. Koch: „Die Vertragsauflösung ist nur der erste Schritt. Dann geht es um neue Energie-Lieferverträge, auch um steuerliche Aspekte. Wir wollen prüfen, ob ein Querverbund zwischen dem defizitären Bad und den Stadtwerken sinnvoll wäre, bei dem Gewinne und Verluste gegeneinander aufgerechnet werden könnten.“ Aber auch ein Neubau an anderer Stelle sei prinzipiell denkbar, sofern finanziell darstellbar.
Ähnliche Stimmen sind aus den Reihen der FDP zu vernehmen. Nicht nur Schulen und Vereine bräuchten ein Schwimmbad, auch soziale Aspekte seien zu berücksichtigen. Die Stadt müsse schließlich auch an die Menschen denken, die sich einen teuren Freizeitspaß anderenorts oder einen Strandurlaub im Ausland nicht leisten können.
Noch bis Ende November dieses Jahres wird Hermann Roks die Geschäfte im Badlantic führen. Der Stockelsdorfer sagt auf Anfrage des Abendblattes: „Ich glaube auch, dass Ahrensburg ein Schwimmbad braucht. Aber nicht so eines wie das jetzige Bad.“ Benötigt werden aus seiner Sicht ein Sportbecken, ein Kursbecken, ein Lehrschwimmbecken sowie ein Kinderbecken. Das aktuelle Angebot mit Wellenbecken und Sauna passe nicht zur Nachfrage. Als Beleg dafür führt Roks, der im Dezember 2012 das schwere Erbe seiner Vorgängerin Branka Trube antrat, Zahlen an. Besuchten im Jahr nach der Eröffnung 1984 noch bis zu 460.000 Menschen das Badlantic, so waren es in 2013 gerade einmal noch 270.000. „Das Nutzungsverhalten, die Ansprüche der Kunden haben sich stark verändert“, sagt Roks und verweist auf das Arriba in Norderstedt mit aktuell rund 800.000 Gästen pro Jahr. „Aber die haben in das Bad investiert, es permanent attraktiver gemacht.“
Das Freibad am Reeshoop will der Geschäftsführer wegen der hohen Kosten am liebsten schließen. Das Hallenbad müsse „strukturell und atmosphärisch“ verbessert werden. „Ich bin zwar kein Techniker“, sagt Hermann Roks, „aber das kostet mindestens drei Millionen Euro.“ Schätzungen der Verwaltung gehen von einem noch höheren Betrag aus. Aus der Sicht von Hermann Roks haben die Ahrensburger angesichts der möglichen Vertragsauflösung nun die Chance, „völlig neu zu denken und sogar ein neues Bad in Erwägung zu ziehen, das genau auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten wäre.“
Angesichts eines aktuellen Defizits von 1,57 Millionen Euro, sinkender Umsatzerlöse und steigender Personal- und Energiekosten wäre die Vertragsauflösung ein erster, ein sogar relativ kostengünstiger Schritt. Denn mit der Zahlung der „hohen sechsstelligen Summe“ entledigte sich die Stadt auf einen Schlag aller Verbindlichkeiten gegenüber E.on. Auch in Bezug auf Verbindlichkeiten in Zusammenhang mit dem Bau des Freibades, den der Mitgesellschafter damals allein getragen hatte. Sollte die Vertragsauflösung scheitern, müsste Ahrensburg bis 2017 jedes Jahr weiterhin allein dafür knapp 500.000 Euro berappen. Dieser Betrag ist ins Gesamtdefizit eingerechnet.
Was aber, wenn die Politiker der Vorlage der Verwaltung nicht zustimmen? Seit einigen Tagen diskutieren die Mitglieder des Finanzausschusses in ihren Fraktionen über das Für und Wider. Wägen Vor- und Nachteile einer vorzeitigen Vertragsauflösung ab. Offiziell ist in dieser Sache wenig zu erfahren. Weder von der Verwaltung, noch von der Politik oder von E.on Norddirekt. Pressesprecher Ove Struck sagt nur: „Die E.on Hanse AG und ihre Tochtergesellschaft streben einen Abschluss der Verhandlungen über die Zukunft des Badlantic noch in diesem Jahr an. Unser Ziel ist es, einen partnerschaftlichen Ausgleich mit der Stadt Ahrensburg zu finden und zu einem für alle Seiten guten Ergebnis zu kommen.“
Dennoch besteht die Möglichkeit, dass die Ahrensburger Politik die Zahlung der Ablöse verweigert. Dann bliebe der Vertrag mit der regulären Laufzeit bis in das Jahr 2017 rechtswirksam. Möglicherweise aber würden die Karten auch ganz neu gemischt. Die Arbeit von Vertretern der Verwaltung und der E.on-Norddirekt jedenfalls, die in einer Findungskommission über mehrere Monate immer wieder die Köpfe zusammengesteckt haben, um ein sehr kompliziertes Vertragswerk zu entwirren, wäre vorerst für die Katz. Das wäre sicher weder im Sinne des Bürgermeisters noch im Sinne einiger Politiker. Denn die Stadt hat das Energieunternehmen beim Preis nach Abendblatt-Informationen in „harten Gesprächen deutlich runtergehandelt“ .